18 Ærzte Steiermark || 09|2023 Ærzte Steiermark || 09|2023 19 Fotos: Klaus Ranger Gewalt an Ärzt:innen und Pat ient :innen, Gelungene Kommunikat ion, Grenzerfahrung in der Medizin als ethische Herausforderung – zahlreiche Veranstaltungen Grazer Fortbildungstage 2023 ImpFwesen der Grazer For tbi ldungstage der Ärztekammer für Steiermark richten sich an Ärztinnen und Ärzte verschiedenster Fachr ichtungen und in diversen Phasen ihres Berufslebens. „Da s Pl ena r pro - gramm, beginnend am Mittwochabend mit ,Schnittstellen der Psychiatrie in der Praxis´ bis zu ,Was ist gesichert, was ist obsolet in der Medizin 2023?´ am Samstag bietet wieder eine durchgehende Möglichkeit, sich in den verschiedensten interdisziplinären Themen fortzubilden“, betont Gerhard Wirnsberger, Fortbildungsreferent der steirischen Ärztekammer. Die Morgenvorlesung am Donnerstag thematisiert die Herausforderungen und die Zukunft der Telemedizin und auch den Evidenzbasierten Recherchen und dem Faktencheck in der ärztlichen Praxis ist ein Seminar gewidmet. Geehrt und erfragt Im feierlichen Rahmen des Congress Graz wird am Mittwoch (11. Oktober) um 19 Uhr auch der 13. Raif feisen-Landesbank SteiermarkTurnusärztepreis der Ärztekammer für Steiermark übergeben. Rechtzeitig zu den Grazer Fortbildungstagen werden erstmals Ergebnisse der kürzlich erfolgten Ärztebefragung zu den Fortbildungspräferenzen präsentiert. Erfragt wurden neben der bevorzugten Art von Fortbildungsveranstaltungen (online oder in Präsenz) auch jene Fachthemen, zu denen sich die Ärztinnen und Ärzte noch mehr Input wünschen. In der nächsten Ausgabe wird auch AERZTE Steiermark darüber berichten. Das gesamte Programm der GFT findet sich unter: www.grazerfortbildungstage.at Die meisten Eltern beteiligen sich mit ihrem Nachwuchs am empfohlenen und öffentlich finanzierten Kinderimpfprogramm. Den eigenen Impfschutz erneuern sie nicht ganz so konsequent. Die österreichische Bevölkerung oszilliert in puncto Erwachsenenimpfung zwischen europaweit vorbi ldlichen Durchimpfungsraten gegen FSME und einer weitgehenden Immunität gegen Informationskampagnen zur Herpes-zoster-Impfung. Unter dem provokanten Titel „Erwachsenenimpfung in Österreich – wen kümmert´s“ lud das Austrian Health Forum zu einer Diskussionsveranstaltung in den Wiener Ringturm. Warum wir zögern Gegenwartspräferenzen, Unterlassungsef fekt, Überoptimismus, Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung und Verfügbarkeitsheuristik: IHSVerhaltensökonom Florian Spitzer gab eine Einführung in die verhaltenswissenschaftlichen Aspekte von Impfentscheidungen. So bedeutet „Gegenwartspräferenz“, dass Entscheidungen leicht aufgeschoben werden, wenn die Kosten (wie bei Impfungen) in der Gegenwart zu tragen sind, der Nutzen aber erst in der Zukunft deutlich wird. Tritt ein negativer Effekt durch aktives Handeln ein, fühlen wir uns schuldiger, als wenn wir ihn bloß durch eine Unterlassung nicht verhindert haben. Da Impfen aktives Handeln bedeutet, spielt bei der Impfentscheidung auch der Unterlassungseffekt eine Rolle. Mit Überoptimismus ist die Einstellung „Es wird schon nichts passieren“ gemeint, mit Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung das Phänomen, dass gerade geWen kümmert die Erwachsenenimpfung? Bei einer Veranstaltung des Austrian Health Forum diskutierten Vertreter:innen des Gesundheitsministeriums, der Landessanitätsdirektion Wien sowie der ÖGK mit einer Immunologin und einem Verhaltenswissenschafter zum Thema Erwachsenenimpfung. Das Ergebnis: Es muss etwas geschehen! Fachliche Updates, preis- gekrönte Fallberichte und steirische Umfrageergebnisse Die Grazer Fortbildungstage vom 9. bis 14. Oktober decken wie gewohnt ein breites Themenspektrum ab. Präsentiert werden auch erste Ergebnisse der Umfrage zu den Fortbildungswünschen steirischer Ärztinnen und Ärzte. 33 . GRAZER FORTB I LDUNGSTAGE DER ÄRZTEKAMMER FÜR STEIERMARK 9. bis 14. Oktober 2023 I Graz Vorträge, Kurse und Seminare für Ärzte*innen aller Fächer Ärztekammer Steiermark, Fortbildungsreferat, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz Telefon 0316/8044-37, Fax -132, fortbildung@aekstmk.or.at www.grazerfortbildungstage.at GFT23_Inserat.indd 1 09.05.23 09:08 ringe Wahrscheinlichkeiten (wie jene des Erkrankungsrisikos und jene des Impfrisikos) schwer gegeneinander abwägbar sind. Im Falle der COVID-Impfungen kam es da zu gehäuften Fehleinschätzungen. Auch die Verfügbarkeitsheuristik beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten: Jene Information, die aus unserem Gedächtnis schneller abrufbar ist, erscheint uns wahrscheinl icher. Häuf ig verbreitete Fake News über Impfungen haben damit gute Chancen, für wahr gehalten zu werden. Wie zum Impfen motivieren Spitzer erklärte aber nicht nur impfskeptisches Verhalten, sondern schilderte auch verhaltensökonomisch sinnvolle Maßnahmen zur Impfmotivation: Evidenzbasiert ist die Opt-out-Variante für Impftermine. Fix zugeteilte Termine, die aktiv abgesagt werden müssen, steigern die Impfbeteiligung im Vergleich zu unverbindlichen Einladungen (Opt-in-Variante). Ein niederschwelliger Zugang, so Spitzer, beginne bei den Kosten und ziehe sich über eine zeit- und ortsunabhänige, vielfältige Möglichkeit der Terminvereinbarung, Termine zu verschiedenen Zeiten bis hin zu einem einfach auszufül lenden Teilnahmeformular. Um Fa lschinformat ionen rasch und proaktiv begegnen zu können, müsse es ein Monitoring dafür geben. Richtigstellungen sollten mehrsprachig über vielfältige Kanäle aufbereitet werden. Auch der „Messenger-Effekt“ sei zu nutzen, also die Strategie, ImpfVorbilder zu finden, die in den jeweiligen Zielgruppen Vertrauen genießen. WirAustrian Health Forum zum Thema „Erwachsenenimpfung in Österreich – wen kümmert´s?“ Verhaltensökonom Florian Spitzer: Gegenwartspräferenzen, Unterlassungseffekt, Überoptimismus, Wahrscheinlichkeitsvernachlässigung und Verfügbarkeitsheuristik determinieren die Impfentscheidung
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=