26 Ærzte Steiermark || 09|2023 Foto: Niklas Pichler Serie: Darum bin ich Ärztin in der Steiermark Ærzte Steiermark || 09|2023 27 „ E i g e n t - lich wollte i c h Ma - t h e m a t i k studieren“, bekennt Julia Pichler, Hausärztin in Weiz. Ihr Engagement bei der örtlichen Rettung machte dann aus Mathematik Medizin. Aufgrund der Vorerfahrungen im Rettungsdienst standen die Anästhesiologie und Intensivmedizin ganz oben auf ihrer Hit liste zukünf tiger Fachausbildungen, während ihr Hausarzt, Edwin Pösinger, sie schon zu Studienzeiten als seine Nachfolgerin anzuwerben versuchte. Nach dem Ende des Turnus im Jahr 2018 ging Julia Pichler einen ungewöhnlichen Weg: Sie arbeitete halbtags als Assistenzärztin für Anästhesie im LKH Hartberg und den Rest der Zeit als Vertretungsärztin in regionalen Hausarztpraxen. Unter anderem bei Edwin Pösinger, der ihr heute noch beratend zur Seite steht. „Mag die Verbundenheit“ Nach einem halben Jahr in zwei ärztlichen Welten stand ihr Entschluss fest: Es wird die Allgemeinmedizin – aus medizinischen wie privaten Gründen. „Sowohl das Fach als auch die Kollegen waren toll, aber mein Fokus liegt doch eher auf der Allgemeinmedizin“, so Pichler. „Ich mag die Verbundenheit mit den Menschen.“ In vielen Fällen betreut Julia Pichler ganze Familien über mehrere Generationen. Derzeit ist ihre Ordination sogar so ausgelastet, dass sie überhaupt nur mehr weitere Familienmitglieder als Neupatient:innen aufnimmt. Apropos Familienmitglieder: Ihre Entscheidung für die eigene Praxis hat sie mit ihrem Verlobten gemeinsam getroffen, der – aus dem technischen Bereich kommend – nun ihr Ordinationsmanager ist. „Es war klar, entweder machen wir es gemeinsam oder ich mache es nicht.“ Die Patient:innen hielten ihn anfangs für einen weiteren Arzt, zu ungewöhnlich erschien ihnen die – zugegebenermaßen seltene – Konstellation. Angestellte Ärztin Neben der Assistententätigkeit überlässt sie die Kassenabrechnung und Lohnverrechnung ihrem Lebensgef ähr ten, der auch die Ausbi ldung zum Ordinationsassistenten absolviert hat. Die Personalangelegenheiten regelt sie gerne selbst. Durch den Aufbau eines Netzwerkes vertretender Ärzt:innen ist sie zuversichtlich, dass ihr Beruf in der Zukunft auch mit Kindern vereinbar sein wird. Seit Juli hat sie eine Ärztin angestellt, eine ehemalige Kollegin, die wie sie selbst versiert im Ultraschall ist. Denn obwohl die Kasse den Ultraschall nicht bezahlt, gehört er für Pichler zur Vorsorgeuntersuchung. „Ich habe bei Routineuntersuchungen schon mehrere maligne Tumore gefunden.“ Vor der Übernahme der Kassenpraxis war Pichler auch als Wahlärztin tätig, aber nur als Übergangslösung. Letztlich wollte sie eine Kassenpraxis, „damit alle zu mir kommen können“. In den Bereichen Ultraschal l, manuel le und psychosomatische Medizin würde sie es sehr begrüßen, wenn die Krankenkasse den Leistungskata log entsprechend erweitern würde. Neulinge warnt sie vor: „Das erste halbe Jahr in der eigenen Ordination war brutal! Jetzt läuft es rund und ich würde auch alles wieder so machen, wie ich es gemacht habe. Durch diese erste Zeit muss man einfach durch.“ gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Julia Pichler: „Das erste halbe Jahr in der eigenen Ordination war brutal! Jetzt läuft es rund und ich würde auch alles wieder so machen, wie ich es gemacht habe.“ Verbunden mit den Menschen „Entweder machen wir es gemeinsam oder ich mache es nicht.“ 7 WELTÄRZTEBUND Deklaration von Genf DAS ÄRZTLICHE GELÖBNIS Als Mitglied der ärztlichen Profession gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Die Gesundheit und das Wohlergehen meiner Patientin oder meines Patienten wird mein oberstes Anliegen sein. Ich werde die Autonomie und die Würde meiner Patientin oder meines Patienten respektieren. Ich werde den höchsten Respekt vor menschlichem Leben wahren. Ich werde nicht zulassen, dass Erwägungen von Alter, Krankheit oder Behinderung, Glaube, ethnische Herkunft, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, politische Zugehörigkeit, Rasse, sexuelle Orientierung, soziale Stellung oder jegliche andere Faktoren zwischen meine Pflichten und meine Patientin oder meinen Patienten treten. Ich werde die mir anvertrauten Geheimnisse auch über den Tod der Patientin oder des Patienten hinaus wahren. Ich werde meinen Beruf nach bestem Wissen und Gewissen, mit Würde und im Einklang mit guter medizinischer Praxis ausüben. Ich werde die Ehre und die edlen Traditionen des ärztlichen Berufes fördern. Ich werde meinen Lehrerinnen und Lehrern, meinen Kolleginnen und Kollegen und meinen Schülerinnen und Schülern die ihnen gebührende Achtung und Dankbarkeit erweisen. Ich werde mein medizinisches Wissen zum Wohle der Patientin oder des Patienten und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung teilen. Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können. Ich werde, selbst unter Bedrohung, mein medizinisches Wissen nicht zur Verletzung von Menschenrechten und bürgerlichen Freiheiten anwenden. Ich gelobe dies feierlich, aus freien Stücken und bei meiner Ehre. Verabschiedet von der 2. Generalversammlung des Weltärztebundes, Genf, Schweiz, September 1948 und zuletzt revidiert von der 68. Generalversammlung des Weltärztebundes, Chicago, Vereinigte Staaten von Amerika, Oktober 2017 www.wma.net MEDIZINÐIK
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