AERZTE Steiermark | September 2023

6 Ærzte Steiermark || 09|2023 Bereich Bereich Ærzte Steiermark || 09|2023 7 Lange genug gab es aus ärztlicher Sicht um den steirischen Spitalsbereich wirklich Grund zu schwerer Sorge: Die Bedingungen für die Kolleginnen und Kollegen in den KAGesSpitälern waren jedenfalls als nahezu prekär zu bezeichnen. Dementsprechend groß war die Not, ärztlichen Nachwuchs in der Steiermark zu halten – davon, junge Kolleginnen und Kollegen in die Steiermark zu bringen, ganz zu schweigen. Nun haben wir endlich guten Grund zur Hoffnung: Das neue S1-Schema bringt deutliche Verbesserungen für die Jungen, die in Ausbildung gehen. Erfreulicherweise bringt es auch substanzielle Verbesserungen für jene, die sie ausbilden. Endlich wieder angemessene Gehälter und nachhaltige Verbesserungen bei der Arbeitszeit und den Diensten werden dazu führen, dass die steirischen Spitalsärztinnen und -ärzte nicht mehr als gleichsam „hoffnungslose Fälle“ bedauert werden. Und dass man hierzulande im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern nicht lange auf die Basisausbildung warten muss, wird wohl das Seine dazu beitragen, dass junge Ärztinnen und Ärzte sich wieder dafür entscheiden können, hier zu bleiben oder hierher zu ziehen, um als Spitalsärztin und Spitalsarzt vernünftig entlohnt und ohne Burnoutgarantie an der Patientin und am Patienten gute Arbeit zu leisten. Gut Ding braucht Weile. Die oben angeführten positiven Entwicklungen waren nur durch harten Einsatz, langen Atem und hohe Sachkunde verhandelbar. All das haben die steirischen Ärztinnen und Ärzte im letzten Jahr in großem Ausmaß an den Tag gelegt. Allen Beteiligten gebührt herzlicher Dank! Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Abendordination im Rahmen des Wochenend-Bereitschaftsdienstes (Samstag, Sonntag, Feiertag, jeweils von 15 bis 18 Uhr) war eine der wichtigen Errungenschaften für die Patientinnen und Patienten von Jänner bis März 2023. Nachdem in den Augen der GVG und des Gesundheitsfonds die Corona- und auch die Influenza-Infektionen ab April kaum mehr eine Rolle spielten, wurde das Angebot wieder zurückgenommen. Jetzt aber reden alle über die nächste Infektionswelle, die bereits begonnen hat. Das sollte Grund genug sein, um die Abendordination im Rahmen der hausärztlichen Bereitschaftsdienste rasch wieder einzuführen. Es ist kein großes Ding, den Bereitschaftsdienst, den es derzeit nur am Vormittag gibt, auch von 15 bis 18 Uhr wieder anzubieten. Patientinnen und Patienten brauchen es, Ärztinnen und Ärzte können es, die technische Umsetzung durch die GVG kann sehr schnell erfolgen. Die Planer müssen es nur wollen. Und das sollten sie auch. Und zwar rasch und nicht erst im Jänner 2024, wenn der Hut schon längst brennt. Schließlich geht es um die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer. Niemandem würde es einfallen, erst dann Feuerwehren zu schaffen, wenn die Häuser bereits brennen. Hier wird ganz selbstverständlich prophylaktisch gehandelt. Diese Haltung muss es auch in der Gesunddheitsversorgung geben. Wahrscheinlich braucht es dafür entsprechende politische Willensbekundungen. Die von den Planern umgehend umgesetzt werden. Damit die Ärztinnen und Ärzte das auch dürfen, was sie können. Und was ihre Patientinnen und Patienten benötigen. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Abendordination: Menschen brauchen sie Gerhard Posch Steiermark vom Kellerkind an die Spitze Die (gute) Bezahlung ist für Ärztinnen und Ärzte nicht alles, aber sie ist auch als Gradmesser für die Wertschätzung durch den jeweiligen Dienstgeber und die politisch Verantwortlichen dahinter zu verstehen. Die politischen Pflöcke sind in der Steiermark eingeschlagen. Die Steiermark katapultiert sich damit vom Kellerkind zurück an die Spitze. Die formalen Beschlüsse können natürlich erst stattfinden, wenn alle rechtlichen Details abgestimmt sind. Das wird daher nicht vor Oktober möglich sein. Aber alle Verbesserungen gelten bereits mit September 2023, auch wenn die Auszahlungen nach dem neuen S1-Schema erst nach Vorliegen der Beschlüsse erfolgen können. Eine weitere sehr gute Nachricht: An der Medizinischen Universität wird ebenfalls signifikant erhöht. Ebenso wollen die Barmherzigen Brüder wieder zur KAGes aufschließen. Völlig verständlich, dass Sie nur wenig Geduld haben. Aber um die möchte ich Sie dennoch bitten. Eine bis ins letzte Detail gute Lösung ist jedenfalls besser als eine schnelle, die zwar politisch stimmt, aber nicht alle rechtlichen Fragen im Detail beantwortet. Da müssen Sie zwar etwas länger auf die zusätzlich ausverhandelten Gelder warten, aber diese Gelder werden rückwirkend mit 1. September 2023 ausbezahlt. Der Gesamtbetrag, 44 Millionen Euro für die KAGes-Ärztinnen und -Ärzte, ist jedenfalls fix. Und das ist gut für alle – für das Land Steiermark und die Steirerinnen und Steirer, für die Stmk. KAGes und auch für Sie, wenn Sie bei der KAGes arbeiten. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra Standortbestimmung Michael Sacherer Endlich wieder ganz vorne kont a Leider gibt es fast nichts Erfreuliches, dem nicht auch etwas zutiefst Unerfreuliches anhaften könnte: Man mag sich angesichts der deutlichen Verbesserungen für beim Land Steiermark beschäftigte Spitalsärztinnen und -ärzte herzlich mitfreuen – hebt doch das neue S1-Schema die Entlohnung und verbessert die Bedingungen endlich wieder auf ein angemessenes Niveau. Auch jene Kolleginnen und Kollegen, die als Bedienstete bei der Meduni arbeiten, werden nun deutlich besser remuneriert. Wunderbar! Und was ist mit jenen Kolleginnen und Kollegen, die im Dienst der Stadt Graz stehen und in den GGZ, den geriatrischen Gesundheitszentren, Dienst tun? Mit ihnen wurde seitens der Stadt nicht einmal gesprochen. Graz schweigt. Im Gegensatz zur Ärztekammer. Das verstört diese Kolleginnen und Kollegen, die im GGZ unter durchaus anspruchsvollen Bedingungen Tag für Tag exzellente Arbeit an alten und/oder schwer beeinträchtigten Menschen leisten. Diese motivierten Kolleginnen und Kollegen verdienen es, zu wissen, was auf sie zukommt. Diese qualifizierten Kolleginnen und Kollegen seitens des kommunalen Dienstgebers so mir nichts dir nichts im Regen stehen zu lassen, ist alles andere als erfreulich. Und es ist unklug. Wertschätzung sieht anders aus. Das gilt auch für den Respekt. Man könnte auch sagen: So unfair ist man einfach nicht. Nicht als Mensch. Und nicht als Stadt. Dr. Karheinz Kornhäusl ist Facharzt für Innere Medizin am LKH Graz II (Standort West), ÖAAB-Obmann in Graz und ÖVP-Fraktionsvorsitzender im Bundesrat. 2 d batte d batte Karlheinz Kornhäusl Auch Graz muss mit seinen Ärztinnen und Ärzten reden Fotos: KK, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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