Foto: KK Serie: Darum bin ich Arzt in der Steiermark Ærzte Steiermark || 10|2023 27 B e r n h a r d We c h s e l b e r g e r wollte Arzt w e r d e n , „ s e i t d e m ich denken kann“. Daheim gehör ten Schweine und Hühner zu seiner Lebenswelt und schon mit fünf Jahren eignete er sich beim Schlachten erste anatomische Grundkenntnisse an. Der Weg zum Lungenfacharzt mit eigener Ordination folgte daher auch auf eine Phase chirurgischer Ambitionen. In der Region Kurz vor dem Ende seines Turnus erzählte ihm ein Freund begeistert von der Ausbildung zum Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie am LKH Hochsteiermark und motivierte ihn dazu, sich an derselben Abteilung zu bewerben. Mit August 2020 schloss Wechselberger dann, mitten in der Pandemie, seine Ausbildung in Leoben ab. „Ich war gerne im Krankenhaus, habe dort eine erstklassige Ausbildung genossen, aber mit zunehmendem Ärztemangel haben sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert.“ Folglich sah sich Wechselberger nach einer Alternative um. In Knittelfeld, ganz in der Nähe seines Wohnorts, bereitete die niedergelassene Lungenfachärztin Ulrike WeberDiernberger ihren Ruhestand vor. In den letzten Monaten ihrer ä rz t l ichen T ä t i g k e i t a r b e i t e t e We c h s e l - berger regelmäßig bei ihr als Vertretungsarzt und bewarb sich schließlich um die Kassenstelle. Mit Oktober 2022 konnte er dann seine eigene Ordination eröffnen. Kassenvertrag unerlässlich Auch wenn Wechselberger manche Leistungen privat anbietet, ist der Kassenvertrag für ihn unerlässlich: „In einer kleinen Stadt wie Knittelfeld brauchst du die Kassenstelle zur finanziellen Absicherung.“ Von seiner Vorgängerin hat er den günstigen Standort und das Team übernommen. „Gute Mitarbeiter sind Gold wert und meine machen ihren Job wirklich mit Liebe.“ Der Ablauf in der Ordination war ihm durch die Vertretungstätigkeit bereits vertraut. Einfacher vorgestellt hätte er sich die betriebswirtschaftlichen Tätigkeiten: die Steuerangelegenheiten oder das Bestellwesen etwa. Da lässt er sich von seinem Steuerberater, Versicherungsmanager und seinen Mitarbeiterinnen unterstützen, um genügend Zeit für die Medizin zu haben. Ärzt:innen, die eine Niederlassung in Erwägung ziehen, rät er trotzdem: „Auf jeden Fall eine Ordi wagen!“ Mehr Zeit Für Wechselberger hat sich mit dem beruflichen auch das private Leben verändert: Nun hat er mehr Zeit für seine zwei Kinder und bringt sich öfter im Haushalt ein. Den Wegfall der Dienste und die Möglichkeit, sich die Zeit flexibler einzuteilen, verbucht er auf der Habenseite der Ordination. Halbe-halbe im Haushalt geht sich trotzdem nicht aus. „Wer eine Ordination hat, braucht einen Partner oder eine Partnerin mit viel Toleranz“, betont er. Oft fährt er am Abend nach der Familienzeit noch einmal für eine Stunde in die Ordination. „Natürlich könnte ich einen Online-Zugriff von daheim einrichten. Aber mir ist es wichtig, das Berufliche vom Privaten zu trennen.“ Es gibt Tage, an denen in seiner Praxis wirklich viel los ist. „Aber ich habe es noch nie bereut, die Ordination übernommen zu haben.“ gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Bernhard Wechselberger: „Gute Mitarbeiter sind Gold wert und meine machen ihren Job wirklich mit Liebe.“ „Auf jeden Fall Ordi wagen!“ „In einer kleinen Stadt wie Knittelfeld brauchst du die Kassenstelle zur finanziellen Absicherung.“ 8
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