AERZTE Steiermark | Oktober 2023

Bereich Ærzte Steiermark || 10|2023 7 Die Gesundheitsversorgung „ist insgesamt großartig – dank des Einsatzes so vieler Ärztinnen und Ärzte, der Pflegekräfte und aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen“. Das sage nicht ich, das sagt der Landeshauptmann der Steiermark, Christopher Drexler. Nun ist es natürlich nicht falsch, Probleme zu benennen und alles daranzusetzen, sie zu lösen. Aber so zu tun, als gäbe es nur Probleme, ist ein schwerer Fehler. Das haben sich die Menschen, die in diesem Gesundheitssystem arbeiten, nicht verdient. Zumal die Wirklichkeit eine andere ist. Täglich werden in den steirischen Krankenhäusern und in den Ordinationen Heldentaten vollbracht, ganz selbstverständlich und ohne große Worte. Große Worte werden nur gemacht, wenn etwas nicht nach Wunsch läuft. Dann gibt es mächtige Schlagzeilen und gewaltige Erregung. Das ist genau genommen sogar eine gute Nachricht, zeigt es doch, dass die Fehlleistung nicht die Normalität, sondern die Ausnahme, der Sonderfall, ist. Denn nur der Sonderfall wird breit wahrgenommen. Wenn die Fehler selbstverständlich geworden sind, interessiert sich niemand mehr dafür. Dennoch: Es wird Zeit, der Normalität wieder mehr Aufmerksamkeit zu schenken und öfter ein einfaches Wort zu sagen. Nicht nur in der Intimität des Behandlungsraums. Sondern öffentlich. Im Landtag. In den Medien. Das einfache Wort heißt Danke. Der Landeshauptmann macht es vor. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Gesundheitsfonds und Gesundheitsversorgungsgesellschaft haben die Organisation des Bereitschaftsdienstes an sich gezogen. Was sie dabei aber offenbar übersehen haben, ist die Information der Bevölkerung: „Wir haben das Problem, dass die Bevölkerung nicht weiß, dass Kinderärzte da sind“, sagte der Geschäftsführer der Gesundheitsversorgungsgesellschaft, Klaus Pessenbacher, kürzlich in der Kleinen Zeitung über den „Pädiatrischen Bereitschaftsdienst“ in Graz. Das bedeutet: Die Ärztinnen und Ärzte im Bereitschaftsdienst sind nicht ausgelastet, die Krankenhausambulanzen dagegen sind überlastet. Das ist ein generelles Problem solcher Institutionen: Sie begnügen sich damit, Angebote bereitzustellen und vergessen darauf, sie den Menschen, denen diese Angebote zugedacht sind, auch nahezubringen. Im speziellen Fall wurden sie zumindest dafür verantwortlich gemacht, im Allgemeinen sind die Patientinnen und Patienten „schuld“, wenn sie wieder einmal etwas nicht wissen. Das gilt für Bereitschaftsdienste genauso wie für das Impfen. Es wird Zeit, endlich zu begreifen, dass die Vorhaltung von Angeboten ohne intensive und wiederholte Information wenig bringt. Und dass Patientinnen und Patienten nicht wie Vogel- oder Fischschwärme agieren, die blitzartig die Richtung ändern können. Ärztinnen und Ärzte wissen, dass ihre Patientinnen und Patienten keine Sardinen oder Graugänse sind. Sie sind Menschen. Und brauchen ihre Zeit, bis sie eine Möglichkeit erkennen und auch wahrnehmen. Das gehört endlich in die Köpfe der Verantwortlichen: Behandelt die Menschen wie Menschen, nicht wie Schwarmfische. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Menschen sind keine Schwarmfische Standortbestimmung Michael Sacherer Einfach öfter Danke sagen d batte Fotos: Ludwig Schedl, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner

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