Ærzte Steiermark || 11|2023 25 Foto: KK Serie: Darum bin ich Ärztin in der Steiermark Kat ha r i na Reinbacher ist als nied e r g e l a s - sene Allgemeinmedizinerin in die Fußstapfen ihres Vaters getreten – aber nicht gerade auf direktem Weg. Wie der Vater kam auch sie erst im zweiten Bi ldungsweg zum Medizinstudium: „Ich war Krankenschwester und habe meinen Job geliebt. Aber das schwere Heben auf der Schlaganfallstation erschien mir auf Dauer nicht machbar.“ Und so maturierte Reinbacher berufsbegleitend und absolvierte anschließend das Medizinstudium. „Mit 18 Jahren hätte ich mich eh noch nicht reif dafür gefühlt.“ Schneller als gedacht Die Perspektive, Hausärztin zu sein, hat sich für Katharina Reinbacher erst im Turnus ergeben. „Im Studium erschien mir immer jenes Fach am spannendsten, das gerade dran war. Letztendlich waren die Innere Medizin und die Allgemeinmedizin meine Favoriten. Die Möglichkeit, Menschen über längere Zeit zu begleiten, hat letztlich den Ausschlag für die Allgemeinmedizin gegeben.“ Und so begann sie nach dem Turnus in der väterlichen Ordination in Gleisdorf als Wahl- und als Vertretungsärztin. Schon im Turnus hatte sie Fortbildungspunkte gesammelt und als in Gleisdor f eine K a s s e n - stel le ausg e s c h r i e - ben wurde – nicht die ihres Vaters, die bisher unbesetzt geblieben ist –, bewarb sie sich. „Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell eine Stelle zu bekommen, war noch im Mutterschutz und musste binnen kürzester Zeit mein Leben komplett umorganisieren. Ich konnte aber die Übernahme der Stelle um ein Quartal nach hinten verschieben, um alles auf die Reihe zu bekommen.“ Wahlarzt nicht stimmig Reinbachers Partner ging mit dem Sohn in Karenz, der Vater ging in Pension und sie selbst konnte in den Räumlichkeiten ihres Vaters – mit seinem Stammpersonal – ihre eigene Kassenstelle übernehmen. „Ich wol lte nie ausschließlich Wahlärztin sein“, betont sie. „Wenn die Menschen nach der Behandlung zahlen mussten, war das für mich nie stimmig.“ Der Generationenwechseln in der Ordination verlief harmonisch – der Vater hatte sie schon zuvor in ihrer Kompetenz ernstgenommen. Ihre Mutter unterstützt sie noch mit ihrer Kompetenz im Wundmanagement. Auch die Koordination von Praxis und Fami lienleben funktioniert für sie nur im Familienverband. Hätte nicht ihr Partner den anfangs fünfmonatigen Sohn übernommen, hätte sie die Stelle nicht angenommen. Für die Kinderbetreuung nach der Karenz würde sich Reinbacher wünschen, dass jede Gemeinde, die eine Hausarztstelle mit einer Mutter oder einem Vater besetzt, für deren Nachwuchs einen Krippen- und später Kindergartenplatz stellt. Ähnlich hat es auch die Ärztekammer immer wieder verlangt. Hineingewachsen „Ich hatte die perfekte Möglichkeit, in die Arbeit hineinzuwachsen“, resümiert sie. „Wenn jemand kein Arztkind ist, würde ich aber unbedingt zu einer Übergabepraxis raten.“ Keinen Moment noch habe sie es bereut, die Ordination übernommen zu haben. Sie sei den Patient:innen gerne ein Anker und auch in nichtmedizinischen Belangen für sie da. Nur mit der Tendenz der Spitäler, möglichst viel an die Ordinationen auszulagern, habe sie manchmal zu kämpfen. gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Katharina Reinbacher würde sich für jede Hausarztstelle, die mit einer Mutter oder einem Vater besetzt wird, einen Krippen- oder Kindergartenplatz von der Gemeinde wünschen. „Ich bin gerne ihr Anker“ „Die Möglichkeit, Menschen über längere Zeit zu begleiten, hat letztlich den Ausschlag für die Allgemeinmedizin gegeben.“ 9
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