Ærzte Steiermark || 11|2023 33 Walter Hoch Nach Fernseh-Ärzt :innen, Dr. Google und MedizinPodcasts buhlen nun auch Medi zinische Inf luencer, kurz Medf luencer, um die Aufmerksamkeit von medizinisch Interessierten. Medfluencer und ihre Follower sind größtenteils Digital Natives, die mit Internet, Smartphone und Social Media aufgewachsen sind. Ältere Menschen ordnen diese Plattformen vor allem der Unterhaltung zu und informieren sich eher über das Fernsehen. Junge Menschen nutzen Portale wie TikTok, Facebook, Instagram oder YouTube auch als Möglichkeit, medizinische Ratschläge und Gesundheitsinformationen auf eine eingängige Weise unter ihre Follower bzw. Rat- und Hilfesuchenden zu bringen. Die Themen sind meist sehr allgemeiner Natur und kreisen vorwiegend um Gesundhei t , Ernährung , Fitness und Lifestyle. Dabei bespielen medizinische Inf luencer, die vorwiegend Medizinstudent:innen, Pf legekräfte oder Ärzt:innen sind, oft mehrere Portale gleichzeitig. Viele Patient:innen rufen diese Accounts auf, weil sie sich mehr Auf klärung als von ihrem Hausarzt erwarten. Aber sie ersetzen keineswegs den herkömmlichen Gang in eine Ordination. Kurzvideos mit MedizinTipps auf TikTok Die Regeln für die Benutzung der jeweiligen Plattformen wirken sich auf die Gestaltung der Beiträge aus: Bei TikTok ist die Dauer eines wirtschaft&Erfolg Doktor Flüchtig: Medizinische Influencer auf Social Media Wissen in Schlagworten, saloppen Sprüchen und Video-Clips boomt. Vor allem Medizinstudent:innen und Pflegekräfte ziehen mit ihrer „Medizin-Show“ Massen von Followern an. Am oberen Ende der Skala treten langjährige Mediziner:innen als seriöse Medfluencer auf. Kurzvideos mit 15 Sekunden vorgegeben. Das zwingt zu einem geradlinigen Drehbuch, was insbesondere bei den unter 20-Jährigen sehr beliebt ist. Italien hat etwa deshalb für seine Impfkampagne für Jugendliche unter 20 auf TikTok gesetzt. Für die unter 30-Jährigen wählte man die Plattformen Facebook, Instagram und Twitch. In Österreich erlangte Hatice Koca, die in Wien eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolvierte, große Aufmerksamkeit: Über 1,2 Millionen Menschen haben ihr 2021 auf TikTok zugesehen, wie man eine FFP2Maske korrekt anlegt. Dabei spricht sie nicht „vom hohen Ross herunter“, sondern erweckt den Eindruck des Kumpels/der Freundin von nebenan. Koca konzentrierte sich einfach darauf, was man überhaupt machen muss und wie leicht das geht – was den jungen Usern die Scheu und Abneigung vor der Maske nahm. Kocas großer Erfolg fußt auf sehr wenig Mitteln, im Gegensatz zu den aufwendigen Inszenierungen des seinerzeitigen „Virologischen Quartetts“. Der Regierungskommunikation haftete besonders für Jugendliche der gewisse moralische Zeigefinger an. Nähe zwischen Nutzer:innen und Creator:innen entsteht auch dadurch, dass sich Nutzer:innen mit mehr oder weniger Geschick selbst in die Position von Creator:innen bringen können. Inzwischen skizziert Koca (mehrere Accounts, u. a. @hatcetenekenemene) ihren rund 160.000 FolIn Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin: Die Wienerin Hatice Koca nahm jungen User:innen die Angst vor der Maske Die deutsche Medizin-Studentin Alina Walbrun informiert unter Doc Alina auf TikTok und Instagram über Wirkstoffe von Medikamenten, verrät „geheime“ Codes von Ärzt:innen oder gibt Tipps für die Uni. Screenshots: Conclusio
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