36 Ærzte Steiermark || 12|2023 Foto: wirtschaft&Erfolg Adobe Stock Walter Hoch Das Lebensalter in Jahreszahlen mit semantischen Begriffen zu definieren, unterliegt einer gewissen Streuung. Auch variieren die Bezeichnungen je nach Sichtweise. Als junge Menschen, Junge, werden in Österreich in einer groben Einteilung 18- bis 30-Jährige gesehen. Das mittlere Alter wird meist ab 35 Lebensjahren gerechnet. Best Ager sind Menschen zwischen 50 und 70, die ein Wohlstandsniveau erreicht haben und noch voller Tatendrang stecken. Menschen über 80 gelten als Alte. In einer jüngeren Sichtweise gliedern sich Alt und Jung in vier Generationen: Zur Generation der Baby-Boomer zählen die Jahrgänge von 1946 bis 1964 und zur Generation X die von 1965 bis 1979 Geborenen (auch die über 50-Jährigen genannt). Die Generation Y umfasst die Jahrgänge 1980 bis 1995, die Generation Z (auch Millennials oder Gen Z genannt) die Jahrgänge 1996 bis rund 2015. Die Ärzteschaft rekrutiert sich vor allem aus den Generationen X und Y. Problematische Altersgrenze für Kassenstellen Laut Ärztestatistik der ÖÄK vom Jänner 2023 ist der Anteil der unter 35-Jährigen in der Ärzteschaft seit 2000 gleich geblieben, der Anteil der 35- bis 55-Jährigen aber um rund 20 Prozent geschrumpft. Hervorstechend ist, dass der Anteil der über 55-Jährigen von 13 Prozent auf 33 gestiegen ist. Im Alter von 71 Jahren (Baby Boomer) sind insgesamt noch 193 Ärzte und 65 Ärztinnen aktiv. Dabei kommt es mit Pensionsantritt zu einer HöherVersteuerung aus Akt ivbezügen und Pension. Außerdem gilt seit 2019 gilt off iziel l eine Altersgrenze von 70 Jahren, betroffene Mediziner:innen würden ab dem Datum automatisch ihren Kassenvertrag verlieren. Laut ÖÄK betrug der Anteil der Kassenärzt:innen an der Ärzteschaft Ende 2022 nur mehr 17,5 Prozent. Dabei sind laut Statistik im Alter von 80 Jahren noch 47 Ärzte und 7 Ärztinnen aktiv, an über 90-jährigen wurden insgesamt 16 Ärzt:innen gezählt. In Zeiten des Ärztemangels sind ältere Ärzt:innen, die aus Freude an ihrer Arbeit weitermachen, für das Gesundheitswesen aber unentbehrlich. Wo kein/e Nachfolger:in in Sicht ist, werden (zu) alte Ärzt :innen gebeten, ihre Ordination vorübergehend weiterzuführen. Bereits 2018 ist der damalige ÖÄK-Vize- und jetzige ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart dafür eingetreten, die Altersbeschränkung aufzuheben: „Das wäre eine Maßnahme, die sehr kurzfristig gegen den Ärztemangel wirken würde.“ 2023 fordert die ÖÄK, diesmal im Verein mit Ingrid Korosec, Präsidentin des ÖVPSeniorenbundes, erneut, dass es Kassenärzt:innen möglich sein soll, über die Altersgrenze hinaus weiterzuarbeiten. Die ÖGK kontert wiederum damit, eine Vertragsverlängerung sei bei akuten Nachbesetzungsproblemen möglich, dies solle aber die Ausnahme bleiben. Ziel bleibe es, „junge Medizinerinnen und Mediziner für die Niederlassung zu gewinnen“, so der Generaldirektor der ÖGK Bernhard Wurzer. Hineinwachsen in eine Übergabeordination Das förmlich ideale Gegenbeispiel, um in den Ordinationen Alte durch Junge abzulösen, ist die Übernahme der elterlichen Praxis. Wenn die Freude am ärztlichen Beruf schon von Kindheit an vermittelt wird, weil Vater/Mutter eine Ordination betreiben, greifen viele Vorteile für generationsübergreifendes Zusammenarbeiten. Der Patientenstamm kann bei der Fortführung der Praxis übernommen werden. Bürokratische Hürden werden vom Sohn oder der Tochter mithi l fe der Eltern einfacher bewältigt, als dies für eine/n Neueinsteiger : in ohne fami l iären Hintergrund der Fall ist. Patient:innen bevorzugen es meist, wenn Alt-Bewährtes wie Vorsorgeuntersuchungen oder Physikalische Therapie fortgesetzt wird. Andererseits werden sie sicher gerne die Vor te i le nutzen, d i e e i ne Digitalisierung der Praxis, wie sie für Jungärzt:innen (vor allem Generation Y) selbstverständlich ist, mit sich bringt. Voraussetzung dafür, um sich „ins gemachte Nest setzen“ zu können, ist die gegenseitige Wertschätzung innerhalb der Großfamilie: Die Jungen greifen im Fall des Falles gerne auf den Erfahrungsschatz der Älteren zurück, diese wied e r um Das Beste aus verschiedenen Arztgenerationen In kaum einer Berufsgruppe sind so viele Menschen über den Pensionsantritt hinaus aktiv wie in der Ärzteschaft. Um dabei aber nicht alt auszusehen, braucht es die Kooperation mit den Jungen.
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=