Ærzte Steiermark || 12|2023 37 Illu: Adoe Stock, Montage: Conclusio wirtschaft&Erfolg sind offen dafür, die neuen Behandlungsmethoden und Organisationsformen, die die Jungen von der Klinik mitbringen, einfließen zu lassen. Mit dem Einvers t ä n d n i s über den E i n s a t z der j ewe i l i gen K o m p e - t e n z b e - re iche erübrigt sich manch fachlicher Disput. Al t ers - d i - versität wird bei einer Übergabepraxis von den Übergeber:innen auch proaktiv außerhalb von familiären Kreisen angeboten: Um in den Betrieb einer Ordination hineinzuwachsen, wird vereinzelt von ihnen damit geworben, die übernehmenden Jungärzt:innen eine Zeitlang in einer Art Mentoring-Programm zu begleiten oder sie für eine gewisse Zeit anzustellen. Wertschätzung auf beiden Seiten Während es in den Inhalten bei jungen und alten Ärzt:innen eine Kontinuität gibt, treten in puncto Arbeitsorganisation oft strukturelle Unterschiede auf: Einige Einzelpraxen von Baby-Boomern sind in Primärversorgungszentren und Gruppenpraxen der Generationen X und Y aufgegangen. Eine Niederlassung stützt sich immer auf mehrere Personen. Heute, in den größer gewordenen Praxen, ist die Teamfähigkeit essentiell für effizientes Arbeiten. Den Jungärzt:innen erwächst daraus ein dynamischer Arbeitsstil, sie entscheiden eher spontan, während ältere Ärzt:innen dazu neigen, ihr großes Wissen aufzurufen und verschiedene Behandlungsoptionen erstmal einer ausgiebigen Betrachtung zu unterziehen. Dabei bringen sie die Berufserfahrung von Jahrzehnten, Spezialwissen, eine fundierte Urteilsfähigkeit und eine Risikovermeidung bei der Arbeit ein. Diese Expertise macht sie als Orientierung für Jüngere unentbehrlich. Wenn sehr oft ähnliche Erfahrungen gemacht werden, entstehen aber daraus möglicherweise stereo- type Denkweisen und eingefahrene Handlungen. Ältere sind daher gut beraten, auf die Impulse und Innovationskraft von jüngeren Teammitgliedern einzugehen, etwa auf die relativ junge Work-LifeBalance. Die Digital-Natives haben mit der rasanten Entwicklung der Medizintechnik und Digitalisierung keinerlei Berührungsängste. Die technische Souveränität und ihr State of the Art verleiten sie manchmal zu Überheblichkeit und der Verdrängung der Tatsache, dass ältere Berufstätige üblicherweise mehr Macht als jüngere haben. Von den eigenen Ideen zu sehr überzeugt zu sein und konventionelle Methoden und Auffassungen der Älteren in Frage zu stellen, erzeugt ebenso eine Missstimmung, wie wenn Ältere skeptisch dazu stehen, dass Junge ohne ausreichende Kompetenz handeln. Jüngere könnten mitberücksichtigen, dass die Älteren schließlich auch einmal „medizinische Revoluzzer“ waren. Ein hohes Maß an Berufserfahrung und Wissen mit brandneuem Wissen und Methoden zu amalgamieren, bringt nicht nur ein gutes Arbeitsklima, sondern wird auch der Demographie der Patient:innen gerecht.
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