AERZTE Steiermark | Januar 2024

Foto: wirtschaft&Erfolg Walter Hoch Es kommt nicht mehr so selten vor: Ein Patient/eine Patientin wird aufgerufen, um ins Behandlungszimmer zu kommen. Leider hört er/sie das nicht, zu laute Musik im Ohr- oder Kopfhörer oder zu tiefe Versenkung in ein Computerspiel am Handy haben zur Folge, dass der Patient noch einmal aufgerufen oder in einer großen Praxis mit mehreren War tezimmern sogar gesucht werden muss. Er entschuldigt sich beim Arzt/der Ärztin, versichert viel leicht, sich nie wieder mit solchen Dingen in einer Ordination ablenken zu lassen. Der Arzt beruhigt zwar, das stel le kein Problem dar, ärgert sich aber im Stillen über diese Unsitte. Sein Blick wird schär fer bzw. böser, seine Arme spannen sich an. Durch seine Mimik und Körperhaltung dringt es wie eine Rüge nach außen, dass er ein solches Verhalten nicht billigt. Aus diesen nonverbalen Zeichen kann der Patient umgekehrt den Schluss ziehen, er sei dem Arzt unsympathisch oder dieser hätte nur wenig Zeit für ihn. Der Patient hält sich daraufhin in seinen Ausführungen extra kurz, er will dem Arzt nicht zur Last werden. Vielleicht hat der Arzt sein Verständnis auch laut, schnell oder in einer schneidenden Stimmlage ausgesprochen. Solche paraverbalen Zeichen lassen sich an der Phonetik des Gesagten abhören. Intonation, Tempo, Lautstärke, Akzent oder Stimmlage und -färbung überlagern die vokalen Äußerungen und modulieren sie. An sich selbst können diese Zeichen nicht wahrgenommen werden, vielmehr zeigt sich ihre Wirkung daran, wie das Gegenüber reagiert. Von falschen Vermutungen wegkommen Bevor sich ein Unbehagen in der Kommunikation festsetzt, kann von ärztlicher Seite der direkte Blickkontakt gesucht werden. Hält auch der Patient den klaren Kontakt über die Augen, signalisiert das, beide Seiten sind bemüht, die Anspannung nicht weiter hochzuschaukeln. Die ärztlichen Ausführungen treten in den Vordergrund und die Kommunikation kann sachlich fortgeführt werden. Vertrauen bildet sich auch, wenn die Anamnese strukturiert und detai l l iert abgefragt wird. Der Patient fühlt sich dann wirklich verstanden. Sol lten diese oder andere „Kunstgriffe“ nichts fruchten, verursacht der unterschwel l ige Ärger eine Überschreitung der 5 bis 8 Minuten, die üblicherweise für ein Gespräch zur Verfügung stehen, und dami t höhere Kosten. Die K r a n k - h e i t , der Inhalt des Arztbesuchs, droht in den Hintergrund zu treten. Vom tröstenden Wort zum Abrufen von Beschwerden Oft werden Arztgespräche durch emotionale Komponenten erschwert. Sollen sie zugunsten von Vitalparametern, wie sie die digitale Arztkommunikation prägen, ausgeblendet werden? Der Faktor Distanz Die Corona-Pandemie katapultierte den Faktor Distanz in das Setting des Arzt-PatientenGesprächs. Verstärkt finden seit damals Anmeldungen, Arztgespräche und -behandlungen weniger Face-to-Face statt, sondern Kontakte werden oft über eine Distanz abgewickelt, die zugleich eine mediale Nähe simuliert. Ærzte Steiermark || 01|2024 33 Illu: Adobe Stock; Montage: Conclusio

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