Das Magazin der Ärztekammer Steiermark Februar 2024 Treibhaus. Psychiater Johann Taucher hat seine Ausstellung in Graz erfolgreich eröffnet. Treibriemen. Andrea Siebenhofer ist zum 9. Mal Gastgeberin beim Primärversorgungskongress. Treibstoff. Labordiagnostiker Markus Herrmann beforscht die Bedeutung von Vitamin D. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Foto: Lunghammer Der scheidende Rektor Hellmut Samonigg im Interview „Mehr medizinische Universitäten brauchen wir nicht.“ Mit-evaluieren! Der Weg zur PVE
Der Theresienhof ist ein Ort, an dem wir Menschen helfen, ihre Unabhängigkeit, ihre Mobilität und ihr Wohlbefinden zu steigern. Unsere Stärke beruht auf gegenseitiger Wertschätzung, Respekt, Loyalität, Verantwortungsbewusstsein, Empathie und Qualitätsbewusstsein. Wir tragen gemeinsam die Werte unseres Unternehmens und stehen zu unseren Vereinbarungen wie zu unserem Wort. Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir aufgrund einer Pensionierung einen Arzt für Allgemeinmedizin m/w/d (Vollzeit) Wir bieten: • Wertschätzendes Arbeitsklima in einem motivierten Team • Familienfreundliches Arbeitszeitmodell, Nebenerwerb und Privatordination möglich • Regelmäßige Weiterbildungsmöglichkeiten inkl. Kostenübernahme & Fortbildungsurlaub • Attraktives Mitarbeiterprogramm (z.B. Gesundheitsvorsorgeangebote, Mitarbeiterrabatte in • umliegenden Firmen, Kostengünstige Verpflegung, Schulstart-Aktion, Kleine Geburtstagsgeschenke, Kreativ-Workshops, Jahreszeiten-Aktionen, u.v.m.) • Übernahme Sonderklasseversicherung nach Unfall • Attraktive Entlohnung mit Zulagen & jährlicher Prämie Ihr Profil: • Abgeschlossene Ausbildung zum Allgemeinmediziner • Erfahrung in orthopädischer Schmerztherapie • Notarztdiplom (Voraussetzung), ÖÄK Diplom Spezielle Schmerztherapie und Manuelle Medizin (von Vorteil) • Bereitschaft zu Nacht- und Wochenenddiensten • Wertschätzender Umgang mit Patienten und Kollegen Ihre Hauptaufgaben: • Allgemein medizinische Betreuung von orthopädischen Reha- und Schmerzpatienten • Planung und Verordnung von konservativ-orthopädischen Therapiekonzepten und Rehabilitationsmaßnahmen • Koordinierung und Durchführung medizinischer Maßnahmen • Enge Zusammenarbeit mit den Kollegen im Therapiebereich Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen senden Sie bitte an: Klinikum Theresienhof GmbH, z.Hd. Personalverwaltung Frau Andrea Klug, Hauptplatz 3-5, 8130 Frohnleiten oder an job@theresienhof.at, telefonische Anfragen unter 03126/4700-711. Wir freuen uns auf Ihre geschätzte Bewerbung samt Gehaltsvorstellung.
Bereich themen Ærzte Steiermark || 02|2024 3 BUCHTIPP Nahrungsergänzungsmittel auf dem Prüfstand. Echte Qualität – einfach erkennen Albert Kompek 1. Auflage, 80 Seiten ISBN: 978-3-99052-298-1 Nahrungsergänzungsmittel haben inzwischen den Gesundheitsmarkt erobert. Als Konsumentin oder Konsument erwarten wir, dass ein Nahrungsergänzungsmittel wirkt sowie sicher und komfortabel in der Anwendung ist. Und das in der höchstmöglichen Qualität. Aber was bedeutet Qualität eigentlich? Können wir diese allein am Preis erkennen? Dieser Ratgeber widmet sich angesichts der Menge von am Markt verfügbaren Produkten und Herstellern mit den damit verbundenen großen Preisdifferenzen und nicht selten übertriebenen Wirkversprechen der Frage, wie man Qualität überhaupt erkennen kann und inwieweit man den Produkten vielleicht mit Skepsis begegnen sollte. DATUM 14. April 2024 ist die Deadline für die Einreichung von Abstracts für Vorträge und Poster, die zum 9. Primärversorgungskongress (19. – 21.09.2024 Graz & online) des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (AMEV) der Medizinischen Universität Graz eingereicht werden sollen. Infos: https://www.pv-kongress.at LINK: https://www.statistik.at/fileadmin/announcement/2024/0 1/20240131Unfaelle2023Q3.pdf 9.293 Fahrer:innen von Fahrrädern oder E-Scootern wurden in den ersten neun Monaten 2023 auf Österreichs Straßen verletzt oder getötet – die höchste Zahl seit Beginn der digitalen Aufzeichnungen. Mehr als ein Viertel der Radfahrer:innen war beim Unfall mit einem elektrisch betriebenen Rad unterwegs. Zahl 200 Mio. Euro ist die Benchmark der Investitionen, die die KAGes im Jahr 2024 in moderne Medizintechnik, patienten- und mitarbeiterfreundliche Bauten, topvernetzte IT und Umweltschutz auf allen Ebenen tätigen möchte. Foto: Elisabethinen Fortbildungstipp Von 04.04. bis 06.04.2024 findet der 11. Kongress der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin im Grazer Congress statt: 60 Speaker werden in 40 Workshops und 21 Sessions den State of the Art in der Notfallmedizin an rd. 1.000 Teilnehmer:innen vermitteln. Anmeldung samt Info über Earlybird-Preise unter: https://www.agn.at/kongress/reg/ IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Dr.in Jasmin Novak | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.clim te-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im Februar Schlagzeile Man müsse die Aussagen des Kanzlers als „Lippenbekenntnisse“ und als „Schönwetterreden“ betrachten, sagt Dietmar Bayer, stellvertretender Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzte. Er und Bundeskurienobmann Wutscher fordern einmal mehr – neben klaren Umsetzungsrichtlinien für die neuen Stellen – einen neuen, österreichweit einheitlichen Leistungskatalog ohne Limitierungen bei den Leistungen. Die Presse, 31.01.2024 Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden 1. bis 3. Quartal 2023 Vorläufige Ergebnisse Statistik im Fokus 4.3 © Halfpoint - stock.adobe.com Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden 1. bis 3. Quartal 2023 Vorläufige Ergebnisse Statistik im Fokus 4.3 © Halfpoint - stock.adobe.com
Bereich themen 4 Ærzte Steiermark || 02|2024 Fotos: Adobe Stock, WKO Steiermark/Fischer Themen Cover. Achtung Wien, wir kommen! 8 Arzt im besonderen Dienst. Leidenschaft für das hinter den Dingen Stehende 14 Versorgung. Blaulicht-Willkür überall 16 11. NOTFALL-Kongress in Graz – Digitalisierung und mehr 18 Kongress. Grado: Frühbucher bis 31. März 19 Kongress. Primärversorgungskongress 2024: Es geht um Nachhaltigkeit 20 Versorgung. Wie gründe ich eine PVE? 21 Serie. Doppelter Höhenflug mit Augenmaß 24 Serie Erlesen. 80.000 Neuerscheinungen allein in Österreich 26 Recht. Was kostet ein Behandlungsfehler? 28 Wirtschaft&Erfolg. Ärztekammer-Hotels in Graz und Wien erfolgreich verkauft 30 Wirtschaft&Erfolg. Das Wochengeld des Wohlfahrtsfonds 31 Wirtschaft&Erfolg. Ordinationen vor Bränden schützen 32 Expertinnentipp. ORF-Beitrag für Ordinationen 35 CIRS. Verzögerte Therapie 35 Forschung. Neue Methode zur Vitamin-D-Messung: vom Schwellenwert zur personalisierten Analyse 36 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Bis zu 2.000 Herzkathetereingriffe mehr in Graz 38 ETH-Evaluierung 2024: Die Steiermark kann sehr viel gewinnen 39 Serie GEM/EINSAM. Geburtstag mal zwei 40 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. Ordinationszeiten aktuell halten 41 Neue Comutertomographen in Graz im Einsatz 42 Erhöhung der Entlohnung für Lehrpraktikant:innen ab 01.01.2024 44 Serie. Praktisch Täglich. Darfs noch ein bisserl einfacher sein? 45 Debatte 6 News 37 Stellenausschreibung 46 Referate 48 Kleinanzeigen 51 Personalia 55 Karikatur 57 Ad Personam 58 Willkür. Blaulicht kann Menschenleben schützen. Wenn Ärztinnen und Ärzte es auch benützen dürfen. Das ist aber oft sehr kompliziert. Seite 16 Willkommen. Der 11. Kongress der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin findet vom 4. bis 6. April 2024 auf der Grazer Messe statt. Es geht auch um Digitalisierung. Seite 18
Ærzte Steiermark || 02|2024 5 Bereich themen „Ich mache keine Noteinsätze mehr, da ich auch keine Blaulichtbewilligung bekomme. (…) Ohne Blaulicht macht das meist weniger Sinn und ist gefährlicher sowie umständlicher“, schrieb ein Arzt zur aktuellen Frage des Monats „Werden ärztliche Hilfseinsätze durch ein Blaulicht sicherer?“. Mit der Meinung war er nicht allein: Fast 78 Prozent sind überzeugt, dass „ärztliche Hilfseinsätze durch ein Blaulicht sicherer“ werden. Was natürlich die Frage aufwirft, warum es für niedergelassene und angestellte Ärztinnen und Ärzte so schwierig ist, eine Blaulichtgenehmigung zu bekommen. Die Opfer sind jedenfalls die Patientinnen und Patienten. Sie müssen so länger auf ärztliche Hilfe warten. Was immanchen Fällen sogar zwischen Tod und Leben entscheiden kann. epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: Conclusio bild des monats. Nach Zählart des Gesundheitsfonds ist es die 13. Primärversorgungseinheit in der Steiermark, nach ÖGK-Rechnung die zwölfte. Vielleicht ist es aber erst die Nummer 9. Jedenfalls wurde das „Gesundheitszentrum Reininghaus“ der Allgemeinmedizinerinnen Verena Brenneis, Manuela Hochegger und Eva-Maria Tamminen Ende Jänner 2024 im „Greentower“ eröffnet. Der ursprüngliche Standort im neuen Reininghaus-Viertel musste geändert werden, weil die Stadt Graz keine Zufahrt für Gehbehinderte erlaubte. Dazu kam ein Zerwürfnis mit dem PVE-Entwickler. gz-reininghaus.at/ Klare Mehrheit sagt: Blaulicht schafft Sicherheit AERZTE Frage des Monats: Werden ärztliche Hilfseinsätze durch ein Blaulicht sicherer? Ja Nein Weiß nicht/Sonstiges 77,7 % 16,8 % 5,4 % n=183
6 Ærzte Steiermark || 02|2024 Bereich Gerhard Posch Die Steiermark ist top. Zeigen wir es auch Bei der ersten von der ETH Zürich durchgeführten Ausbildungsevaluierung schnitt die Steiermark großartig ab. Die Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung gaben den steirischen Ausbildungsstätten exzellente Noten. In Summe führte das zum österreichweit besten Ergebnis nach Oberösterreich. In einem Punkt war die Steiermark aber nicht so gut: Das war die Beteiligung. In der Steiermark nahmen 33 Prozent der Kolleginnen und Kollegen an der Evaluierung teil, in Oberösterreich waren es 54 Prozent. Im kleinen Vorarlberg nahmen sogar 69 Prozent teil. Dieser Rücklauf brachte der Steiermark die „Rote Laterne“ in Österreich. Dabei hat eine hohe Beteiligung gleich mehrere Vorteile: Sie gibt dem Ergebnis mehr Gewicht und sie trägt dazu bei, die Ziele der Evaluierung besser zu erfüllen: Qualitätssicherung der Ärzteausbildung, Aufdecken von Stärken und Schwächen der Ausbildungsstätten … Es lohnt sich also, daran teilzunehmen und auch die Abteilungsleiterin/den Abteilungsleiter zu fragen, ob es den Evaluierungsbogen schon gibt. Im März wird es so weit sein. Mit ein bisschen mehr Einsatz aller Beteiligten schaffen wir in der Steiermark nicht nur ein TopErgebnis, sondern auch eine hohe Beteiligung. Wobei wir 2024 zumindest die 40-Prozent-Marke in der Steiermark knacken sollten. Ausbildungsstätten, die 2023 ein besonders gutes Ergebnis schafften, zeichneten sich übrigens zumeist auch durch eine hohe Beteiligung aus. Also ist die Beteiligung an der Evaluierung auch ein Gradmesser für die Qualität einer Ausbildungsstätte insgesamt. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Die Steiermark steht vor einer Reihe von Herausforderungen im Gesundheitswesen, die durch den demografischen Wandel, das sich ständig verändernde Arbeitsumfeld, den Fachkräftemangel und den technologischen Fortschritt angetrieben werden. Doch gerade diese Herausforderungen bieten auch Möglichkeiten, das Gesundheitssystem durch den Einsatz neuer Technologien zu revolutionieren. Die Digitalisierung verspricht, die Effizienz zu steigern und die Patientenversorgung zu verbessern, indem sie den Zugang zu Gesundheitsdiensten erweitert und die Qualität der Betreuung erhöht. Um diese Transformation erfolgreich zu gestalten, ist es entscheidend, den Fachkräftemangel anzugehen und in Bildung sowie Weiterbildung zu investieren. Eine fortwährende Kultur der Innovation und Verbesserung ist notwendig, um sowohl heutigen als auch zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Die Einbindung aller Stakeholder und eine patientenzentrierte Ausrichtung sind dabei unerlässlich. Neben der Förderung von Technologie und Bildung ist es ebenso wichtig, die menschliche Seite des Gesundheitswesens zu berücksichtigen: Die Zufriedenheit der Fachkräfte am Arbeitsplatz ist von unschätzbarem Wert. Neue Arbeitszeitmodelle, die eine bessere Work-Life-Balance ermöglichen, und eine unterstützende Arbeitsumgebung können dazu beitragen, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Die Steiermark hat die Chance, ein Vorreiter bei der Transformation des Gesundheitswesens zu sein. Ein System, das nicht nur qualitativ hochwertige Versorgung bietet, sondern auch allen zugänglich ist, wird die Lebensqualität unserer Bürger erheblich verbessern und einen bedeutenden Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung leisten. Johannes Schwarz ist Klubobmann der SPÖ Steiermark sowie Finanz- und Kultursprecher der SPÖ im Steirischen Landtag. 2 d batte Hannes Schwarz Fortwährende Kultur der Innovation
Bereich Ærzte Steiermark || 02|2024 7 Ärztinnen und Ärzte tun etwas. Sie verbessern zwar nicht die Welt, aber die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten. Hier nur drei aktuelle, steirische Beispiele: In Kürze wird es eine Broschüre für Eltern geben, die ganz praktisch erklärt, wann es weit sinnvoller ist, mit einem kranken Kind nicht die Notfallambulanz, sondern eine Arztpraxis aufzusuchen. Gleichzeitig haben wir mehr als 200 Plakate mit der Botschaft „Zuerst zur Hausärztin/zum Hausarzt“ affichieren lassen. So werden zwei Ziele erreicht: Die Menschen tun das Richtige für die eigene Gesundheit. Und sie entlasten so die überlaufenen Ambulanzen. Damit haben die Ärztinnen und Ärzte dort mehr Zeit für „echte“ Notfälle. Das ist angewandte Patient:innenlenkung – ganz ohne Druck. Die Menschen sind nämlich nicht dumm. Wenn sie wissen, was das Beste für sie ist, tun sie es auch. Es muss ihnen nur jemand sagen, der sich auskennt. In Gesundheitsfragen sind das die Ärztinnen und Ärzte. Uns wird vertraut. In beiden Fällen wurde auch darauf geachtet, dass sehr viele Menschen erreicht werden. Hier haben wir natürlich die Politik und Partnerorganisationen stark einbezogen. Das dritte Beispiel betrifft nur das Spital: An der Grazer Kardiologie werden neuerdings spezielle Herzkatheteruntersuchungen tagesstationär durchgeführt. Damit ist es möglich, Betten wieder sinnvoll zu nutzen, die bisher leer standen, weil es nicht genug Personal für die nächtliche Betreuung gibt. Wir jammern nicht. Wir tun etwas dafür, dass es besser wird. Für alle, die in der Versorgung arbeiten und für jene, die sie brauchen. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Es wird schon auch Menschen geben, die die Vier-Tage-Woche, die ab sofort für Kassenärztinnen und -ärzte möglich ist, nicht mögen. Die lieber fünf, statt vier Tage arbeiten wollen. Es sind aber wohl nur wenige, die etwas gegen höhere kassenärztliche Lebensqualität und gezieltere Versorgung an den sogenannten Tagesrandzeiten haben. Es wird wohl auch die eine oder andere Person in der Politik geben, die ein Problem damit hat, wenn es gelingt, mehr junge Kolleginnen und Kollegen für eine Kassenpraxis zu gewinnen. Ja, es gibt sie, die Schwarzmaler und Weltuntergangs-Prophet:innen. Aber wir haben das Recht, ihnen nicht unser Vertrauen zu schenken. Wir haben das Recht, sie zu verlachen. Selbstverständlich bleibt immer noch Einiges zu tun: Warum gibt es immer noch keinen österreichweit einheitlichen Katalog der Kassenleistungen samt einheitlicher Tarife? Unsere Patientinnen und Patienten verdienen es, dass sie zwischen Bodensee und Neusiedlersee die gleiche Qualität der kassenärztlichen Versorgung bekommen. „Wir müssen den niedergelassenen Bereich attraktiver machen“, hat der aktuelle ÖGKObmann Matthias Krenn vor fast einem Jahr in einem Zeitungsinterview erklärt. Dafür bekommt er unseren Applaus. Als ÖGK-Obmann kann er auch viel dazu beitragen, dass der niedergelassene Bereich tatsächlich attraktiver wird. „Wir wollen die Wahlärzte besser integrieren“, hat Krenn auch gesagt. Auch das ist ein guter Vorschlag. Der beste aber ist es, nicht nur zu reden. Sondern tatsächlich zu tun. Und zwar schnell. Wenn man nämlich etwas Negatives über die Vier-Tage-Woche sagen will, dann das: Es war ein zu langer Weg dorthin. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Schnell tun ist besser als langsam reden Standortbestimmung Michael Sacherer Wir tun etwas dafür, dass es besser wird d batte Fotos: SPÖ Steiermark, Schiffer, Grafik: Konrad Lindner
8 Ærzte Steiermark || 02|2024 AERZTE Steiermark: Was ist Ihnen wichtiger, die „Don’t Smoke“-Kampagne oder der Campus der Med Uni Graz? Samonigg: Es i s t f ür mich sehr erfreulich, dass beides durch mein Zutun schlussendl ich erfolgreich umgesetzt werden konnte. Natürlich hat die Kampagne für den Nichtraucherschutz österreichweite Wirkung entfaltet. Mit der Umsetzung des Medizinischen Campus ist andererseits ein Meilenstein für die Entwicklung der Medizinischen Universität Graz gelungen. Sind Sie mit dem Rückgang der Raucher-Zahlen aufgrund der „Don‘t smoke“-Kampagne zufrieden? Samonigg: Der Rückgang ist positiv. Aber wir sind noch nicht dort angelangt, wohin wir sollten. Die furchtbaren Prophezeiungen etwa vom Cover Der scheidende Rektor der Medizinischen Universität Graz, Hellmut Samonigg, im AERZTE SteiermarkGespräch über Gelungenes und Notwendiges. Niedergang der Gastronomie durch das Rauchverbot in den Gaststätten sind definitiv nicht eingetroffen. 2016 haben Sie die Kooperation mit der KAGes als sehr wichtigen Schritt in die richtige Richtung bezeichnet. Was muss noch geschehen, damit man von einem Zieleinlauf sprechen kann? Samonigg: Da gibt es keinen Zieleinlauf, es ist ein kontinuierlicher Prozess. Den müssen wir weiter verstärken. Denn die KAGes und die Medizinische Universität haben zwar teils unterschiedliche Anliegen, die sich aus der Rolle ergeben. Sie haben aber auch viele gemeinsame Ziele. Die lassen sich nur gemeinsam erreichen. Es war nicht immer einfach, aber wir haben eine gute gemeinsame Basis gefunden. Das war mit Tscheliessnigg so und das ist jetzt auch mit Stark so. Die Med Uni Graz ist im Time s -Hi ghe r -Educ a t i on- Ranking (THE) unter den TOP 200 der Medizinischen Universitäten. Ist da noch mehr möglich? Was muss dafür passieren? Samonigg: Wir haben es als einzige Medizinische Universität in Österreich das erste Mal im Jahr 2022 geschafft, in die Gruppe der 200 weltbesten Universitäten aufzurücken. THE hat nunmehr zuletzt die Bewertungskriterien geändert, und deshalb verloren alle österreichischen Medizin-Universitäten Plätze. Wir sind also genauso wie die Med Uni Wien vorübergehend ganz knapp aus den Top 200 herausgerutscht. Im ‚Young-University-Ranking‘ sind wir ganz weit vorne und dabei in den letzten Jahren auch Schritt für Schritt nach vorne marschiert. Wir können also international aufzeigen. Natürlich gibt es noch Luft nach oben. Aber unser finanzieller Background ist viel bescheidener als der vieler anderer Universitäten in Europa, USA und Asien, die in den Rankings daher vor uns liegen. Wir wollen aber nicht jammern, sondern freuen uns über die gute Entwicklung. Wir versuchen, mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht, das Beste zu machen. Wir finden internationale Beachtung und haben uns sehr gut entwickelt. Wir konnten für Professuren immer wieder hochinteressante Persönlichkeiten für die Med Uni Graz gewinnen. Graz ist zum attraktiven Forschungsstandort geworden. Wir konnten mittlerweile nicht nur in Europa, sondern auch Nord- und Südamerika bis hin nach Neuseeland und Singapur auf uns aufmerksam machen. Der neue Med Campus hat uns hierbei sicher geholfen, aber man darf niemals vergessen: Nicht Gebäude, sondern Menschen machen letztlich eine Universität aus. Es gibt zwar budgetbedingt eine gläserne Decke, wir haben aber wichtige Schritte gesetzt. Wie steht die Med Uni Graz im Vergleich zu den anderen Medizinischen Universitäten in Österreich da? Samonigg: Innsbruck ist ähnlich groß wie Graz, da sind wir in einem guten Verhältnis zumindest auf Augenhöhe. Wir können stolz Achtung Wien, wir kommen!
Cover Foto: Leonardo AI/Prompt: Martin Novak darauf sein, dass wir sehr gut weitergekommen sind. Die Medizinische Universität Wien ist deutlich größer. Aber wir müssen uns nicht verstecken. Im ‚Young-UniversityRanking‘ sind wir sogar top und vor diesen beiden Unis. Wir können ohne Übertreibung sagen: Achtung Wien, wir kommen! Die Ausweitung der Studienplätze als Mittel gegen den Ärztemangel haben Sie immer kritisch gesehen. Warum? Was ist das richtige Mittel? Samonigg: Wir stocken ja laufend auf. Bezogen auf die Bevölkerungszahl bilden wir in Österreich mehr Studierende aus, als es Deutschland und die Schweiz tun. Wir haben auch einen geringeren Zuzug von Ärzt:innen aus dem Ausland als Deutschland oder die Schweiz. Die Argumentation ist also nicht Ærzte Steiermark || 02|2024 9 „In Österreich bilden wir mehr Studierende bezogen auf die Bevölkerungszahl aus, als es Deutschland und die Schweiz tun.“
Cover 10 Ærzte Steiermark || 02|2024 Illu: Schreyer; Foto: portraits by matthew, dafür können die Universitäten jedoch nichts beitragen. Der ständige Ruf von einzelnen Politiker:innen nach Anhebung der Studienplätze ist nur eine Ablenkung von strukturel len Versäumnissen. Vergessen wir bitte auch nicht: Studierende, die jetzt ihre Ausbildung beginnen, immer fundiert. Gewisse Politikerinnen und Politiker agieren da auch populistisch, wenn sie ein Hochschrauben der Ausbildungsplätze verlangen. Fachleute, die sich wissenschaf t l ich mit dem Thema befassen, tun das nicht. Kassenstellen etwa müssen attraktiver werden, Neue Uni, alte Fakultät So wie die anderen öffentlichen medizinischen Universitäten (Wien, Innsbruck) liegt die Med Uni Graz zwischen Platz 200 bis 250 in den Times-Higher-EducationWorld- University Rankings 2024. Platz 1 ging (wie schon 2023) an die Universität Oxford. Mehr als 1.900 Universitäten wurden im aktuellen 20. Ranking nach den Kriterien „Teaching“, „Research Environment“, „Research Quality“, „Industry” und „International Outlook” bewertet. Im Ranking 2024 fielen die österreichischen Universitäten etwas zurück, was laut Rektor Hellmut Samonigg auf die Änderung der Kriterien zurückzuführen ist. In den Young-University-Rankings 2023 kommt die Medizinische Universität Graz auf Platz 16 weltweit. Das ist der beste Rang einer österreichischen Hochschule. Platz 1 geht hier an die Nanyang Technological University, Singapore. Bewertet wurden hier nur Universitäten, die nicht älter als 50 Jahre sind. Die Med Uni Graz feierte dieser Tage ihren 20. Geburtstag. Die medizinische Fakultät (der KarlFranzens-Universität) wurde jedoch bereits 1863 gegründet. „Deutsche Studierende abzulehnen, wäre retro.“ Nachfolgerin Andrea Kurz Anfang Juli 2023 wählte der Universitätsrat der Medizinischen Universität Graz die habilitierte Anästhesistin und Intensivmedizinerin Andrea Kurz zur Rektorin. Die gebürtige Wienerin war lange in den USA tätig, unter anderem von 2014 bis 2018 als Leiterin der Abteilung für allgemeine Anästhesiologie an der renommierten Cleveland Klinik und der Division for Clinical Research an der Washington University. An der Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Universität Graz leitet Andrea Kurz seit 2020 eine Forschungseinheit.
Cover Ærzte Steiermark || 02|2024 11 Foto: Lunghammer können erst in mehr als zehn Jahren fachärztlich tätig werden. So zu tun, als ob sich aktuelle Probleme damit lösen lassen, ist ein Ablenkungsmanöver. Das Land Steiermark hat ziemlich viel Geld in die Hand genommen, um mehr Ärzt:innen über eine private Uni in die Steiermark zu bekommen. Wäre das Geld in der Med Uni Graz besser aufgehoben? Samonigg: Da wurde sicher Geld für die falschen Dinge ausgegeben, das wir an der Med Uni Graz gut hätten brauchen können. Gibt es zu viele deutsche Studierende an der Med Uni Graz und generell an den öffentlichen medizinischen Universitäten? Samonigg: Deutsche Studierende abzulehnen, wäre retro. Das ist nicht zielführend. Es gibt ja auch exzellente Studierende aus Deutschland, die in ihrem Heimatland studieren könnten, es aber trotzdem in Österreich tun. Und vergessen wir nicht, dass in Deutschland etliche Österreicher:innen studieren, da sie die dortigen AufnahDas bisherige Rektorat Die Biochemikerin Caroline Schober (Vizerektorin für Forschung und Internationales), die Betriebswirtin Birgit Hochenegger (Vizerektorin für Finanzmanagement, Recht und Digitalisierung), die Erziehungswissenschafterin Sabine Vogl (Vizerektorin für Studium und Lehre) und der langjährige Klinikvorstand der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie, Andreas Leithner (Vizerektor für Klinische Agenden) bildeten mit Hellmut Samonigg das fünfköpfige Rektorat der Med Uni Graz (auf dem Bild von links nach rechts). Die Periode endet mit 15. Februar 2024. „Es gibt massive, teils unglaubliche Steigerungen.“ Rektor Hellmut Samonigg zur aktuellen Einkommensentwicklung an der Med Uni Graz „Im ‚Young University Ranking‘ sind wir ganz weit vorne und dabei in den letzten Jahren auch Schritt für Schritt nach vorne marschiert.“
12 Ærzte Steiermark || 02|2024 cover mebedingungen erfüllen, die später nach Österreich zurückkommen. Linz hat mittlerweile auch eine medizinische Fakultät. Ist das erfreulich oder eine Belastung? Samonigg: Mit Linz verbindet uns eine gute Kooperation. Das ist aufwändig, erlaubt uns aber auch einen fruchtbaren Austausch. Man soll und kann das Rad nicht zurückdrehen. Mehr medizinische Universitäten oder FaBegriffe wie Reflexion und Empathie so gut wie nicht vor. Wir hatten ehemals keinerlei Ausbildung hinsichtlich Kommunikation. Jetzt ist das explizit ein zentrales Thema in der studentischen Ausbildung. Federführend in Österreich verfügt die Med Uni Graz über ein Simulationszentrum, in welchem Studierende nahezu das gesamte Spektrum praktischer Tät igkeiten ausprobieren und üben können, ohne Pat ient:innen zu belasten. kultäten brauchen wir jedoch in Österreich nicht. Die Med Uni Graz hat d i e Ei nkommen i hre r Mitarbeiter:innen deutlich verbessert. Warum wurde so wenig darüber geredet? Samonigg: Ja, wir haben das mittlerweile umgesetzt. Es gibt großteils deutliche Steigerungen. Angesichts der vielen Menschen, die mit der hohen Inflation nur schwer zurechtkommen, wäre es aber falsch, diese Steigerung der Ärzt:innengehälter öffentlich zu bejubeln. Wie muss sich das Medizinstudium weiterentwickeln, um künftigen Ansprüchen gerecht zu werden? Samonigg: Es ist ein kont inuierl icher Anpassungsprozess. Wicht ig für die Studierenden ist es, dass sie zukünftig leichter zwischen Universitätsstandorten wechseln können. Was mir auch wichtig ist: Als ich studiert habe, kamen „Die KAGes und die Medizinische Universität haben teils unterschiedliche Anliegen, die sich aus der Rolle ergeben. Sie haben aber auch viele gemeinsame Vorhaben. Die lassen sich nur gemeinsam umsetzen.“ „Als ich studiert habe, kamen Begriffe wie Empathie oder Reflexion kaum vor. Jetzt ist das explizit ein Thema.“ „Mehr medizinische Universitäten oder Fakultäten brauchen wir … in Österreich nicht.“ „Graz ist zum attraktiven Forschungsstandort geworden.“
cover Wer ist Hellmut Samonigg? Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg wurde am 8. Oktober 1951 in Spittal an der Drau geboren. Er ist Facharzt für Innere Medizin und wurde 1992 zum Universitätsprofessor ernannt. Bis zu seiner Bestellung zum Rektor war er als Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie sowie der Universitären Palliativmedizinischen Einrichtung an der Med Uni Graz tätig. Von 2003 bis 2008 fungierte er als Vizerektor für Strategie und Innovation an der Med Uni Graz. Ebenso hatte er die Position des Leiters der Organisationseinheit zur Entwicklung des Campus der Med Uni Graz inne. Von 2015 bis zu seiner Ernennung zum Rektor fungierte er als Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin. Seit 15. Februar 2016 ist Hellmut Samonigg Rektor der Med Uni Graz. Außerdem ist er Initiator der österreichweiten Kampagne „Don‘t Smoke“ und wirkte so maßgeblich an der Umsetzung des Rauchverbotes in der Gastronomie mit. Auch da haben wir uns sehr toll entwickelt. Was geben Sie Ihrer Nachfolgerin mit? Was bleibt noch zu tun? Samonigg: Es ist auch weiterhin sehr viel zu tun. Sie braucht viel Energie und wohl auch Mut. Die Fragen stellte Martin Novak. Infos: medunigraz.at Fotos: Lunghammer, Fischer, Stangl Ærzte Steiermark || 02|2024 13
14 Ærzte Steiermark || 02|2024 ARZT im besonderen dienst Walter Hoch Bei Johann Taucher, einem gebürtigen Grazer, stand am Beginn des Studiums ein Hineinschnuppern in die Fächer Volkskunde und Philosophie. Das Interesse an der Gedankenwelt führte ihn dann aber zu jenem Fach der Medizin, in dem die Krankheit nicht mit den Händen zu greifen, also angreifbar ist – zur Psychiatrie. In den Bildern seiner letzten Ausstellung Mitte Jänner 2024 in der Galerie Centrum in Graz schlägt sich diese Ausrichtung in einer Hinwendung zu einer abstrakten Malweise nieder. „In der Ausstellung möchte ich meine Versuche nach Transzendenz aufzeigen, eine Umsetzung von Ahnungen und Ideen in Bildern geben“, so Taucher im Begleittext. Zu Beginn seines Malens stand die Umsetzung der antiken Weisheit Panta rhei imMittelpunkt. In Graz studierte er beim großen steirischen Psychiater Hans Georg Zapotoczky, der auch als als Gründungsmitglied und Obmann der Gesellschaft zur Förderung seelischer Gesundheit weithin bekannt wurde. Ab 1986 wurde Taucher für 1,5 Jahre Gastarzt an der Med Uni Graz, es folgten 2 Jahre auf der hiesigen Universitätsklinik für Neurologie und schließlich 6 Jahre auf der Universitätsklinik für Psychiatrie. 1996 bot sich ihm die Gelegenheit, eine Kassenstelle für Psychiatrie in Graz zu übernehmen. Maltherapie mit Maria Steinbauer Im Zuge seiner Ausbildung an der Univ. Klinik für Psychiatrie lernte Taucher die Malgruppentherapie, die von Maria Steinbauer entwickelt wurde, kennen. An dieser wirkte er mit und begleitete diese auch wissenschaftlich. Die Erfahrungen und Erkenntnisse fassten sie in dem Buch Integrative Maltherapie, Eine Brücke zu Patienten mit psychischen Störungen (Springer Verlag 1997) zusammen. Steinbauer und Taucher reihten sich damit in eine Tradition der Psychiatrie ein, in der das Malen sowohl auf Seiten der Ärzt:innen als auch auf Seiten der Patient:innen therapeutisch genutzt wurde. An erster Stelle sind dabei sicherlich die Bilder der Künstler:innen aus (Maria) Gugging zu nennen, die es mit dem von Leo Navratil gegründeten Künstlerhaus und ihrer art brut sogar zu internationalem Ruhm brachten. Oder auch jene des Psychiaters und Psychoanalytikers Rainer Danzinger, der lange in Graz wirkte. Für Taucher sind in der Psychotherapie die Inhalte die tragenden Elemente, während in der Malerei die Ästhetik im Vordergrund steht. In der Maltherapie findet dann gleichsam eine Synthese statt. Was an Gestimmtheit der Patient:innen in einer Entspannungsphase als immaginiertes Bild erscheint, wird in der Malphase in ein gegenständliches Bild umgesetzt, welches der psychotherapeutischen Bearbeitung zugänglich wird. Inhalte und formale Kriterien werden gleich wichtig. Kassentätigkeit als sichere Basis „In meinem Leben als Arzt hat mir der kreative Teil eines Ausgleichs zur Tätigkeit als Kassenarzt gefehlt. Anfangs malte ich gelegentlich, daraus hat sich im Laufe der Jahre eine ernsthafte Tätigkeit entwickelt“, so Taucher über Leidenschaft für das hinter den Dingen Stehende Der Psychiater Johann Taucher ist in zwei verschiedenen Welten zuhause – in der Medizin ebenso wie in der Kunst. Die Psyche und ihre Bezüge zu Philosophie, Soziologie und Geschichte spiegeln sich in seinen Bildern als Suche, das darzustellen, was ungreifbar ist. Fotos: Hoch „Anfangs malte ich gelegentlich, daraus hat sich im Laufe der Jahre eine ernsthafte Tätigkeit entwickelt.“ Johann Taucher
seine eigene Entwicklung. Taucher hat bereits viermal ausgestellt, u. a. in der RehaKlinik St. Radegund, es hat jedoch nie die Absicht bestanden, das Malen zum Beruf zu machen. Er hat dabei noch kein Bild verkauft, das war allerdings auch nicht beabsichtigt. Vielmehr zählt für ihn der Mehrwert, dass viele Menschen zusammen kommen und in Kunstwelten abtauchen. Das Finanzielle spielt keine Rolle, weiß sich Taucher doch als niedergelassener Psychiater diesbezüglich sehr gut abgesichert. Auch in seine Praxis bringen die Bilder Farbe und Phantasie. Noch ein wichtiger Faktor macht Taucher zu einem Kassenarzt aus Überzeugung. „Während ich damals aus der Klinik oft Probleme mit nach Hause genommen habe, passiert das bei der Kassenpraxis sehr selten. Es herrscht hier viel weniger sozialer Stress“, freut sich Taucher. Und so will er auch nach zwei Jahren und wenn seine Kassenstelle ausläuft, noch als Wahlarzt für Psychiatrie weitermachen. Fotos: Taucher. Kriso Ærzte Steiermark || 02|2024 15 ARZT im besonderen dienst Taucher bei der Vernissage mit Psychiatrie- Primar Michael Lehofer, dem Ärztlichen Direktor des LKH Graz II (ganz rechts). Abstrakte Flächen von Johann Taucher: „Versuche nach Transzendenz aufzeigen, eine Umsetzung von Ahnungen und Ideen in Bildern geben“ Faszinierte Besucherinnen und Besucher bei der jüngsten Taucher-Vernissage in der Galerie Centrum
16 Ærzte Steiermark || 02|2024 versorgung Fall 1: Die Leitstelle der Rettungsorganisation verständigt die niedergelassene Ärztin für Allgemeinmedizin: Sie möge rasch zum Unfall auf der Landesstraße kommen. Es gebe Schwerverletzte, die dringend ärztliche Hilfe bräuchten. Die Ärztin steigt schnellstens in ihren PKW, schaltet das Blaulicht ein und fährt los. Aber halt: Sie hat ja kein Blaulicht-Willkür überall Mit teils absurden Bestimmungen wird steirischen Ärztinnen und Ärzten der Zugang zum Blaulicht verweigert. Das ist schlecht für die Menschen, deren Leben gerettet werden soll. Blaulicht. Sie konnte nämlich nicht nachweisen, dass sie im letzten Jahr 20 Dienste à 5 Stunden für die Gesundheitsversorgungsgesellschaft GVG des Landes Steiermark gemacht hat. Was laut GVGInfoblatt die Voraussetzung dafür ist, ein Blaulicht führen zu dürfen. Sie fährt dennoch los, ohne Blaulicht. So kommt sie leider nur langsam voran. Zu langsam für einen der Schwerverletzten. Ohne Blaulicht ist sie am Unfallort auch nicht sicher. Sie trägt zwar eine Warnweste, aber das blaue Licht hätte auch ihr Fahrzeug abgesichert. Im Dunkeln – es ist Februar 2024, kurz nach 17 Uhr, die Sonne ist schon untergegangen – tut sie, was sie tun kann … Fall 2: Der erfahrene Oberarzt hat Hintergrundbereitschaftsdienst. Ins Spital wurde ein Herzinfarkt-Patient eingeliefert. Jetzt geht es um jede Minute. Der Oberarzt fährt von zu Hause aus los, mit Blaulicht natürlich. Aber leider: Er wohnt 40 Kilometer vom Spital entfernt. Und nicht im Bezirk, wo sich das Spital befindet. Deswegen darf er laut KAGes-Richtlinie (die sieht maximal 30 Kilometer bzw. den Wohnort im Bezirk des Spitals vor) kein Blaulicht führen. Weil es auf » Je mehr meine Patienten über ihre Erkrankung wissen, desto aktiver nehmen sie an ihrer Therapie teil! « Schulung für Bluthochdruck-Patienten +43 5 0766-151855 www.gesundheitskasse.at/herzleben Foto: © didesign021 – Shutterstock.com Ohne Blaulicht im Einsatz Ohne Blaulicht sind Ärztinnen und Ärzte im Einsatz für die Gesundheit ihrer Mitmenschen dazu gezwungen, als ganz „normale“ Verkehrsteilnehmer:innen z. B. vor gesperrten Tunneln zu warten, Sondertransporte nicht zu überholen, Busspuren und Rettungsgassen nicht zu verwenden etc. Im … Ministerium schüttelt man angesichts der steirischen Willkür-Regelungen den Kopf. Ärztinnen und Ärzte retten Menschen. In der Steiermark müssen sie es (zu) oft ohne Blaulicht tun … Foto: Adobe Stock
Ærzte Steiermark || 02|2024 17 versorgung Kontakt und Information Magdalena Wolf, MSc Medizinische Universität Graz Postgraduate School Neue Stiftingtalstraße 6 – WEST P 04 8010 Graz W www.medunigraz.at/health-care E mba@medunigraz.at POSTGRADUATE SCHOOL Pioneering Minds Med Uni Graz MBA IN HEALTH CARE AND HOSPITAL MANAGEMENT » Berufsbegleitender Universitätslehrgang » 4 Semester » Abschluss: Master of Business Administration » Nächster Start: Oktober 2024 » Anmeldung bereits möglich! der Autobahn zwischen dem Wohnort des Arztes und dem Spital einen Unfall gab, steckt der Arzt im Stau … Er kommt deswegen erst 118 Minuten nach der Verständigung im Spital an. Spät, zu spät, für den Patienten. Das sind zwei Fälle, glücklicherweise fiktive – die aber in der Steiermark jederzeit eintreten können. Zwei Fälle, die zeigen, wie eine Ärztin, ein Arzt durch das Land Steiermark bzw. Gesellschaften des Landes behindert werden, Menschenleben zu retten. Schuld daran ist nicht ein Gesetz, sondern dessen willkürliche Handhabung im Land Steiermark. Die ließe sich einfach ändern. Zwar würde es den Abwickelnden mehr Arbeit machen. Sie müssten genauer hinschauen, eine Einzelfallentscheidung treffen. Das wollen viele nicht. Zahlengestützte Willkür macht es ihnen einfacher. Im zuständigen Ministerium schüttelt man angesichts der steirischen Willkür-Regelungen den Kopf. In anderen Bundesländern hätten die Ärztin, der Arzt ein Blaulicht am Wagen. Und wären schneller und sicherer bei den Menschen, deren Leben in Gefahr ist. Die Ärztekammer Steiermark hat das Thema immer wieder aufs Tapet gebracht. Bisher vergeblich. Auch die Landespolitik ist sich des Problems durchaus bewusst. Bisher konnte sie sich aber nicht durchsetzen. In Zeiten des Ärztemangels soll das aber anders werden. Denn darum geht es auch: Ärztinnen und Ärzte zu verprellen, indem ihnen willkürlich das Blaulicht verweigert wird, ist keine Methode zur Eindämmung des Ärztemangels. Und keine zur Rettung von Menschenleben. Illu: Adobe Stock
18 Ærzte Steiermark || 02|2024 Mein Wohntraum ist mir Kompetenz in der Vielfalt Egal ob Ziegel oder Holz, ob Neubau, Zu- oder Umbau - die Profis von Lieb Bau Weiz sind für alle Fragen rund um das Thema Bauen die erste Anlaufstelle. Von der Planung bis zur Umsetzung - wir freuen uns, Ihren Wohntraum wahr werden zu lassen. Mehr unter liebbauweiz.at Foto: Conny Leitgeb Die Eröffnung am 4. April um 18 Uhr steht unter dem Motto „The future is now! Digitalisierung in der Notfallmedizin“. Am Freitag geht es um die innerklinische Notfallmedizin. Das Spektrum der Vorträge reicht dabei von „Management of circulation in sepsis“ über „die akute Atemnot“ bis zur „Pflege im Notfall“. Am 6. April steht die präklinische Notfal lmedizin im Mittelpunkt. Auch hier ist das TheKongress 11. NOTFALL-Kongress in Graz - Digitalisierung und mehr menspektrum breit. Titel sind unter anderem „Advances in resuscitation“, aber auch „Spezielle kardiale Notfälle“ oder „Verkannte Intoxikationen“. In den Workshops für Ärzt:innen geht es etwa um die „Grundlagen der Beatmung“, die Notfallsonografie oder die EKG-Diagnostik. Damit ist das Programm einerseits sehr vielfältig und gleichzeitig sehr praxisrelevant, ebenso gegenwarts- wie zukunftsorientiert. Es richtet sich an notfallmedizinische Vollprofis genauso wie an weniger Erfahrene. Neben Vorträgen und Workshops für Notärzt:innen aber auch Angehörige von Pflegeberufen und Sanitäter:innen gibt es unter dem Titel „Der Notfall – Professionelle Hilfe bis der Notarzt kommt“ auch einen Workshop, der sich speziell an niedergelassene Ärzt:innen und deren Ordinationsteam richtet. Offen für alle ist die sogenannte „Skill Station“. Hier kann man „im Vorbeigehen nützliche Fertigkeiten trainieren und innovative Konzepte der do-it-yourselfSimulationsmedizin kennenlernen. „Einzelne Fertigkeiten sind wicht ige Bausteine für die umfassende VersorVon 4.–6. April 2024 findet der größte Notfallkongress im deutschsprachigen Raum der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin (AGN) im MesseCongress Graz statt. Einzigartig für dieses Fachgebiet ist die hochwertige wissenschaftliche „Schiene“ mit internationalen Referent:innen (in english), ebenso das bewährte „Update in der Notfallmedizin“ durch Vorträge und Workshops für aktiv tätige Notärzt:innen, Pflegekräfte und Sanitäter:innen.
Ærzte Steiermark || 02|2024 19 Kongress Die 33. ÄRZTETAGE GRADO finden vom 26.05. bis zum 1.06.2024 statt. Anmeldungen zu dieser beliebten Fortbildungsveranstaltung sind ab sofort möglich. gung von Patient:innen im Notfall. Oft können diese aber nicht täglich trainiert werden und die Übung ist abhängig von spezieller Ausrüstung. Daher möchten wir am Kongress innovative Ansätze vorstellen, die das Training von not fa l lmedizinischen Fert igkeiten zugängl icher machen“, so die Veranstalter. 60 Speaker vorwiegend aus Europa, aber auch den USA, bestreiten das umfangreiche Programm. Die Kongressgebühr bewegt sich zwischen 360 und 120 Euro (Vollpreis). Für Mitglieder der AGN ist die Teilnahme entsprechend günstiger. Info und Anmeldung: agn.at/kongress/ Foto: Adobe Stock GRADO 26.5. – 1.6.2024 33. Ärztetage www.arztakademie.at/grado Fortbildung der Superlative! Ankünder_Grado_2024.indd 1 10.05.23 16:20 Grado: Frühbucher bis 31. März und Medizin hält. Fixpunkt im Programm ist wiederum das EVENT GRADO 33 – eine exzellente Gelegenheit zum geselligen Austausch mit Kolleg:innen bei Buffet, Getränken und Musik – Familienangehörige von Kongresstei lnehmer:innen Die 33. Ärztetage Grado starten am Sonntag (26.05). um 18.00 Uhr mit der Eröffnung im Kongresshaus, wo Univ.-Prof.in Dr.in Jasmin Mersmann, Professorin für Kunstgeschichte der frühen Neuzeit an der freien Universität Berlin, den Eröffnungsvortrag zum Thema Kunst sind wie immer herzlich willkommen. 65 rein medizinische Veranstaltungen, weitere 4 Veranstaltungen exklusiv für Jungärzt:innen und Studierende, 7 Veranstaltungen zu Kommunikation und Organisation und zahlreiche Workshops für Nichtärzt:innen bieten exzellente Möglichkeiten das Wissen aufzufrischen und zu erweitern. In Summe bieten die 33. Ärztetage in Grado 430 DFP-Punkte, zahlreiche Veranstaltungen haben erweiterte Anrechenbarkeiten für ÖÄK-Diplome wie Sportmedizin und Substitution. Der Notfallmedizin-Kongress Anfang April 2024 bietet ein vielfältiges und praxisbezogenes Programm. Für Ärzt:innen ist der Kongress DFP-approbiert. Auch ein NotarztRefresher ist möglich.
20 Ærzte Steiermark || 02|2024 Kongress Primärversorgungskongress 2024: Es geht um Nachhaltigkeit 9. Österreichischer Primärversorgungskongress 19. –21. September 2024 in Graz & online Nachhaltige Primärversorgung: Wesentliche Aspekte, Herausforderungen und Chancen für die Zukunft www.pv-kongress.at Im September findet der 9. Primärversorgungskongress an der Med Uni Graz statt. Abstracts für Vorträge und Poster können bis 14. April 2024 eingereicht werden. Es ist bereits der 9. Primärversorgungskongress, den das 2015 gegründete Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung (AMEV) der Medizinischen Universität Graz in diesem Jahr veranstaltet. Institutsvorständin ist von Anfang an die aus der Inneren Medizin kommende Universitätsprofessorin Andrea Siebenhofer-Kroitzsch. Wer schnel l nachrechnet weiß, He rau s forde rungen und Chancen für die Zukunft!“ Das Programm stand Ende Jänner 2024 noch nicht fest. dafür aber drei wichtige Termine: Der Kongress findet von 19. bis 21. September statt. In Präsenz an der Med Uni Graz oder online, für alle die das vorziehen. Zum Kongress gibt es eine Pre-Conference, am 19. September. Sie bietet ein wissenschaftliches Programm sowie interprofessionelle Fortbildung. Der dritte Termin ist wohl der wichtigste: Bis zum 14. April 2024 können Abstracts für Vorträge und Poster zum diesjährigen Primärversorgungskongress eingereicht werden – danach wird das definitive Programm fertiggestellt und veröffentlicht. Infos: pv-kongress.at dass Kongress und Institut fast gleichzeitig gestartet sind. Das Leitthema für den diesjährigen Kongress lautet „Nachhaltige Primärversorgung: Wesentliche Aspekte, Bereits zum neunten Mal laden Universitätsprofessorin Siebenhofer-Kroitzsch und das Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung zum Grazer Primärversorgungskongress Der Primärversorgungskongress an der Medizinischen Universität hat sich zur fixen Größe in der Grazer Kongresslandschaft entwickelt. Auch die Ärztekammer hat sich dort immer wieder engagiert. Foto: Bergmann
Ærzte Steiermark || 02|2024 21 Primärversorgung Wie gründe ich eine PVE? Seit 1. Juli 2023 ist ein steirischer PVE-Vertrag zwischen Ärztekammer Steiermark und ÖGK in Kraft, der die Organisation der PVE und die Honorierung regelt. Die Bezahlung besteht aus einer Grundpauschale von 30.000 Euro pro Jahr und einer (kontaktabhängigen) Fallpauschale von 48,39 Euro pro Patient:in und Quartal. Bei 2.000 Patientinnen ergeben die Grundpauschale und die Fallpauschalen 417.120 Euro pro Jahr. Die Grundpauschale (EUR 30.000,– pro Jahr) dient laut Vert rag „insbesondere zur Abgeltung PVEspezifischer Personal- und Sachmehrkosten“. Damit gemeint sind die laufenden Kosten für Zugänglichkeit – längere Öffnungszeiten, Gesundheitsförderung und Prävention sowie administrative Aufgaben (Unterstützung der Patient:innen beim Auffinden der richtigen Versorgungseinrichtungen und Koordinierung des Versorgungsprozesses innerha lb und außerhalb der Primärversorgungsstruktur, Qualitätsmanagement, Aus-, Fort- und Weiterbildung). Zusätzlich zu den Pauschalen können auch einige Einzelleistungen in der PVE verrechnet werden: Das sind Krankenbesuche, Visiten und Wegegebühren, f ixes Wegegeld (Pos. 003-007; 012014; 194-196), Zeitaufwand bei lebensbedrohlichen Zuständen (Pos. 145 und 146), Wundversorgung (Pos. 210214), Operative Eingriffe und Verbandwechsel (Pos. 220228; 232, 282), Leistungen der physikalischen Medizin laut Abschnitt II der HO (Pos. 530-533; 542; 544-545), dazu Labor (Pos. 20 bis 27, 30 bis 38, 40 bis 46, 50, 55, 56, 60-66, 70, 80-81, 85, 86 und 90), Lungenfunktionsprüfung (Pos. 307 und 331), EKG (Pos. 508), 24-Stunden Blutdruckmonitoring (Pos. 519), Psychotherapie (Pos. 337 -339), Infusionen (Pos. 120 und 121) sowie die Aufklärung im Rahmen des Brustkrebsf rüherkennungsprogramms/BKFP (Pos. 149). Dazu kommen Vorsorgeuntersuchungen, Leistungen des Mutter-Kind-Passes, Substitution und DMP – wie in Einzelordinationen laut bestehenden Vereinbarungen. Zusätzlich sind Förderungen anderer Stellen (vor allem für die Gründung) möglich. Dazu gehören etwa die Mittel aus dem Resilienzfonds der EU, die über das Austria Wirtschaf tsservice (AWS) – bis zu 1,6 Millionen Euro – abgewickelt werden oder Landesförderungen. Der Weg zur PVE-Gründung Expertenempfehlung ist es, vorweg mit relevanten Gemeinden in der Wunschregion Kontakt aufzunehmen, um abzuchecken, welche Infrastruktur (Praxisräumlichkeiten, Wohnmöglichkeiten, Bi ldungseinrichtungen für Kinder, Verkehr, Arbeitsmöglichkeiten für Partnerin oder Partner, Personal …) zur Verfügung stehen können. EbenDer Weg zur PVE-Gründung ist durchaus herausfordernd. Aber es gibt Hilfe. Eine Hexerei ist die Gründung einer Primärversorgungseinheit (PVE) nicht. Ganz ohne Aufwand geht es aber auch nicht. Foto: Adobe Stock
Primärversorgung 22 Ærzte Steiermark || 02|2024 einem Allgemeinmediziner: bestehen. Für das erweiterte Team (zumindest Angehörige von drei weiteren nichtärztlichen Gesundheits- und Sozialberufen), kommen Physiotherapeut :innen; Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen, Diätolog:innen, Psychotherapeut:innen, Hebammen, Sozialarbeiter:innen und Klinische Psycholog:innen in Betracht. Zusätzlich ist ein/e Primärversorgungsmanager.in denkbar. Deren bzw. dessen Tätigkeit besteht darin, die PVE ärztin/ein Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde Teil Teil des Kernteams sein. Abhängig von den Planungsvorgaben im Regionalen Strukturplan Gesundheit darf das ärztliche Kernteam auch ausschließlich aus mind. zwei Pädiater:innen oder aus mindestens einer/ einem Pädiater:in und einer/ Gute Gründe für Ihre Primärversorgungseinheit www.gesundheitskasse.at/pve Suteren / shutterstock.com Eine Informationsbroschüre der ÖGK zur PVE-Gründung enthält eine Reihe hilfreicher Informationen, ist aber nicht frei von werblichen Botschaften … so wichtig erscheint es, potenzielle Partner:innen für die PVE zu suchen. Dann sollten unbedingt die unmittelbaren Stakeholder (ÖGK, Gesundheitsfonds, Ärztekammer) angesprochen werden. PVE-Struktur Grundsätzlich sind ein PVEZentrum (vor allem in Ballungsräumen sinnvoll) oder ein PVE-Netzwerk (vor allem in peripheren Regionen) möglich. Als Kern eines Zentrums ist eine Gruppenpraxis (als OG oder GmbH) vorgesehen, für ein Netzwerk kommt zusätzlich ein Verein in Frage. Team Es gibt ein Kernteam und ein erweitertes Team. Das Kernteam besteht aus zwei VZÄ (Vollzeitäquivalente)* Ärzt:innen für Allgemeinmedizin (AM) mit zumindest 1 Lehrpraxis-Bewilligung bzw. der Bereitschaft, eine solche zu beantragen, sobald die Voraussetzungen vorliegen, und dauerhaft eine Lehrpraxisstelle anzubieten. Ferner besteht das Kernteam aus mindestens einer/einem Angehörigen des gehobenen Dienstes für Gesundheits- und Krankenpflege (0,5 VZÄ) sowie einer Ordinationsassistenz „im erforderlichen Ausmaß“ (so die Formulierung im Vertrag). Orts- und bedarfsabhängig soll zusätzlich mindestens eine Fach- * Ein ärztliches VZÄ entspricht einer Verpflichtung zur nachweislichen Erbringung eines Tätigkeitsausmaßes von mindestens 20 Wochenstunden Ordinationstätigkeit.
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