36 Ærzte Steiermark || 02|2024 MEDIA BASED MEDICINE Spinnengift hilft bei Infarkt und Schlaganfall Im tödlichen Gift der in Australien lebenden K‘gari-InselTrichternetzspinne ist ein Präparat, das Zellschäden verhindert, die bei Herzinfarkten und Schlaganfällen auftreten. Den Wirkstoff „Hi1a“ haben Forscher der University of Queensland isoliert. In präklinischen Tests an einem Nagetiermodell, das reale Behandlungsszenarien nachahmte, konnte Hi1a Zellen vor Schäden schützen, wenn es über die Stadien eines Herzinfarkts hinweg verabreicht wurde. Quelle: pressetext.com, 18. Jänner 2024 Täglich bekommen Patient:innen von den Medien neue „Sensationen“ aus der Welt der Medizin aufgetischt: Frisch publiziert Early kinetics of C reactive protein for cancer-agnostic prediction of therapy response and mortality in patients treated with immune checkpoint inhibitors: a multicenter cohort study. Barth, DA; Moik, F; Steinlechner, S; Posch, F; Mayer, MC; Sandner, AM; Berton, F; Schlintl, V; Koch, L; John, N; Wurm, R; Pichler, M; Bauernhofer, T; Reimann, P; Wohlkönig, C; Richtig, E; Winder, T; Preusser, M; Jost, PJ; Ay, C; Gerger, A; Terbuch, A; Riedl, JM. J Immunother Cancer. 2023; 11(12): Doi: 10.1136/jitc-2023007765 [OPEN ACCESS] https://forschung.medunigraz.at/ fodok/pub?id=38097343 Forscher:innen der Grazer Medizinischen Universität publizieren regelmäßig in internationalen Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele. Patient*innen sollen potenziell von einer Supplementation des Stoffes profitieren. Der Sammelbegriff „Vitamin D“ umfasst viele chemisch verwandte Substanzen (Calciferole), die eine Vielzahl an Stoffwechselvorgängen im menschlichen Körper regulieren, insbesondere die Knochenmineralisierung. Nach derzeitigen Kriterien sind bei uns 40 bis 50 % der Bevölkerung von Vitamin-D-Mangel betroffen. Bekanntestes Beispiel ist Rachitis, wo die Vitamin-D-Gabe außer Zweifel steht. Dagegen mehren sich Studien, welche die Sinnhaftigkeit einer ergänzenden Versorgung mit Vitamin D bei grundsätzlich gesunden Menschen in Frage stellen. Üblicherweise wird beim Vitamin-D-Test nur das 25-Hydroxyvitamin D (25[OH]D) im Blut gemessen und ein allgemeingültiger Grenzwert zur Beurteilung des Ergebnisses herangezogen. Markus Herrmann von der Med Uni Graz hält ein solches Prozedere für problematisch, da das 25(OH) D lediglich eine inaktive Vorstufe von Vitamin D darstellt, deren Messung Auskunft über die verfügbare Menge an Vitamin D gibt, aber nichts darüber aussagt, wie diese vom Körper genutzt wird. Er zieht einen Vergleich mit einem Auto heran: „Der 25(OH) D-Spiegel zeigt uns eigentlich nur an, wie viel Treibstoff sich im Tank befindet. Mit unserer neuen Methode messen wir gleichzeitig noch das inaktive Abbauprodukt 24,25-Dihydroxyvitamin D (24,25[OH]2D) und ermitteln somit auch, wie viel Abgas aus dem Auspuff kommt. Dadurch können wir bessere Schlüsse auf die Vorgänge im Körper ziehen und eine personalisierte Beurteilung erreichen.“ Die Forscher:innen konnten zeigen, dass Personen mit einem funktionel len Vitamin-D-Mangel eine stark erhöhte Sterblichkeit hatten – unabhängig vom 25(OH)D-Wert. Auch war der Knochenstoffwechsel deutlich aktiviert. 20 Prozent Vermeidung Zwei große Kohortenstudien lieferten die Daten: Eine davon setzte sich aus 2010 österreichischen Blutspender:innen zusammen, während die andere 3.316 Patient:innen, die zu einer Herzkatheter-Untersuchung angemeldet waren, einschloss. Bei letzteren gab es auch eine 10-jährige Nachverfolgung inklusive Informationen zu Todesfällen. In den untersuchten Kohorten reduzierte sich die Anzahl der von Vitamin-D-Mangel betroffenen Patient:innen um etwa 20 %, was erheblich zur Vermeidung unnötiger Vitamin-D-Gaben beitragen könnte. Weitere Studien sollen nun zeigen, welche Auswirkungen ein funktioneller Vitamin-D-Mangel auf die Knochendichte und das Risiko für Knochenbrüche hat. Infos und Kontakt: Univ.-Prof. Dr. med. Markus Herrmann, Medizinische Universität Graz, Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Tel.: +43 316 385 83341, markus. herrmann@medunigraz.at Publikation: https://pubmed.ncbi.nlm.nih. gov/37798100/ Neue Methode zur Vitamin-D-Messung: vom Schwellenwert zur personalisierten Analyse Forscher:innen der Med Uni Graz haben eine Methode entwickelt, welche die funktionellen Aspekte des Vitamin-D-Stoffwechsels berücksichtigt und eine personalisierte Beurteilung des Vitamin-D-Haushaltes ermöglicht. forschung steiermark Fotos: KK, Creativ Collection Univ.-Prof. Dr. med. Markus Herrmann
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