Das Magazin der Ärztekammer Steiermark März 2024 Doppelt. Patrick Thurner ist als Allgemeinarzt und Landwirt doppelt erfolgreich. Dreifach. Gudrun Zweiker, Neshat Quitt und Martin Müller stehen hinter dem Elternleitfaden. Vierfach. Onkologen Jost, Wolf und Shariat helfen Krebskranken. Minister Polaschek freut‘s. Österreichische Post AG MZ 02Z033098 M Ärztekammer für Steiermark, Kaiserfeldgasse 29, 8010 Graz, Retouren an PF555, 1008 Wien STEIERMARK Foto: Adobe Stock Foto: Lunghammer Die neue Rektorin der Med Uni Graz, Andrea Kurz, skizziert im AERZTE Steiermark-Gespräch ihre Ziele. Starker Schwerpunkt Personalentwicklung Evaluierung gestartet Psychotherapiegesetz
Ein guter Rat: http://www.aekstmk.or.at/53 Hier sollten Sie nicht inserieren, wenn Ihnen Ärztinnen und Anzeigenkontakt: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com
Bereich themen Ærzte Steiermark || 03|2024 3 BUCHTIPP Meine eigene Praxis Richtig starten als Hausärztin/Hausarzt Bettina Ehrhardt-Felkl (Hg.) 1. Auflage, 216 Seiten ISBN: 978-3-99052-294-3 Wer als junge Ärztin bzw. junger Arzt eine Hausarztpraxis übernimmt oder gründet, steht vor vielen Fragen: von der Work-Life-Balance oder der fachlichen Einschätzung, ob man für eine derartige Herausforderung genug Fachwissen mitbringt, bis zu wirtschaftlichen, rechtlichen und vielen weiteren Aspekten, mit denen man im Zuge der Ausbildung nie konfrontiert wurde. Guter – mit diesem Buch leicht erhältlicher – Rat ist gefragt. Erfahrene Hausärzt:innen schreiben über ihre Arbeit, die Herausforderungen und die schönen Seiten dieses Berufes, und zahlreiche Expert:innen geben Tipps zu den nicht medizinischen Seiten einer Praxisübernahme oder Neugründung. DATUM 7. Mai 2024 Am 7. und 8. Mai stellt die dHealth 2024, das Event für die digitale Medizin, die zentralen Fragen: Wohin geht die Digi-Reise in den nächsten drei bis fünf Jahren? Wie kommt Telemedizin in die Flächenversorgung? Die Ärztekammer ist Partner und die steirische Beteiligung an diesem Anwenderforum ist sehr prominent. https://dhealth.at/ LINK: https://www.ages.at/mensch/krankheit/ krankheitserreger-von-a-bis-z/masern Während der Pandemie für viele Ärztinnen und Ärzte eine regelmäßig genutzte Infoquelle, gewinnen die epidemiologischen Auswertungen der AGES vor dem Hintergrund des aktuellen Masernausbruchs – mit verschiedenen Erregern in verschiedenen Bundesländern – wieder an Brisanz. Zahl 58 Millionen Euro Plus will die ÖGK 2024 machen und gleichzeitig die Mittel zur Rücklagensicherung aufbauen. Gleichzeitig investiert die ÖGK laut Medieninformation in den Ausbau der niedergelassenen Versorgung. Foto: Elisabethinen Fortbildungstipp Im Basismodul Substitutionsbehandlung wird Basiswissen zu illegalen Substanzen, psychiatrische Grundlagen, praktische Durchführung uvm. vermittelt. 20 Unterrichtseinheiten präsent oder online, 20 in selbstständigem E-Learning bringen 20 DFP-Punkte. Zeit, Ort, Kosten: 27.04.2024, ÄK Steiermark & Zoom, EUR 175,00 Anmeldung: https://vorsorgemedizin.st/ anmeldung-basismodul-substitution IMPRESSUM: Medieninhaber (Verleger): Ärztekammer für Steiermark, Körperschaft öffentlichen Rechts | Redak- tionsadresse: 8010 Graz, Kaiserfeldgasse 29, Tel. 0316 / 8044-0, Fax: 0316 / 81 56 71, E-Mail: presse@aekstmk. or.at | Chefredaktion: Martin Novak | Koordination: Dr.in Jasmin Novak | Redaktionelle Betreuung und Produktion: CONCLUSIO PR Beratungs Gesellschaft mbH, Schmiedgasse 38, 8010 Graz | Gestaltung: Konrad Lindner | Anzeigen: Gernot Zerza, Tel.+43 664 2472673, E-Mail: Zerzagernot@gmail.com; Mit „Promotion“ gekennzeichnete Texte sind entgeltliche Veröffentlichungen im Sinne § 26, Mediengesetz. | Druck: Stmk. Landesdruckerei GmbH, 8020 Graz | Abonnements: Eva Gutmann, Ärztekammer Steiermark, Tel. 0316 / 804440, Fax: 0316 / 81 56 71. Jahresabonnement (11 Ausgaben) EUR 25,–. Gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, Medienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr Klimakompensierte Prod www.climate-austria Kennzeichnu für vorbildlic Waldwirtscha HCA-COC-100 Förderung nachhaltiger Waldwirtschaft PEFC/06-39-22 PEFC zertifiziert r ckt nach der Richtlin e „Druckerzeugnisse“ ster eichischen Umweltzeichens, ienfabrik Graz, UW-Nr. 812 Klimakompensierte Produktion www.climate-austria.at Ident-Nr. A Klimakompensierte Produk www.climate-austria.a Kennzeichnung für vorbildliche Waldwirtschaft HCA-COC-10029 Förderung c lti er l i ft - PEFC zertifiziert update im März Schlagzeile „Der Startbonus, der für die 100 zusätzlichen Kassenstellen vorgesehen ist, sollte auch für alle weiteren offenen Kassenstellen gelten.“ Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der steirischen Ärztekammer Ärzte-Krone 26.1.2024
Bereich themen 4 Ærzte Steiermark || 03|2024 Foto: Schiffer Themen Cover. Künstliche Intelligenz wird explodieren 8 Arzt im besonderen Dienst. Patrick Thurner. Arzt & Landwirt aus Leidenschaft 14 Patient:innenlenkung. Kind krank: ärztliche Tipps für besorgte Eltern 16 Patient:innenlenkung. Wie früher 18 Preis. Salus 2024 bis 29. April einreichen 19 Ausbildung. Pflegelehre jetzt auch in der Steiermark 20 Studie. Größtes Vertrauen in Ärztinnen und Ärzte 21 Impfen. Masern in der Steiermark: Hauptproblem Ältere 23 Serie Gerne Arzt.Vom Kleinkind bis ins hohe Alter 24 Serie Erlesen. Leitsymptom Bücher 26 Preis. Familienfreundliche KAGes 290 Wirtschaft&Erfolg. Die Krankenbeihilfe bei Kur- oder Rehabilitationsaufenthalt für niedergelassene Ärzt:innen 30 Wirtschaft&Erfolg. E-Autos auf dem Prüfstand 32 Expertinnentipp. Meldung von Angehörigendaten 35 CIRS. Barcode bei Influenza-Impfungen 35 Forschung. Das ACCN setzt neue Maßstäbe im Kampf gegen Krebs 36 Angestellte Ärztinnen und Ärzte Ausbildungsevaluierung gestartet – es geht um viel 38 Serie GEM/EINSAM. Fliegender Blutdruck 39 Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Serie KASSENCHECK. Serienbehandlung bei Physikotherapie und i.m.-Injektionen 41 Kritik am Entwurf zum Psychotherapiegesetz 43 Serie. Praktisch Täglich. Mein Computer und ich 45 Debatte 6 News 37 Planstellen 46 Referate 48 Kleinanzeigen 49 Personalia 53 Karikatur 57 Ad Personam 58 Schatz. Die Menschen schätzen Gesundheitsinformationen von ihrer Hausärztin/ihrem Hausarzt am meisten. Das bestätigt der aktuelle Austrian Health Report. Seite 21 ScHutz. Impfen schützt. Nichtimpfen gefährdet. Masern und andere Krankheiten wie Pertussis treten verstärkt auf, wenn die Impfbeteiligung nicht stimmt. Seite 23 Hausarzt/Hausärztin Apotheker/Apothekerin Familie, Eltern, Kinder Med. Fachgesellschaften Freunde, Bekannte Patienten- bzw. Selbsthilfegruppen Patienten-Bewertungen von Ärzt:innen Websiten von Pharmaunternehmen Zeitungen/Zeitschriften Informationen im Internet Werbung zu Medikamenten Soziale Medien 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 Vertrauen in Gesundheitsinformationen nach Informationsquellen
Ærzte Steiermark || 03|2024 5 Bereich themen „Die derzeitige Psychotherapieausbildung … ist hervorragend. Jede/r bringt einen Quellberuf mit. Durch ein Studium für alle sehe ich die Qualität in Gefahr.“ Sagt die/ der eine. „Derzeit ein Geschäftsmodell der Arrivierten, um von den Jungen Eintrittsgeld für Teilhabe am Geschäftsmodell zu bekommen, zigtausende Euro werden abgezockt!“ Meint die/der andere. Eine Mehrheit von 59 Prozent ist laut aktueller Frage des Monats für ein eigenes Psychotherapie-Studium an öffentlichen Universitäten, wie im ministeriellen Gesetzesentwurf vorgesehen. Was dabei unter den Tisch fällt, ist die Tatsache, dass Psychotherapie nicht gleich Psychotherapie ist, sondern es mehrere sehr unterschiedliche Methoden gibt. Ob ein Uni-Studium all das umfassend vermittelt? epikrise Kurze Nachrichten aus der Redaktion Soziale Medien: X/Twitter: www.twitter.com/ AERZTE_NEWS Facebook: www.facebook. com/aerztekammer.stmk/ und Facebook-Gruppe für steirische Ärztinnen und Ärzte Youtube: AERZTE_NEWS Instagram: www.instagram. com/aerztekammerstmk Foto: Schiffer bild des monats. Ein Ärztekammerpräsident (Michael Sacherer), zwei Landesräte (Karlheinz Kornhäusl und Werner Amon) und zwei Autorinnen (Gudrun Zweiker und Neshat Quitt) präsentierten Anfang März den neuen Leitfaden „Wohin mit welcher Krankheit?“, der sich vor allem (aber nicht nur) an die Eltern von Volksschul- und Kindergartenkindern richtet. Dank der Kooperation mit der Bildungsdirektion Steiermark wird die Broschüre diese Eltern auch erreichen. Die Devise: Patient:innenlenkung durch gute Information. Mehr ab Seite 16. Mehrheit für gesondertes Psychotherapie-Studium AERZTE Frage des Monats: Soll Psychotherapie ein eigenes Studium erfordern, wie im geplanten Gesetz vorgesehen? Ja Nein Weiß nicht/Sonstiges 59 % 32 % 9 % n= 222
6 Ærzte Steiermark || 03|2024 Bereich Gerhard Posch Jetzt evaluieren! Die Ausbildungsevaluierung 2024 hat begonnen: Zum Start der Initiative, die allen Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit gibt, die Qualität ihrer Ausbildung zu bewerten, gab es eine Medieninitiative der Bundeskurie Angestellte Ärztinnen und Ärzte. Mit einem klaren Ziel: die Beteiligung zu erhöhen. Die lag 2023 für ganz Österreich bei rund 44 Prozent, in der Steiermark nur bei 33 Prozent. In der Schweiz, wo die ETH Zürich diese Evaluierung ebenfalls durchführt, sind es wesentlich mehr, nämlich 71 Prozent. Diesen Wert werden wir nicht sofort erreichen. Aber er muss unser langfristiges Ziel sein. Wir müssen in diesem Punkt Schweizer Verhältnisse wollen. Warum? Nur wenn Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung sagen, wo sie der Schuh drückt, kann die Ausbildung noch besser werden. Das hilft auch den Ausbildungsstätten. Die wollen ja gut ausbilden. Dafür brauchen sie Orientierung. Das heißt, je mehr Feedback, desto besser. Mitmachen bei der Evaluierung ist also im eigenen Interesse. In dem der Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung genauso wie in dem der Ausbildungsstätten. Machen Sie also bitte unbedingt mit bei dieser Evaluierung. Bzw. ermöglichen Sie als Verantwortliche für die Ausbildung das Mitmachen. Damit sagen Sie auch dem Träger ihrer Ausbildungsstätte was gut ist und was unbedingt verbessert gehört. Vieles ist in der Steiermark bereits gelungen. Die von der Kurie verhandelte Gehaltsreform hat zu einer wesentlich besseren „Life-Money-Balance“ geführt. Aber die Rahmenbedingungen gehören weiter verbessert. Damit Politik und Träger die Spitäler auch in Zukunft als attraktive Arbeitgeber erhalten. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte. intra kont a Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) in Deutschland besteht derzeit aus elf rechtlich selbständigen Krankenkassen. Rund 37 Prozent der 73,29 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland sind das bei der AOK insgesamt. Auf der AOK-Website finden sich zehn Gründe für das Impfen. Nicht zuletzt durch Corona wird das Thema „Impfen“ öffentlich recht kontrovers diskutiert. Tatsache ist: Impfungen können Infektionskrankheiten bekämpfen und unerwünschte Folgeschäden verhindern. Die folgenden zehn Gründe helfen dabei, Entscheidungen zu treffen. • Eine Impfung schützt die eigene Gesundheit. • Eine Impfung schützt die Gesundheit der anderen. • Impfen hilft, Krankheiten auszurotten. • Eine Impfung birgt weniger Risiken als das Durchleben einer Krankheit. • Für die Entwicklung von Impfstoffen gelten strenge Regeln. • Moderne Impfungen sind gut verträglich. • Leichte Impfreaktionen sind ungefährlich. • Die Wirksamkeit von Impfungen ist wissenschaftlich erwiesen. • Kinderkrankheiten sind nicht harmlos. • Auch Babys profitieren von einer Impfung. Mehr Informationen: https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/immunsystem/10-gruende-fuersimpfen/#:~:text=Eine%20Impfung%20sch%C3%BCtzt%20 die%20eigene%20Gesundheit,-Impfen%20 sch%C3%BCtzt%20vor&text=Und%20auch%20wenn%20 eine%20Maserninfektion,Hirnhautentz%C3%BCndung% 2C%20die%20t%C3%B6dlich%20verlaufen%20kann. 2 d batte AOK-Information Zehn Argumente für die Impfung
Bereich Ærzte Steiermark || 03|2024 7 Der Elternleitfaden „Wohin mit welcher Krankheit?“ hat bei vielen einen sehr großen Eindruck hinterlassen. Um die zweihundert Kindergärten und andere Kinderbetreuungseinrichtungen haben sofort Exemplare für die Eltern ihrer Schutzbefohlenen bestellt. Bei der Präsentation der Broschüre waren zwei Landesräte (für Gesundheit und für Bildung) dabei. Es zeigt sich also: Etwas zu tun, lohnt sich. Getan haben im konkreten Fall zwei Kolleginnen und ein Kollege, die sich dieses Projekts inhaltlich angenommen haben. Dafür kann ihnen nicht genug gedankt werden. Die Broschüre hilft Eltern, das Richtige und tatsächlich Beste zu tun, wenn ihr Kind krank ist. Das ist auch Patient:innenlenkung – nur nicht mit dem Holzhammer, sondern mit inhaltlichen Schwerpunkten und Überzeugungskraft. Geredet wird über Patient:innenlenkung leider (zu) viel, getan wird leider (zu) wenig. Aber offenbar – das zeigen die Reaktionen im konkreten Fall – ist die Dankbarkeit groß, wenn etwas getan wird. Dafür stehen wir als Ärztinnen und Ärzte, dafür steht die Ärztekammer. Es sollte noch viel mehr Projekte wie dieses geben, dann wären die Patientinnen und Patienten zufriedener und die Notfallambulanzen weniger überlaufen. Und die Menschen, die dort arbeiten, auch weniger überlastet. Für alle Anregungen und Ideen zur Verbesserung der Lage sind wir dankbar, egal von welcher Seite sie kommen. Denn wir maßen uns nicht an, jede Idee selbst zu haben. Wir wünschen uns jedoch, dass sie nicht nur erzählt, sondern auch tatkräftig umgesetzt werden. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Sollen Menschen zuerst in die allgemeinmedizinische Ordination, bevor sie in die fachärztliche „dürfen“? Diese Idee hat kürzlich der Arbeitnehmervertreter in der ÖGK, Andreas Huss, ventiliert. Er hat das über die Medien hinausposaunt und damit seiner eigenen Idee einen Bärendienst erwiesen. Natürlich lässt sich darüber reden, aber nicht sinnvoll in Form medialer Kurzaussagen, sondern in einer differenzierten Diskussion mit den Vertragspartnern der ÖGK. Und das sind die Ärztinnen und Ärzte bzw. die Ärztekammern. Warum hat Huss das nicht getan? Weil Schein heutzutage für viele mehr zählt als Sein, wie es so schön heißt? Einiges spricht für eine bessere Patient:innenlenkung, wie es sie früher – zu Zeiten des Krankenscheines – einmal gab. Nichts spricht dafür, mit einer Idee einfach herauszuplatzen, statt sie ernsthaft mit den Partnerinnen und Partnern zu besprechen. Außer es geht um eine Show und nicht um die Sache. Aber offenbar ist Effekthascherei heutzutage für so manche wichtiger als das Erzielen inhaltlicher Effekte. So wird aber leider keine sinn- und wirkungsvolle Sachpolitik gemacht. So werden Probleme zwar angerissen, aber es gibt kein ehrliches Bemühen, sie auch zu lösen. Diesen Vorwurf muss sich Herr Huss leider gefallen lassen. Er hat den Theaterdonner gewählt, und damit den eigenen Vorschlag kaputtgemacht. Das ist aber wohl ein Problem der heutigen Zeit. Das ist wohl ein Grund dafür, warum immer weniger Menschen Vertrauen in die Institutionen haben. Weil deren Repräsentanten ungelegte Eier lautstark begackern, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich das Legen der Eier. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Mehr Sein und weniger Schein wäre gut Standortbestimmung Michael Sacherer Nicht nur erzählen, sondern auch umsetzen d batte Fotos: SPÖ Steiermark, Schiffer, Grafik: Adobe Stock
8 Ærzte Steiermark || 03|2024 AERZTE Steiermark: Sie haben reiche klinische Erfahrungen in den USA. Wie kann die Med Uni Graz daraus Vorteile ziehen? Kurz: Ich glaube, dass wir in Bezug auf Effizienz und Kostenbewusstsein in der Patient:innenversorgung zum Teil noch Verbesserungsbedarf haben. Es gibt gewisse Abläufe und Prozesse, die man sicherlich optimieren könnte. Wir sollten zum Beispiel verstärkt auf tagesklinische bzw. vermehrt auf ambulante Versorgung setzen und wo medizinisch möglich, die Verweildauer im Krankenhaus reduzieren. Die Exzellenz in der Patient:innenversorgung dürfen wir dabei aber nicht aus dem Blick verlieren. Ihr Vorgänger hat inneruniversitär große und wichtige Bauprojekte angestoßen und umgesetzt. Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen? Was soll von der „Ära Kurz“ bleiben? Kurz: Die Bauprojekte waren Cover Andrea Kurz, die neue Rektorin der Medizinischen Universität Graz, versteht sich als Teamworkerin. Mehr Mediziner:innen zur Linderung des Ärzt:innenmangels auszubilden, sieht sie skeptisch. sehr wichtig, um eine exzellente Infrastruktur für Forschung und Lehre zu schaffen. Aber die besten Räumlichkeiten sind nicht viel wert, wenn Sie nicht durch Menschen, deren Herz für unsere Universität schlägt, belebt werden können. Daher ist ein starker Schwerpunkt für mich die Personalentwicklung. Dass man unseren Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen wirklich die Freiheit gibt, sich selber zu entwickeln. Ich möchte, dass sich hier an der Med Uni Graz eine noch stärkere akademische Kultur aufbaut. Alle Mitarbeiter:innen sollen verinnerlichen, dass wir an einer Universität arbeiten und die Lehre und Forschung unterstützen. Wir müssen auch danach streben, national und international mit verschiedensten Institutionen, nicht nur aus dem medizinischen Bereich, besser vernetzt zu sein. Das wird unser internationales Standing verbessern. Zusätzlich setzen wir auf eine sehr lebendige und inspirierende Lehre. Wir wünschen uns Studierende und Lehrende, die kritisch sind und frei denken. Ein weiterer Punkt ist die Förderung von Frauen in ihrer Karriere. Hier möchte ich die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Wissenschaf terinnen nach Mutterschutz/Karenz wieder rasch in das wissenschaftliche Gefüge eingegliedert werden können. Auch MentoringModelle und bessere Vernetzung untereinander spielen hier eine große Rolle. Mit dem „Don’t smoke“-Volksbegehren hat Hellmut Samonigg in einer breiten Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erzielt. Wollen Sie auch öf fentliche Aufmerksamkeit bekommen? Wenn ja, wie? Kurz: Diese wichtige Initiat e wurde ja noch vor seiner Wahl zum Rektor gestartet, passt aber ausgezeichnet in unser Konzept einer Gesundheitsuniversität. Auf Prävention und Früherkennung wird in den nächsten Jahren vermehrt ein Augenmerk gelegt werden. So wie wir die Eigenverantwortlichkeit an unserer Universität in Wissenschaft und Lehre weiter fördern wollen, werden wir auch vermehrt auf die Mitarbeiter:innengesundheit eingehen. Die Gedanken und diese Wertehaltung sol len dann auch in die Gesel lschaft hinausgetragen werden. Ebenso erscheint uns der Diskurs der Medizin und Wissenschaft mit der Gesellschaft, die vielleicht wissenschaftsskeptisch ist, wesentlich und erforderlich. Dazu werden wir eine Veranstaltungsreihe „Medizin und Gesellschaft“ initiieren, die in den Dialog mit unseren Bürger:innen gehen soll, und für alle zugänglich sein wird. Darüber hinaus werden wir unseren Wissenschafter:innen vermitteln, dass es wichtig ist, ihre Forschungsergebnisse in verständlicher Art und Weise an die Gesellschaft zu kommunizieren und ihnen auch dabei helfen, entsprechende Fähigkeiten zu vermitteln. Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben und sie umfassend informieren. In den USA funktionieren Universitäten anders als in „Künstliche Intelligenz wird explodieren“
Cover Foto: Lunghammer Österreich. Wollen Sie amerikanische Elemente nach Österreich importieren? Wenn ja, welche? Kurz: Für mich war in den USA der Umstand faszinierend, dass man im akademischen Bereich ohne Vorurteile in Interaktionen ging, davon ausging, dass durch Vernetzung ein Mehrwert entsteht, und dass Leistung auch im akademischen Bereich honoriert wurde. Gute Forscher:innen sind auch über ihr offizielles Pensionsalter Ærzte Steiermark || 03|2024 9 geblieben, wenn sie weiter erfolgreich waren, und haben ihre Universität mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützt. In Österreich werden die USA immer als leuchtendes Beispiel in der Wissenschaft gesehen, ohne jedoch die Voraussetzungen dort zu beachten oder diese zu übernehmen. Also, ein unkritisches Übernehmen ist sicher nicht meine Sache, aber eine Öffnung und ein Denken ohne Grenzen muss bei uns sehr wohl Platz haben! Alles dies aber auch unter Zugrundelegung unserer kulturellen und finanziellen Voraussetzungen. Sie gelten als international exzellent vernetzte Forscherin. Wie wollen Sie das für die Med Uni Graz nutzen? Kurz: Es war immer mein Ziel, die Erfahrungen aus meinen Auslandsaufenthalten wieder nach Österreich zurückzubringen, um hier meinen Beitrag zu leisten. Wenn ich nun auf Grund meiner neuen Position auch nicht unbedingt weiter aktiv in der Forschung mitarbeiten kann, so habe ich doch in dem Fall die Gelegenheit und die Möglichkeiten, die in meiner „Wir wünschen uns Studierende und Lehrende, die kritisch sind und frei denken.“
Cover 10 Ærzte Steiermark || 03|2024 haben, auf andere zu schauen, da wir hier in Österreich und natürlich auch an der Med Uni Graz exzellente Arbeit leisten, auf die wir stolz sein dürfen. Und natürlich möchte ich hervorheben, dass wir unter den „Young Universities“ auf Platz 16 liegen (von 605 Universitäten). Kann und soll die Med Uni Graz internationaler werden? Wie kann das funktionieren? ranking gut, aber nicht ganz vorne dabei. Soll sich das ändern? Wie? Kurz: Rankings können eine gute Möglichkeit bieten, um sich einen schnellen Überblick über die internationale Hochschullandschaft zu verschaffen. Jedoch sollte man, wie so oft, auch hier genauer hinter die Kulissen blicken. Die Reihung ist von sehr vielen Faktoren abhängig, die auch regelmäßig anders gewichtet werden, wodurch sich neue Positionen im Ranking ergeben können, ohne dass sich an der Gesamtpunktezahl etwas wesentlich geändert hat. Wenn man sich die Top-Platzierungen anschaut, sind es immer dieselben Universitäten, die hier aufscheinen, und da kann eine österreichische Universität beispielsweise budgetär nicht mithalten. Wir sollten nicht immer die Tendenz Lauf bahn geknüpften Kontakte national und international für die Med Uni Graz zu nutzen. Zudem ergeben sich für mich nun als Rektorin übergeordnete Möglichkeiten, die Rahmenbedingungen für internationale Forschung auf höchstem Niveau zu verbessern. Ich sehe mich hier als Vorbild und Role Model. Die Med Uni Graz ist im internationalen Universitäts- „Sind alle Tätigkeiten der Ärzt:innen wirklich ärztliche Tätigkeiten?“ „Rahmenbedingungen so gestalten, dass Wissenschafterinnen nach Mutterschutz/Karenz wieder rasch in das wissenschaftliche Gefüge eingegliedert werden können.“ „Aber die besten Räumlichkeiten sind nicht viel wert, wenn sie nicht durch Menschen, deren Herz für unsere Universität schlägt, belebt werden können. Daher ist ein starker Schwerpunkt für mich die Personalentwicklung.“ „Dass man unseren Mitarbeiter:innen auf allen Ebenen wirklich die Freiheit gibt, sich selber zu entwickeln.“ Das neue Rektoratsteam der Medizinischen Universität Graz: Alexander Rosenkranz, Vizerektor für Klinische Angelegenheiten, Innovation und Nachhaltigkeit und Vorstand der Universitätsklinik für Innere Medizin und die Klinische Abteilung für Nephrologie, Erwin Petek, Vizerektor für Studium und Lehre und stellvertretender Leiter des Diagnostik- und Forschungsinstituts für Humangenetik sowie Dekan für studienrechtliche Angelegenheiten, Rektorin Andrea Kurz, Christian Enzinger, Vizerektor für Forschung und Internationales und Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie sowie Manuela Groß, Vizerektorin für Finanzmanagement, Recht und Digitalisierung, zuvor Vizerektorin für Finanzen, IT und Facilitymanagement an der Medizinischen Universität Innsbruck (v. l. n. r.)
Cover Ærzte Steiermark || 03|2024 11 Foto: Lunghammer Kurz: In unseren Forschungsfeldern Krebsforschung, Neurowissenschaften, Stoffwechsel & Kreislauf, Nachhaltige Gesundheitsforschung und Mikrobiom & Infektion sind wir international schon sehr gut vernetzt und sichtbar. Die Med Uni Graz profitiert von einer gut entwickelten Forschungsprofilbildungssystematik, die es weiter zu entwickeln gilt. Als Motor fungieren zahlreiche Research-Units, die definierten Qualitätskriterien entsprechen. Unsere Forschungsinfrastruktur ist ein Landmark, wie beispielsweise das Zentrum für Medizinische Forschung, die Biobank mit über 20 Millionen Proben und dem hier angesiedelten BBMRIERIC-Headquarter für Biobanken-Infrastruktur. Über unsere internationalen Doktoratsprogramme sprechen wir Wissenschaf ter:innen weltweit an, die ihr PhD an der Med Uni Graz machen. In Austauschprogrammen sind wir mit nahezu 200 Institutionen weltweit gut vernetzt und in regem Kontakt. Auch wenn in diesem Feld in den letzten Jahren schon viel passiert ist, muss es unser Ziel sein, uns national und international noch stärker zu vernetzen, um so neue und große Forschungsprojekte an die Med Uni Graz zu bringen und auch im Rennen um die besten Köpfe international dabei zu sein. Ganz wichtig ist, dass wir attraktiver werden für international anerkannte Wissenschafter: innen, um diese nach Graz zu holen. Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Was wird sich da an der Med Uni Graz in Zukunft tun? Kurz: Künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren explodieren. Es wird ein wichtiger Faktor für unsere Patient:innen sein, im Hinblick auf Prävention, Diagnose und individualisierte Therapie. Auch für die Planung, Organisation und die Optimierung von Prozessen kann KI einen großen Schritt bedeuten und damit Effizienzen heben. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass die Nähe zum:zur Patienten:Patientin und Empathie erhalten bleiben müssen. Die Gefahr liegt auch in einer gewissen Verselbständigung der KI und daher müssen klare Regeln für deren Entwicklung und Einsatz gelten bzw. definiert werden. Die Med Uni ist mit der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH KAGes am Klinikum eng verzahnt. Wird das so bleiben? Braucht es neue Akzente? Kurz: Die enge Kooperation mit der KAGes am LKHUniversitätsklinikum Graz ist etwas, das in jedem Fall weitergeführt und sogar ausgebaut werden soll. Es gibt noch einige Felder, wo wir durch Zusammenwachsen ein Einsparungs- und Effizienzpotential heben können − aber auch hier müssen wir Grenzen überwinden, Ängste beiseiteschieben, gemeinsam voranschreiten und innovativ und pionierhaft agieren. Es wird nur durch ein enges Zusammenwirken der Med Uni Graz mit der KAGes möglich sein, über die Unterstützung von Forschung und Lehre versorgungswirksame Ärzt:innen am Uniklinikum auszubilden, die Strukturen in unserem Land gemeinsam
12 Ærzte Steiermark || 03|2024 cover zu denken und zukunftsgerecht zu entwickeln. Durch die noch engere Verzahnung wird so letztlich ein Mehrwert geschaffen werden, um den uns andere Standorte beneiden werden. Letztendlich müssen wir am Standort eng zum Wohl unserer Patient:innen zusammenarbeiten. Mittlerweile ist sie zur Gretchenfrage der Medizinausbildung geworden: Kann eine Aufstockung der medizinischen Studienplätze den Ärzt:innenmangel lindern? Kurz: Solange es nicht mögl ich ist, dass unsere Absolvent:innen dort ankommen, wo sie für die Versorgung gebraucht werden, wird sich an der aktuellen Situation wenig ändern. Fakt ist, dass in Österreich genug Ärzt:innen ausgebildet werden, die Verteilung ist jedoch die große Herausforderung. Wir müssen alle „Stakeholder“ an Bord holen, und evaluieren, welche Ärzt:innen wir wo benötigen. Ein Beispiel: Für die Innere Medizin, die durch die Entwicklung in Richtung Spezialisierung und durch die neue Ausbildungsken müssen, ergreifen und umsetzen. Deswegen blicke ich trotz aller Herausforderungen positiv in die Zukunft, weil unsere Generation sowie die nächsten Generationen hier Neues und Zukunftsweisendes erschaffen können, wenn man es zulässt und ermöglicht. Genau dieses Denken muss eine medizinische Universität vermitteln. Im Gespräch ist eine Meduni in Klagenfurt. Wie stehen Sie dazu? Braucht Österreich noch eine medizinische Ausbildungsstätte? Kurz: Das ist eines jener Themen, welches mein Team und ich sehr zeitnah näher betrachten werden. Natürlich hätte ein weiterer Standort durch höhere Patient:innenzahlen auch Vorteile für den wissenschaftlichen Output der Med Uni Graz, aber dieser Zugang wird nicht das Allheilmittel sein, um Ärzt:innenmangel in abgeschiedenen Regionen zu bekämpfen. Auch hier muss evaluiert werden, ob durch Kooperation und Vernetzung ein Mehrwert geschaffen wird, der unserem Land nützt und ordnung komplett im Wandel begriffen ist, wissen wir nicht, wie viele Internist:innen und welche Sonderfächer wir in Österreich benötigen. Der „Al lgemeininternist“ gerät hier unter die Räder, obwohl wir ihn noch brauchen! Das ist in vielen Fächern und Disziplinen bedingt durch den immensen Fortschritt so. Ja, es ist durch die Demographie zu erwarten, dass hier in manchen Bereichen Mängel entstehen könnten − darauf muss man aber auch vorbereitet sein. Dazu zählt das Wissen, was und vor allem wen wir wirklich brauchen. Sind alle Tätigkeiten der Ärzt:innen wirklich ärztliche Tätigkeiten? Sind alle Tätigkeiten von hochgradig ausgebildetem Pf legepersonal wirklich durch solche Fachkräfte durchzuführen? Da liegt unsere Chance, dem Wandel der Medizin entgegenzukommen, und neue Strukturen und Strategien zu entwickeln. Es soll keine Angst vor Veränderung herrschen, sondern wir sollten gespannt und motiviert die Möglichkeiten, die wir schon erkennen und noch erdenAndrea Kurz ist Fachärztin für Anästhesie und Intensivmedizin und war bis zu ihrem Wechsel an die Med Uni Graz Vizedirektorin für Forschung an der Klinik für Anästhesiologie der Cleveland Clinic. „Wir sollten zum Beispiel verstärkt auf tagesklinische bzw. vermehrt auf ambulante Versorgung setzen und wo medizinisch möglich, die Verweildauer im Krankenhaus reduzieren.“
cover vor al lem darüber hinaus hilft, den Herausforderungen der Zukunf t bet ref fend Patient:innenversorgung effizienter begegnen zu können. Wie wird das Rektorat sich künftig zusammensetzen? Kurz: Neben den bisherigen Schwerpunkten Forschung und Lehre werden wir auch zukunftsorientiert auf Nachhaltigkeit und Innovation setzen, was sich auch in den Vizerektoraten widerspiegelt. Mein Team besteht aus Menschen, die seit vielen JahFoto: Lunghammer Ærzte Steiermark || 03|2024 13 ren an der Med Uni Graz oder anderen Universitäten in verantwortungsvollen Positionen arbeiteten und daher den Universitätsbetrieb gut kennen. Wir versuchen auch unsere Erfahrungen von anderen Standorten hier einzubringen, um das Beste aus verschiedenen Welten hier in Graz mit regionaler, nationaler und internationaler Wirksamkeit umzusetzen. Wir treten als Team auf und daher ist es natürlich, dass dieses Team neue Ansätze und Denkweisen einbringt, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Rektorin zu sein bedeutet in der Regel, sich von der klinischen Forschung wegzubewegen. Nehmen Sie das hin? Kurz: Hier treffen Sie einen Punkt, der mich persönlich bei meiner Entscheidung, mich als Rektorin zu bewerben, auch sehr beeinf lusst hat. Ich hatte immer und habe auch hier das Privileg, dass ein hochmotiviertes junger Wissenschafter:innen meine Forschungsa rbei t fortführen wird und ich in meiner Funktion als Rektorin die dafür bestmöglichen Rahmenbedingungen für alle Forscher:innen und Mitarbeiter:innen aller Bereiche unserer Universität ermöglichen werde. Letzte Frage: Was soll man von Ihnen sagen, wenn ihre Jahre als Rektorin abgelaufen sind? Kurz: Danke, dass Du uns Raum, Zuversicht und Mut für Entwicklung gegeben hast und uns damit ermöglicht hast, das Beste aus uns herauszuholen.
14 Ærzte Steiermark || 03|2024 ARZT im besonderen dienst „Wenn die Ernährung nicht passt, wird die Medizin keinen Nutzen haben. Wenn die Ernährung passt, wird es die Medizin nicht brauchen“, sagt eine ayurvedische Weisheit – und da ist schon was dran“, meint der Hartberger Allgemeinmediziner Patrick Thurner und verschreibt sich der Gesundheit von Menschen in einer ebenso exotischen wie bodenständigen beruflichen Kombination – und zwar als Arzt und als Landwirt. Beim Jugendrotkreuz Feuer für die Medizin gefangen Biografisch betrachtet erklärt sich diese ungewöhnliche Berufswahl rasch, denn Thurner ist auf dem oststeirischen Bauernhof seines Großvaters – samt angeschlossenem, von seiner Mutter geführten Gasthaus aufgewachsen. Und da Thurners Vater den Lehrberuf ergriffen hatte – war naheliegend, dass die nächste Generation, Patrick und seine Geschwister Bettina und Alexander, in die Landwirtschaft einstiegen. Dass Thurners Berufswahl dann doch auch auf die Medizin fiel, ist dem Jugendrotkreuz zu verdanken, bei dem Thurner sich fürs Heilen und Behandeln begeisterte – und seiner Vernunf t. Denn dem jungen Thurner war schon klar: S/Eine Existenz nur auf eine – damals noch viel kleinere – Landwirtschaft zu gründen, ist nicht unriskant. Man ist dem Markt genauso ausgeliefert wie dem Wetter. Also studierte Thurner Medizin, und blieb währenddessen und auch im Turnus danach Nebenerwerbslandwirt. Und aus der kleinen Landwirtschaft von 13 Hektar ist mittlerweile eine deutlich größere mit 60 Hektar geworden – selbstverständlich auf biologisch umgestellt. Netzwerk/en ist wichtig „Das war auch ein guter Ausgleich“, so Thurner, „nach der Uni oder dem Turnusdienst in und mit der Natur zu arbeiten, hat schon gutgetan – sich auf den Traktor setzen natürlich auch“, schmunzelt Thurner. Aber Stress gibt es als Landwirt natürlich ebenso – so zum Beispiel, wenn ich in der Ordination mitbekomme, dass es gerade gut wäre zu ernten, weil das Wetter nicht mehr lange halten wird.“ Solche Situationen brauchen ein gutes Netzwerk, um sie zu bewältigen – und das hat der Landwirt Thurner genauso, wie es der Arzt Thurner hat. Als Arzt praktiziert Thurner im Hausärztenetzwerk Hartberg – gemeinsam mit seinen Kolleginnen Maria Seidl und Reingard Glehr und den Kollegen Michael Schrittwieser und Alexander Moussa. Vom Netzwerk profitieren natürlich die Patient:innen – aber auch die Ärzt:innen werken nicht einsam vor sich hin, sondern profitieren von der guten Kooperation. Der Gesundheit verpflichtet Beiden Berufen – in Thurners Fall ist wohl eher von Berufungen zu sprechen – ist aber mehr gemeinsam als sich prima vista zeigt: Seit 2016 produziert der nun 40-jährige Thurner u. a. Hanf – und zwar biologisch. Zunächst ging es eher um die Produktion hochwertigen Hanföls in Kooperation mit der oststeirischen Ölmühle Fandler und zehn weiteren Hanfbauern. Die lief gut an, bis Corona einen Absatzumbruch zur Folge hatte. Hanf ist aber nicht nur köstlich und gesund, er ist auch heilsam. So stehen nun seiArzt & Landwirt aus Leidenschaft Patrick Thurner ist der Gesundheit verpflichtet. Als niedergelassener Allgemeinmediziner ordiniert er in Hartberg. Und als Landwirt produziert er Hanf und Fleisch und vieles mehr im Betrieb seiner Familie auf 60 Hektar. Foto: Thurner
ne Inhaltsstoffe der medizinischen Nutzung zur Verfügung, sein Presskuchen ist aber auch als gesunde pflanzliche Proteinquelle für die Ernährung hochinteressant. Denn immer mehr Menschen möchten sich aus pf lanzlichen Proteinen ernähren – da stel lt Hanf eine hervorragende regionale Wahl dar. Aber auch für jene, die sich tierisch ernähren wollen, hat der Landwirt Thurner Köstliches parat: Ochsen und Kalbinnen werden für die oststeirische Fa. Schirnhofer produziert – auf deren Gelände Thurner übrigens seine erste Ordination hatte und als Betriebsarzt wirkte. Durchhaltevermögen gepaart mit Idealismus Eine weitere Parallele zwischen der Medizin und der Landwirtschaft, wie Thurner sie betreibt, ist ebenso ungewöhnlich wie dennoch logisch: Investitionen – und zwar finanziell, aber auch zeitlich. Fortbildung ist in beiden Bereichen gleich wichtig. So bildet sich der Landwirt Thurner mit gleicher Motivation, Akribie und Selbstverständlichkeit fort, wie es der Arzt Thurner auch tut. „Die Bodenökologie ist total wichtig, wenn wir gesunde, qualitativ hochwertige Produkte produzieren wollen. Da kann man gar nicht genug wissen“, so Thurner. „Man kann ein ganzes Leben lang lernen und hat dennoch nicht ausgelernt. Und ohne Investitionen in zeitsparende Landwirtschaftstechnik könnte ich meine beiden Berufe wohl auch nicht unter einen Hut bringen“, so Thurner. Auch in beiden Berufungen wichtig ist ein gerütteltes Maß Idealismus: „Durchhalten, auch wenn die Bedingungen zwi schendurch zieml ich schwierig sein können. Das ist für Ärzte genauso wichtig und selbstverständlich, wie es das für Landwirte ist“, so Thurner. Gleichermaßen wichtig ist die Ethik, denn die Landwirtschaft, wie Thurner sie betreibt, ist ein gesundheitsrelevanter Beruf. Er produziert nachhaltig und gesund, der regenerativen Landwirtschaft mit Überzeugung verpflichtet. Sachbuchautor Thurner Aller guten Dinge sind 3. So ist Patrick Thurner auch als Sachbuchautor tätig: 2018 hat er gemeinsam mit seinen Geschwistern Bettina und Alexander „Heilender Hanf – Cannabis die wiederentdeckte Naturmedizin“ geschrieben, weil ein Verlag auf das innovative Hanfprojekt in der Oststeiermark aufmerksam geworden war. 2019 kam dann noch ein Buch hinzu – diesmal mit Bruder Alexander und Ulrike Zika „Low Carb & High Protein: Die Hanf Diät“. Beide Bücher sind im Kneipp Verlag Wien erschienen (ISBN 978-3-7088-0741-6 und ISBN 978-3-7088-0751-5). Bei so viel Einsatz würde man meinen, dass es keine Zeit mehr für Familie gäbe. Nicht so bei Patrick Thurner, der mit Frau und Tochter mittlerweile aus der Hartberger Umgebung nach Pöllau gezogen ist. Dass die Kleine mit ihren 3 Jahren schon gerne mit dem Papa am Traktor mitfährt, nimmt wenig Wunder: DerPapa war auch schon mit 12 auf Opas Traktor unterwegs – allerdings als Fahrer. Fotos: Thurner ARZT im besonderen dienst Ærzte Steiermark || 03|2024 15
16 Ærzte Steiermark || 03|2024 Patient: innenlenkung Verfasst haben den Elternratgeber die beiden Allgemeinmedizinerinnen Gudrun Zweiker und Neshat Quitt gemeinsam mit dem Kinderfach- und Schularzt Martin Müller (wir berichteten). Die Texte sind bewusst einfach gehalten. Nicht nur, um auch für Eltern mit geringerer Sprachkompetenz gut zugänglich zu sein, sondern auch, weil viele Eltern − selbst jene mit hoher Bildung − angesichts eines kranken Kindes oft eher panisch agieren und sich daher schwertun, komplexe Inhalte richtig zu erfassen. Bei einem solchen Ratgeber geht es nicht nur um den Inhalt, sondern auch darum, dass er die Eltern erreicht: Hier hilft die gute Kooperation der Ärztekammer mit der Bildungsdirektion Steiermark. „Aus erster Hand“ „Über die Kindergärten und Schulen erhalten die Eltern und Erziehungsberechtigten mit dem neuen Leitfaden seriöse und wichtige Informat ionen dazu von Ärztinnen und Ärzten aus erster Hand“, hat Bildungslandesrat Werner Amon (er ist Präsident der Bildungsdirektion) versichert. Anbindung an die Schul-Apps Auch auf den Kommunikations-Apps der Schulen wird auf www.leit faden-kinderkrankheiten.at verlinkt. So Kind krank: ärztliche Tipps für besorgte Eltern wird die Broschüre den Eltern und Erziehungsberechtigten online zugänglich gemacht. An die 200 Kindergärten und Krippen bestellten innerhalb kurzer Zeit gedruckte Exemplare für die Eltern. Natürlich gibt es den Leitfaden auch auf Papier. Und den bekommen die Eltern selbstverständlich ebenfalls. Um ihn bei Bedarf parat zu haben. Oder, um schon vorab hineinzuschauen und dann im Anlassfall das Richtige zu tun. Ein Plakat für den Wartebereich zur Website mit allen Krankheiten gibt es online zum Download auf: www. aekstmk.or.at/233 Foto: Schiffer Wenn ein Kind akut erkrankt, stürmen Eltern oft reflexhaft in die nächste Notfallambulanz. Ein neuer ärztlicher Ratgeber „Wohin mit welcher Krankheit?“ soll Eltern helfen, nicht reflexartig, sondern richtig zu handeln. Es gab große Resonanz. Den Elternleitfaden „Wohin mit welcher Krankheit?“ gibt es auf Papier und Online. Informationen dazu (und die Broschüre zum Download) gibt es auch auf: www. leitfadenkinderkrankheiten.at. Groß war auch das Interesse an gedruckten Exemplaren. Um die zweihundert Kindergärten und Krippen bestellten sie bei der Ärztekammer.
Ærzte Steiermark || 03|2024 17 Patient: innenlenkung Foto: Conny Leitgeb GRADO 26.5. – 1.6.2024 33. Ärztetage www.arztakademie.at/grado Fortbildung der Superlative! Ankünder_Grado_2024.indd 1 10.05.23 16:20 Die zwei erfahrenen Allgemeinärztinnen Gudrun Zweiker (Kassenpraxis in Straden) und Neshat Quitt (Kassenpraxis in Graz) haben den Elternratgeber „Wohin mit welcher Krankheit?“ gemeinsam mit ihrem fachärztlichen Kollegen Martin Müller (Kassenpraxis für Kinder- und Jugendheilkunde in Leibnitz) verfasst. Müller ist auch Schularzt. „Über die Kindergärten und Schulen erhalten die Eltern und Erziehungsberechtigten mit dem neuen Leitfaden seriöse und wichtige Informationen dazu von Ärztinnen und Ärzten aus erster Hand.“ Bildungslandesrat Werner Amon
Zu Krankenschein-Zeiten war es so: Ohne al lgemeinmedizinische Zuweisung war es ÖGK-Versicherten nicht möglich, eine fachärztliche Ordination kostenfrei in Anspruch zu nehmen. Mit der E-Card fiel diese Regelung. Andreas Huss, Arbeitnehmervertreter in der ÖGK schlug nun medial vor, sie wieder aufleben zu lassen. Kontroversiell aufgenommen Der Vorschlag von Huss wurde politisch begrüßt – vorrangig von schwarz-türkisen Ländervertreter:innen. Und er wurde vehement bis verhalten abgelehnt – vorrangig von Ländervertreter:innen aus SPÖ-geführten Bundesländern. „Der Vorschlag kommt in einer Zeit, wo Hausärzte überlastet sind und viele Patienten überhaupt keine Allgemeinmediziner mehr finden“, sagt Gerhard Jelinek, Wiener Patientenanwalt laut KURIER. Kritik kam auch aus der ÖÄK: Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, appelliert ebenfalls an Huss, in Gespräche einzutreten: „Im Sinne der Patientinnen und Patienten sollten wir eine gemeinsame Lösung anstreben, die sowohl für dieVersicherten als auch für die Vertragsärztinnen und Vertragsärzte optimal ist.“ Schnellschüsse könnten das Gesundheitssystem ernsthaft in Gefahr bringen. „Den Weg zum Hausarzt Der Arbeitnehmervertreter in der ÖGK hat vorgeschlagen, dass es mit der E-Card keinen direkten Zugang in eine fachärztliche Ordination geben soll. Die Idee klingt verfolgenswert, wirft aber viele Fragen auf. Patient: innenlenkung Patient:innenlenkung wie früher? mit derart drastischen und alternativlosen Maßnahmen zu erzwingen, würde durch die plötzliche Überlastung der Allgemeinmedizin zum Kollaps führen“, warnt Bayer. Auch für Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundesobmann der angestellten Ärzte, ist der Vorschlag von Huss noch zu unausgegoren. „Ich vermisse hier beispielsweise Lösungen für die Menschen, die auf direkten Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten angewiesen sind, wie etwa psychiatrische Patientinnen und Patienten. Zudem bringt diese Maßnahme gar nichts für die dringend notwendige Entlastung der Ambulanzen.“ Das zeige auch, wie unverzichtbar es sei, die Leistungserbringer selbst mit ihrer Expertise in die Überlegungen einzubinden. „Aus unserer Sicht sollte im Interesse der Versorgungsqualität dringend eine Patientenlenkung über 1450 angedacht werden“, fordert Mayer. „Den Weg zum Hausarzt mit derart drastischen und alternativlosen Maßnahmen zu erzwingen, würde durch die plötzliche Überlastung der Allgemeinmedizin zum Kollaps führen.“ Dietmar Bayer Kurienobmann Niedergelassene Ärzte „Zudem bringt diese Maßnahme gar nichts für die dringend notwendige Entlastung der Ambulanzen.“ Harald Mayer Bundeskurienobmann Angestellte Ärzte arald Mayer äsident der Österreichischen Ärztekammer Bundeskurie angestellte Ärzte ident der Ärztekammer für Oberösterreich geboren in Wien Matura in Wien Promotion Dr. med univ. an der medizinischen Fakultät der Universität Wien 5 Ausbildung zum Facharzt für Unfallchirurgie am AKH Linz, KH Ried und KH Schärding Facharzt für Unfallchirurgie am LKH Schärding 2 Ärztlicher Direktor am LKH Schärding Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Oberösterreich Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte 7 2. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte 2 3. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte 2. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte Foto: Schiffer, ÖÄK, Shutterstock 18 Ærzte Steiermark || 03|2024
Ærzte Steiermark || 03|2024 19 PreisE SALUS 2024: Bis 29. April einreichen Foto: Gesundheitsfonds Steiermark Preisverleihung im Herbst Die Preisverleihung findet am 24.10.2024 in der Aula der Alten Universität Graz statt. In jeder Kategorie werden drei Finalist:innen festgelegt. Die jeweiligen Gewinner:innen der beiden Kategorien erhalten als Ausdruck der Wertschätzung und zur Förderung der Nachhaltigkeit eine Trophäe und einen Film über ihr bzw. sein Projekt oder die Initiative. Die Finalist:innen werden mit einer Urkunde geehrt. Der Steirische Qualitätspreis Gesundheit SALUS zeichnet Aktivitäten im steirischen Gesundheitswesen aus, die konsequent systemat ische Qualitätsarbeit verfolgen. Bewerben können sich Teams oder Organisationen, die im Rahmen von Initiativen, Projekten oder Aktivitäten zur Verbesserung der Qualität in einer der nachfolgenden Kategorien beitragen: y Gesundheitsversorgung y Gesundheitsförderung Die Bewerbungsfrist endet am 29. April 2024. Zugang zum Online-Einreichungsformular und allen Unterlagen: www.gesundheitsfonds-steiermark.at/salus Der Preis fördert aktuelle, weitgehend realisierte Projekte und Initiativen zur Verbesserung der Qualität. Die Kriterien der jeweiligen Kategorie finden sich in den dazugehörigen Ausschreibungsunterlagen. Für den SALUS 2024 werden erstmals die Faktoren Gesundheitskompetenz, Diversität und Gender sowie Digitalisierung mitberücksichtigt. Das „SALUS“-Hearing für die Kategorie „Gesundheitsförderung“ findet am 25. Juni 2024 und für die Kategorie „Gesundheitsversorgung“ am 24. Juni 2024 statt. 2024 wird der Steirische Qualitätspreis Gesundheit namens SALUS wieder verliehen. 2023 entfiel der Preis. Für die Finalist:innen gibt es Ende Juni Hearings in den beiden Kategorien Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung. Zuletzt (2022) gewannen die Neonatologie Graz der Univ.- Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz und das LKH Feldbach den Preis in der Kategorie Gesundheitsversorgung sowie das Institut für Pflegewissenschaft der Medizinischen Universität Graz in der Kategorie Gesundheitskompetenz.Ihre Projekte werden ebenfalls auf der Homepage des Gesundheitsfonds Steiermark präsentiert. www.gesundheitsfondssteiermark.at Gleiches Thema, gleiche Frist Ausgeschrieben wurde auch der mit 2.000 Euro dotierte österreichische Gesundheitkompetenzpreis unter dem Motto „Gesundheitskompetenz durch zwischenmenschliche Beziehung und Digitalisierung – Synergien und Spannungsfelder“. Die Einreichfrist dafür endet ebenfalls am 29. April 2024. oepgk.at/termine/oesterreichischer-gesundheitskompetenzpreis-2024/ Bis 29. April 2024 könen sich Teams und Organisationen für den Steirischen Qualitätspreis Gesundheit, den „SALUS“, bewerben. Gesucht werden Projekte in den Kategorien Gesundheitsversorgung und Gesundheitsförderung.
20 Ærzte Steiermark || 03|2024 Pflege Pflegelehre jetzt auch in der Steiermark Die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft KAGes startet ein Pilotprojekt. Ge s t a r t e t wurde d i e Pf legelehre laut Gesundheitsministerium als Model lversuch in Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg. Die Steiermärkische Krankenansta ltengesel lschaf t KAGes zieht nun nach und setzt nach eigenen Angaben „mit dem Start der Pflegelehre im LKH Graz II einen wichtigen Schritt zur Förderung und Weiterentwicklung der Gesundheits- und Pflegeberufe in der Steiermark“. Das neue Ausbildungsprogramm zielt darauf ab, engagierte junge Menschen frühzeitig für eine berufliche Laufbahn in der Pflege zu begeistern und sie durch eine praxisorientierte Ausbildung auf die Tätigkeiten in der Gesundheits- und Pflegebranche vorzubereiten. „Das Pilotprojekt zur Pflegelehre ist eine Chance, um junge Menschen für dieses wichtige Berufsfeld zu gewinnen. Ich danke allen, die an der Ausbildung der Pflegelehrlinge beteiligt sind, für ihr Engagement und wünsche den Lehrlingen alles Gute und viel Freude an dieser wertvollen Arbeit für die Gesundheit der Steirerinnen und Steirer“, betont Dr. Karlheinz Kornhäusl, Landesrat für Gesundheit, Pflege und Sport. Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark unterstreicht die Bedeutung der neuen Ausbildungsinitiative: „Die Pf legelehre in der KAGes eröffnet jungen Menschen nicht nur eine Karriereperspektive, sondern auch den Zugang zu einer der sinnstiftendsten Tätigkeiten überhaupt. In der Pflege zu arbeiten bedeutet, täglich einen direkten, positiven Einfluss auf das Leben anderer Menschen zu haben. Wir sind stolz darauf, junge Talente für diesen wichtigen Beruf zu begeistern und auszubilden.“ Ulf Drabek, Vorstand für Finanzen und Technik, dazu: „Es ist entscheidend, jungen Menschen frühzeitig eine Perspektive zu bieten. Die Pflegelehre ist eine solide Basis für ihre berufliche Zukunft in der KAGes, und wir wünschen allen Lehrlingen einen erfolgreichen Start.“ Zum Start am 2. April 2024 stehen am LKH Graz II, an den Standorten Süd und West insgesamt vier Lehrplätze zur Verfügung. Die KAGes setzt hier auf Qualität vor Quantität. Der Auswahlprozess, der einen Lehrlingstest und Bewerbungsgespräche umfasst, ist noch nicht abgeschlossen. Ein innovatives Modell mit vielen Vorteilen Die Pflegelehre fokussiert sich zunächst auf die Ausbildung zur Pflegeassistenz, die drei Jahre dauert. Absolvent:innen haben die Möglichkeit, ihre Qualifikation anschließend durch eine berufsbegleitende Ausbildung zur Pflegefachassistenz zu erweitern. Die Pflegelehre bietet durch ihren dualen Ansatz und die Verbindung von Theorie und Praxis zahlreiche Vorteile, aber vor allem ermöglicht sie einen fließenden Übergang in die praktische Berufswelt, da direkt nach der Pflichtschule mit einer Lehre gestartet werden kann. Innerhalb der drei Lehrjahre zur Pflegeassistenz besteht auch die Möglichkeit die Lehre mit Matura abzuschließen. Dies bekräftig auch Eveline Brandstätter, MSc, KAGes Direktorin für Pflege: „Die Pf legelehre schaf f t ideale Rahmenbedingungen für eine praxisnahe Ausbildung. Unsere Aufgabe ist es, den Lehrlingen das notwendige Wissen und die Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere in der Pflege zu vermitteln und sie mit Bedacht an dieses verantwortungsvolle BerufsFoto: Tost feld heranzuführen, da der direkte Patientenkontakt erst mit 17 Jahren möglich ist.“ Im ersten Monat der Ausbildung sind die Lehrlinge im Bereich der Pflegedirektion eingesetzt, wo sie das LKH Graz II kennenlernen und einen umfassenden Einblick in das Berufsbild der Pflegeassistenz erhalten. Monatlich wechselnde Themen garantieren eine breite Abdeckung relevanter Inhalte, während regelmäßige Einheiten in eigens dafür eingerichteten Simulationsräumen eine praktische Anwendung des Erlernten ermöglichen. „Die Integration der Lehrlinge in unser Team und ihre praktische Ausbildung sind für uns von größter Bedeutung. Wir setzen hohe Standards an die Ausbi ldung und begleiten unsere Lehrlinge, um ihnen eine optimale Lernumgebung zu bieten“, betont die Pf legedirektorin des LKH Graz II, Birgit Großauer, die für die KAGes das Projekt betreut. Chance Lehre: KAGes (Drabek, Stark, Brandstätter, Großauer), Kornhäusl
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