AERZTE Steiermark | März 2024

angestellte Ärztinnen und ärzte Ærzte Steiermark || 03|2024 39 Fotos: Schiffer, Illu: Adobe Stock Ärzt:innen in Ausbildung GEM/EINSAM geben Einblick in ihren Alltag Fliegender Blutdruck „If there is a doctor or medical professional on board, please contact the cabin crew.” Eine Lautsprecherdurchsage und plötzlich ist mein Urlaub zu Ende. Mir wird heiß und ich brauche weder eine Stoppuhr noch ein EKG um festzustellen, dass ich tachykard bin. Gefühlt zögere ich minutenlang, in der Hoffnung, dass wie bei Grey’s Anatomy eine ganze Schaar hochqualifizierter Notfallmediziner durch den Gang gelaufen kommt – natürlich untermalt von epischer Musik. Doch leider stürmt niemand nach vorne. Meine Gedanken hören nicht auf zu kreisen: Was wohl passiert ist? Ob sich jemand verletzt hat? Oder vielleicht sogar eine Reanimation? Gibt es an Board einen Defi? Und mit welcher Flussrate fließt Sauerstoff eigentlich durch diese komischen Masken, die aus der Decke fallen? Vielleicht eine Geburt? Oh Gott, hoffentlich müssen wir nicht notlanden … Von Verantwortungsbewusstsein geplagt springe ich auf und suche das nächste Crew-Member. „Hello, I’m a doctor, how can I help?“, höre ich mich sagen und hoffe insgeheim immer noch, dass sich bereits jemand anders um den Patienten kümmert. „Follow me, the passenger in need is up front in the business class.” Natürlich. Was habe ich mir da eingebrockt? Logisch, dass ich bereit bin, medizinische Hilfe zu leisten, auch in der Luft und ehrlicherweise habe ich erst imNachhinein begonnen mir Gedanken über die rechtliche Lage bei Notfällen im Flugzeug zu machen. Diese ist durchaus interessant, jedoch schwer zu durchschauen, denn grundsätzlich gilt die Rechtslage des Landes, in dem das betroffene Flugzeug registriert ist. So gibt es für Ärzte auf Flügen von amerikanischen Airlines keine Verpflichtung dazu, ihre Dienste anzubieten. Sollte man sich jedoch freiwillig melden, ist man unter dem Good Samaritian Law weitgehend rechtlich geschützt. In den meisten europäischen Ländern ist man hingegen zur Nothilfe verpflichtet, doch viele Airlines bieten einen Rechtsschutz im Klagsfall. Na toll, noch ein Punkt, der in Zukunft meine To-Do-Liste vor dem Urlaub verlängern wird. Gottseidank verläuft alles weitaus unspektakulärer, als in den Fernsehserien suggeriert und ich kümmere mich gemeinsam mit dem Flugpersonal um den Patienten mit orthostatischem Kollaps. Diesem geht es nach wenigen Sekunden in der Schocklagerung schon deutlich besser, alle Vitalparameter sind stabil und mein Job somit auch schnell getan. Kurz vor dem Aussteigen bedankt er sich überschwänglich bei mir, was mir fast schon unangenehm ist. Immerhin hatte mein Kopfkino mit deutlich dramatischeren Szenen gerechnet. Der durch den Urlaub gewonnene Abstand zur Medizin war so zwar etwas früher vorbei als geplant, aber immerhin konnte ich zum ersten Mal in der Business Class fliegen – für einige Minuten zumindest. GEM/EINSAM – schreiben steirische Ärztinnen und Ärzte in Ausbildung über ihren Alltag im Beruf, im Leben und ihren Weg von „wilden Jungen“ zu „alten Profis“. sich eigentlich die Spitäler bei den Jungärzten bewerben und nicht umgekehrt“, hieß es dazu von Harald Mayer, dem Vizepräsidenten der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Gute Ausbi ldung ist der Grundstein für die künftige Besetzbarkeit der Ausbi ldungsstellen“, sagen dazu der Obmann der Kurie angestellte Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark, Vizepräsident Gerhard Posch und Kurienobmannstellvertreter Gerhard Postl. Zufriedenere Ärzte, bessere Versorgung Und noch ein Punkt ist wichtig: Eine höhere Ärztezufriedenheit ist auch die Grundlage einer besseren Patientenversorgung. Dazu Mayer: „… sie machen unbeirrt weiter wie bisher, anstatt den Jungen zuzuhören und gefährden dadurch die Qual ität unserer Gesundheitsversorgung und somit die Patienten.“ Die Ergebnisse 2024 der Befragung 2024 können diese Einschätzung widerlegen. Man darf gespannt sein.

RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=