AERZTE Steiermark | März 2024

Bereich Ærzte Steiermark || 03|2024 7 Der Elternleitfaden „Wohin mit welcher Krankheit?“ hat bei vielen einen sehr großen Eindruck hinterlassen. Um die zweihundert Kindergärten und andere Kinderbetreuungseinrichtungen haben sofort Exemplare für die Eltern ihrer Schutzbefohlenen bestellt. Bei der Präsentation der Broschüre waren zwei Landesräte (für Gesundheit und für Bildung) dabei. Es zeigt sich also: Etwas zu tun, lohnt sich. Getan haben im konkreten Fall zwei Kolleginnen und ein Kollege, die sich dieses Projekts inhaltlich angenommen haben. Dafür kann ihnen nicht genug gedankt werden. Die Broschüre hilft Eltern, das Richtige und tatsächlich Beste zu tun, wenn ihr Kind krank ist. Das ist auch Patient:innenlenkung – nur nicht mit dem Holzhammer, sondern mit inhaltlichen Schwerpunkten und Überzeugungskraft. Geredet wird über Patient:innenlenkung leider (zu) viel, getan wird leider (zu) wenig. Aber offenbar – das zeigen die Reaktionen im konkreten Fall – ist die Dankbarkeit groß, wenn etwas getan wird. Dafür stehen wir als Ärztinnen und Ärzte, dafür steht die Ärztekammer. Es sollte noch viel mehr Projekte wie dieses geben, dann wären die Patientinnen und Patienten zufriedener und die Notfallambulanzen weniger überlaufen. Und die Menschen, die dort arbeiten, auch weniger überlastet. Für alle Anregungen und Ideen zur Verbesserung der Lage sind wir dankbar, egal von welcher Seite sie kommen. Denn wir maßen uns nicht an, jede Idee selbst zu haben. Wir wünschen uns jedoch, dass sie nicht nur erzählt, sondern auch tatkräftig umgesetzt werden. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Sollen Menschen zuerst in die allgemeinmedizinische Ordination, bevor sie in die fachärztliche „dürfen“? Diese Idee hat kürzlich der Arbeitnehmervertreter in der ÖGK, Andreas Huss, ventiliert. Er hat das über die Medien hinausposaunt und damit seiner eigenen Idee einen Bärendienst erwiesen. Natürlich lässt sich darüber reden, aber nicht sinnvoll in Form medialer Kurzaussagen, sondern in einer differenzierten Diskussion mit den Vertragspartnern der ÖGK. Und das sind die Ärztinnen und Ärzte bzw. die Ärztekammern. Warum hat Huss das nicht getan? Weil Schein heutzutage für viele mehr zählt als Sein, wie es so schön heißt? Einiges spricht für eine bessere Patient:innenlenkung, wie es sie früher – zu Zeiten des Krankenscheines – einmal gab. Nichts spricht dafür, mit einer Idee einfach herauszuplatzen, statt sie ernsthaft mit den Partnerinnen und Partnern zu besprechen. Außer es geht um eine Show und nicht um die Sache. Aber offenbar ist Effekthascherei heutzutage für so manche wichtiger als das Erzielen inhaltlicher Effekte. So wird aber leider keine sinn- und wirkungsvolle Sachpolitik gemacht. So werden Probleme zwar angerissen, aber es gibt kein ehrliches Bemühen, sie auch zu lösen. Diesen Vorwurf muss sich Herr Huss leider gefallen lassen. Er hat den Theaterdonner gewählt, und damit den eigenen Vorschlag kaputtgemacht. Das ist aber wohl ein Problem der heutigen Zeit. Das ist wohl ein Grund dafür, warum immer weniger Menschen Vertrauen in die Institutionen haben. Weil deren Repräsentanten ungelegte Eier lautstark begackern, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, nämlich das Legen der Eier. Vizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Mehr Sein und weniger Schein wäre gut Standortbestimmung Michael Sacherer Nicht nur erzählen, sondern auch umsetzen d batte Fotos: SPÖ Steiermark, Schiffer, Grafik: Adobe Stock

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