Ærzte Steiermark || 05|2024 25 Foto: KK Serie: Darum bin ich Ärztin in der Steiermark schen in den Blick und nicht nur in einem Detail. Ich kann behandeln und ich kann vorbeugend, wirklich schon im Vorfeld, etwas bewirken. Das ist unendlich wichtig.“ Viel Arbeit, aber selbstbestimmt Regelmäßig auswärts und in Graz zu ordinieren, gelang und gelingt Tomberger, weil die Familie dieses Arbeitsmodell unterstützt. 12-StundenTage sind für sie keine Seltenheit, aber sie genießt es auch sehr, sich nach dichten Zeiten – Visitendienste am Land, aber auch Ordidienste in Graz können durchaus zeitaufwändig sein – ruhiges Aufarbeiten frei einteilen zu können. Sich hauptberuflich auf die eigene Ordination zu konzentrieren, zieht sie derzeit noch nicht in Erwägung. „Zum Beispiel auch wegen der Frage, wer mich vertreten würde, wenn ich im Urlaub bin oder mal krank. Aber: Man wird sehen, was die Zeit bringt“, erklärt Tomberger mit einem Lächeln. Wir könnten viel besser entlasten Die Wertschätzung des Stellenwertes der Allgemeinmedizin sieht Andrea Tomberger grob unterschätzt: „Wir Al lgemeinmediziner : innen sind doch die, die dafür sorgen − und noch besser dafür sorgen könnten −, dass die Spitäler entlastet werden. Wenn man aber die Patient:innen wie im Kassenwesen in drei Minuten abfertigen muss und die Leistungen an der Basis noch dazu gedeckelt sind, dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn viele Überweisungen ins Fach oder in die Klinik resultieren. Könnten wir uns mehr Zeit nehmen – und zwar wie in anderen freien Berufen auch: anständig refundiert – dann könnten wir den intramuralen Bereich noch viel besser entlasten. Wer die Grundversorgung nach unten nivelliert, braucht sich nicht zu wundern, wenn die Patient:innen anderswo landen“, so Tomberger. Ohnehin ist das Weiterverweisen keine unaufwändige Angelegenheit – teils wäre eine ganze Arbeitskraft nötig, um die Patient:innen am Land dabei zu unterstützen, dass sie die Termine bekommen, die sie wirklich dringlich brauchen“, so Tomberger. Auch aufwändig gestaltet es sich oft, jene Verordnungen aufzutreiben oder den Bezug in die Wege zu leiten, mit denen die Patient:innen aus dem Spital in die Ordinationen zurückkommen. „Herauszufinden, welche Kasse für wen was zahlt oder nicht, wird nicht auf der Uni gelehrt. Und manchmal ist das fast ein Bitten und Betteln, damit die Patient:innen die Heilbehelfe oder Behandlungen bekommen, die nötig sind.“ Umso größer ist die Bedeutung einer gutenOrdinationsassistenz, die die Ärzt:innen dafür freispielt, was deren ureigenste Aufgabe ist: Patient:innen umfassend und gut zu behandeln, so Tomberger, „genau das macht ja die Qualität der Hausärztin bzw. des Hausarztes aus!“ Telemedizin kann im geografisch anspruchsvollen, aber medizinisch teilweise eben unterversorgten Regionen zwar unterstützen, aber die in-vivo- Behandlung natürlich nicht ersetzen. So ist etwa das telemedizinische Pilotprojekt in der Dermatologie eine feine Sache, weil Tomberger sich gut auf die Behandlung vorbereiten kann, wenn die Patient:innen vorab Fotos der betroffenen Hautpartien schicken. „Zeit ist das, was uns das Gesundheitssystem nicht geben will“, moniert Tomberger, „hätten wir mehr Zeit, könnten wir in der Krankheitsvermeidung weit mehr erreichen. Ich mache meine Arbeit sehr gerne. So sehr ich mich an manchen Tagen ärgere, wie schwierig es ist, das, was unsere Patient:innen brauchen, aus dem Gesundheitssystem herauszubekommen, so befriedigend ist es, wenn ich weiß, dass ich es bei einigen am Ende des Tages gut gemacht habe“, resümiert Tomberger. gerne Ärztin/Arzt in der Steiermark 15 Andrea Tomberger: Als Allgemeinmedizinerin kann ich behandeln und ich kann vorbeugend, wirklich schon im Vorfeld, etwas bewirken. Das ist unendlich wichtig. Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass junge Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht.
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