AERZTE Steiermark | 9/2024

wirtschaft&Erfolg 34 Ærzte Steiermark || 09|2024 Illu: Shutterstock, Motage: Conclusio Walter Hoch Bei der Wahl eines guten Standortes für eine Ordination sollte sich der Arzt/die Ärztin danach richten, dass diese ein − wenn auch anfangs meist kleinerer − Wirtschaftsbetrieb ist und nicht zuletzt ein wirtschaftsorientiertes Handeln erfordert. Allgemein lässt sich sagen, dass die Bedeutung der Standortwahl umso größer ist, je kleiner eine Ordination ist. So hängt etwa der Erfolg einer Wahlarztpraxis in der Regel weit stärker von der Frage des Standortes ab als jener einer Kassenpraxis. Diese funktionieren zumeist auch an einem suboptimalen Standort noch mehr oder minder gut. Gruppenpraxen bzw. Ärztezentren haben einen erhöhten Aufwand betreffend Administration, Technik und Marketing, was mit ein Grund dafür ist, dass größere MedCenter oft nicht-ärztliche Leitungen haben. Shopping-Erlebnis mit Arztbesuch verbinden Eine Ordination steht in den seltensten Fällen allein auf weiter Flur. Sie ist u. a. in einen geografischen und verkehrstechnischen Kontext, in eine Konkurrenzsituation mit bereits vorhandenen Praxen und in die Kaufkraft der potenziellen Patient:innen in ihrem Einzugsgebiet eingebettet. Als stärkster Magnet wird heute in Standortanalysen die Frequenz in nächster Nähe zum Standort gesehen − bei Dienstleistern eben Klient:innen, im Handel Kund:innen und bei Ordinationen potenziellen Patient:innen. Dieser Effekt lässt sich auch branchenübergreifend nutzen: So kommen etwa sehr viele Menschen beim Shoppen in einem Einkaufszentrum auch am Schild einer allenfalls dort lokalisierten Ordination vorbei. Das sorgt meist von sich aus für einen regen Zulauf, lässt sich doch in einem solchen Setting der eher unliebsame Besuch bei der Ärztin oder beim Arzt mit einem Einkaufserlebnis auf eine angenehme und zeitsparende Weise verbinden. Außerdem können die Patient:innen das Center mit einem Auto leicht erreichen und sind der Parkplatzsorgen enthoben. Solche mit mehr Umweltbewusstsein kommen mit Straßenbahn oder Bus zu den meist gut an das öffentliche Verkehrsnetz angebundenen Center fahrplangetreu an. Diese beiden Elemente wiegen weit schwerer als einzelne kritische Stimmen, die in solchen Lagen einen Diskretionsverlust monieren. Dennoch können Praxen in „Konsumtempeln“ suggerieren, Probleme mit der Gesundheit könne man so nebenbei im Vorbeigehen erledigen bzw. H e i - l u n g erkaufen. Wenn schon Einkaufszentrum sollte der Ordi-Eingang selbst nicht mitten in der Mall, sondern etwas abgesondert liegen. Als Referenz an die „gute alte Zeit“ kann allerdings auch die zentrale Lage einer Praxis, möglichst in der Gute Lagen für Ordinationen Eine gute Lage bedeutet für eine Ordination vor allem einen wirtschaftlich lukrativen Standort mit einer hohen Patient:innenfrequenz. Aber noch andere örtliche Kriterien beeinflussen, weshalb eine Ordination gleichsam magnetisch anziehend und eine andere (nahezu) abstoßend wirkt. Innenstadt, ins Rennen geworfen werden. Potenzielle Patient:innen kennen die üblichen Wege in die Stadt meist im Traum − die Parkmöglichkeiten allerdings eher aus Alpträumen. Besser ist die Lage zumeist in einer Kleinstadt. Auch wird dort viel öfter darüber gesprochen, wenn im Ort eine neue Ordination eröffnet und ein neuer Arzt oder eine neue Ärztin zur Verfügung steht. Arztgeschichten, ob lobend oder tadelnd, eignen sich in kleinen Orten, wo viele einander kennen, gut zum „Tratscherl“ beim Kaffee. „Eine Ordination steht in den seltensten Fällen allein auf weiter Flur. Sie ist u. a. in einen geografischen und verkehrstechnischen Kontext, in eine Konkurrenzsituation mit bereits vorhandenen Praxen und in die Kaufkraft der potenziellen Patient:innen in ihrem Einzugsgebiet eingebettet.“

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