AERZTE Steiermark | 9/2024

wirtschaft&Erfolg Ærzte Steiermark || 09|2024 35 Entwicklung von Stadtteilen Ein weiterer Faktor resultiert aus städtebaulichen Maßnahmen. Die Entwicklung von einzelnen Stadtteilen oder die Planung größerer städtebaulicher Vorhaben bringt üblicherweise eine wachsende Bevölkerung mit sich, die wiederum Gesundheitsdienstleistungen verstärkt nachfragen wird. In den aufstrebenden Randbezirken einer Großstadt (in Wien etwa Donaustadt, in Graz Wetzelsdorf) sind die Mieten bzw. der Kaufpreis von Immobilien in der Regel deutlich niedriger als in den älteren Bezirken mit einer älteren, eher begüterten Bevölkerung. Standorttechnisch relevant ist auch der Umstand, dass es im Gefolge der abflauenden Konjunktur und der Zunahme des OnlineVersandhandels vermehrt zu Leerständen von ehemaligen Geschäftslokalen mit Erdgeschoss kommt. Werden diese zu Ordinationen oder medizinischen Labors umgenutzt, löst sich die für Ärzt:innen pressante Frage des barrierefreien Zugangs von selbst. Gute Infrastruktur erhöht Zulauf Eine gute Möglichkeit, den Besuch bei einem Arzt/bei einer Ärztin mit einer anderen Besorgung zu verbinden, bietet auch eine reichhaltige städtische Infrastruktur – seien es Schulen, Kindergärten, Banken, Geschäfte oder Ämter in nächster Nähe, oder Krankenhäuser, Diagnosezentren, Apotheken und andere medizinische Einrichtungen wie etwa Ambulatorien. Eröffnet eine Ordination in nächster Nähe zu einem Spital, kann das zu eröhten Mieten führen. Das Thema ärztliches Umfeld wirft andererseits Fragen bezüglich der Konkurrenz auf: Wie viele Ärzt:innen ordinieren bereits in der näheren Umgebung, Stichwort Ärztedichte. Gibt es bereits eine Spezialisierung von einzelnen Fachgebieten oder eine Gruppenpraxis? Welche Fächer werden bis dato in diesem Stadtteil noch nicht angeboten? Welche medizinische Nische erscheint an dem Standort erfolgreich? Einen regeren Zulauf von Patient:innen versprechen ein Krankenhaus und auch eine Apotheke in der Nähe. Für einen Kinderarzt oder Gynäkologen könnte die Frage durchaus interessant sein, ob der Altersschnitt der Bevölkerung im Einzugsgebiet des in Frage kommenden Ordinationsstandortes gering genug ist. Hingegen weist eine hohe Anzahl älterer Menschen in einem Einzugsgebiet auf einen vermehrten Bedarf an geriatrischen und internistischen Leistungen hin. Ältere investieren mehr in Gesundheit Ältere Menschen verfügen auch meist über Angespartes, haben etwa schon Wohnung oder Haus abbezahlt. Sie geben ihr Geld umso lieber für ärztliche (Sonder-)Leistungen und privat zu bezahlende Therapien aus, und formen so einen kaufkraftstarken Rahmen für medizinische Versorgung. Sie haben eine größere Bereitschaft, private Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Menschen mit einer hohen Kaufkraft nehmen verstärkt private Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch, was auf eine höhere Sensibilität für Gesundheitsthemen und eine größere Akzeptanz von Vorsorgeleistungen hinweist. Ältere werden außerdem bei einem Wechsel des Arztes/ der Ärztin ihre Gewohnheiten kaum aufgeben und dem alten „Standort“ treu bleiben. Summa summarum muss ein Standort sowohl für die Ärztin/den Arzt als auch für die Patient:innen „gut genug“ liegen, um rege besucht zu werden. Eine gute Lage allein wird aber nicht viel nützen, wenn der Arzt/ die Ärztin wenig beliebt ist.

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