wirtschaft&Erfolg Hinsicht auf eine Studie von Accenture Consulting verweisen. Sie ergab, dass sich Medizinstudierende durch Schulungen mittels VR-Brille den gelernten Stoff wesentlich besser einprägten und fußt auf neurowissenschaftlichen Faktoren. So werden menschliche Erfahrungen und Wissen im Gehirn räumlich organisiert. In einer Art mentaler Karte werden Gesehenes und die komplexe Realität eingeordnet. Klinische Rotationen und Präsenzunterricht sind bei der Ausbildung sehr wichtig. Weiters ist es nötig, praktische Erfahrungen zu wiederholen, damit die Ärzt:innen die für sie relevanten Fähigkeiten einüben und beherrschen. Die VR-Brille spiegelt nun eine Krankenhaussituation vor und unterstützt so, dass die Verfahren in einer realistischeren Umgebung erlernt werden. Ein Gefühl der Präsenz entsteht, wodurch das Erlernte nachhaltiger verinnerlicht wird als durch bloßes Lesen oder Zuschauen. Diese Wissensspeicherung wird als autobiografisches Gedächtnis bezeichnet. Einige VRProgramme ermöglichen es Ärzt:innen auch, „Übungsoperationen“ anhand von Ultraschall- oder MRT-Scans ihrer Patient:innen durchzuführen. Mediziner:innen können so Operationen und Behandlungen in einem virtuellen Setting üben, Fehler machen, solange bis sie diese OPs meisterhaft beherrschen. Besonders bei älteren Patient:innen ist die Brille ideal zur Narkosevorbereitung, sie helfen diesbezügliche Medikamente zu sparen. Vom Gorillaarm bis zu Verwirrung Bei aller Euphorie über die ungeahnten Möglichkeiten der VR-Brille sind doch auch kritische Stimmen vernehmlich. Manche Beschwerden sind von der Arbeit an Computern her bekannt, bei längerem Gebrauch der Brille können etwa steife Schultern, Kopfschmerzen oder eingeklemmte Nerven in Form eines Karpaltunnelsyndroms auftreten. Das schwere Headset kann den Druck auf die Halswirbelsäule erhöhen, der Nacken wird belastet. Außerdem führen User:innen der Brille 3-dimensionale Bewegungen am ganzen Körper aus, was bei normaler Computerarbeit nicht der Fall ist. Eine Studie der Oregon State University ergab, dass das Ausstrecken des Armes, unabhängig vom Winkel zur Augenhöhe, in nur 3 Minuten Schulterbeschwerden hervorruft. Bei längerem Gebrauch kann dies zu gröberen Problemen mit der Gesundheit führen wie dem „Gorillaarm-Syndrom“ (SchulterArm-Syndrom) – der Arm fühlt sich „wund, beengt und übergroß an“ (New Hackers Dictionary). Auch können demente Patient:innen von der VR-Brille verwirrt werden, bei empfindsamen Menschen kann sie das Gleichgewicht stören. VR-Brillen sollten daher nicht länger als 20 Minuten getragen werden. Ærzte Steiermark || 10|2024 33 Illu: Shutterstock
RkJQdWJsaXNoZXIy NDYwNjU=