6 Ærzte Steiermark || 10|2024 Bereich intra kont a debatte Alexander Joppich Ig-Nobelpreis: Am Ende zählt der Erfolg Ein Nobelpreisträger überreicht Ihnen eine Trophäe, die aussieht, als hätten sie Vierjährige im Kindergarten beim Basteln zusammengeklebt. Währenddessen liest ein Mann in schlecht sitzendem Frack das Thema einer Ihrer Studien vor: Sie hatten analysiert, ob sich Spucke als Putzmittel eignet. Das Publikum lacht schallend. Das klingt surreal für Sie, vielleicht wie ein Albtraum? So geschieht es jedes Jahr beim Ig-Nobelpreis an der Harvard-Universität. In 34 Galas haben die Initiatoren Hunderte von Studien einem breiten Publikum präsentiert, die ansonsten in ihren Journals munter verstaubt wären. Hätten Sie gewusst, dass ... Achterbahnfahren effektiv Nierensteine lösen kann? oder ... Sex den Einsatz von Dekongestiva ersetzt? Wir leben in einer Welt, in der wir um Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Der Ig-Nobel-Preis ist schrill – doch es gelingt ihm, Wissenschaft in die Öffentlichkeit zu bringen. Dass Skurrilität und Albernheit nicht jedem gefallen: geschenkt. Aber am Ende zählt der Erfolg. Dieser Text erschien im September 2024 in der deutschen Ärztezeitung. Der Autor, Alexander Joppich, ist Online-Redakteur der deutschen Ärztezeitung. Gerhard Posch Nebenbeschäftigung ist gut für alle Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten haben ein gemeinsames Anliegen: Sie wollen möglichst kurze Wartezeiten für alle medizinischen Leistungen. Patientinnen und Patienten haben einen Leidensdruck, den es zeitnah zu beheben oder zu lindern gilt – dieser Wunsch ist mehr als verständlich. Ärztinnen und Ärzte wissen, dass die Heilungschance umso größer ist, je rascher eine Behandlung beginnt. Kurze Wartelisten sind somit schon aus medizinischen Gründen erstrebenswert. Kurze Wartelisten sind aber nur möglich, wenn es keine Hemmnisse für die Nebenbeschäftigung angestellter Ärztinnen und Ärzte gibt. Der Abbau der letzten Einschränkungen ist eine Frage des Vertrauens in die ärztlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieses Vertrauen steht jedem Dienstgeber gut an. Zum Zweiten geht es um die ärztliche Freiheit: Dienstgeber, die genug ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden wollen (und wer will das nicht?), tun gut daran, Einschränkungen von ärztlichen Nebenbeschäftigungen im Sinne dieser ärztlichen Freiheit vollständig aus der Welt zu schaffen. Denn Ärztinnen und Ärzte sind keine „Gesundheitsdiensteanbieter:innen“, sondern Menschen. Und zwar hochmotivierte und hochqualifizierte, die sich frei entfalten wollen und das auch können. Spitalsträger, die das verstehen und respektieren, werden auch jene Ärztinnen und Ärzte finden, die sie dringend dazu brauchen, um Wartelisten abzubauen und kurze Wartezeiten für die Behandlungen zu sichern. Spitalsträger in der Steiermark, denen ihre Patientinnen und Patienten, also ihre Kundinnen und Kunden, am Herzen liegen, tun also gut daran, ärztliche Nebenbeschäftigungen nicht zu konterkarieren, sondern zu fördern. „Vertrauen ist die Strategie der größten Reichweite“, wusste der Soziologe Niklas Luhmann. Genau darum geht es. Jetzt. Vizepräsident Dr. Gerhard Posch ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
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