AERZTE Steiermark 11 2024

Bereich Ærzte Steiermark || 11|2024 7 Die Arbeitswelt verändert sich, und auch im Gesundheitswesen wird der Wunsch nach flexibleren Arbeitsmodellen immer lauter. Teilzeitbeschäftigungen sind längst kein Randthema mehr – sie sind ein zentrales Element moderner Personalpolitik. Insbesondere in unserem Berufsfeld, das mit hohen Anforderungen und Verantwortungen verbunden ist, ist Teilzeit nicht nur zu akzeptieren, sondern aktiv zu fördern. Dienstgeber sind nun gefordert. Wer Teilzeitkräfte gewinnen und langfristig binden möchte, muss attraktive Rahmenbedingungen bieten. Das betrifft nicht nur die Bezahlung, sondern auch flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung und moderne digitale Tools, die die Zusammenarbeit erleichtern. Die besten Dienstgeber im Gesundheitssektor wissen bereits, dass sie im Wettbewerb um qualifiziertes Personal nur erfolgreich sein können, wenn sie innovative Modelle bieten. Wer dies versäumt, wird zunehmend Schwierigkeiten haben, ausreichend Fachkräfte zu gewinnen – egal ob Teilzeit oder Vollzeit. Im Spitalsbereich sind Teilzeitmodelle längst etabliert, doch im niedergelassenen Bereich hinken wir hinterher. Viele Kolleginnen und Kollegen wünschen sich mehr Flexibilität, um Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Es braucht auch hier ein entsprechendes Teilzeitäquivalent, das es auch in der Praxis ermöglicht, flexible Arbeitszeiten ohne Nachteile umzusetzen. Hier ist die Politik gefordert, gemeinsam mit den Kassen und uns moderne Lösungen zu entwickeln, die Ärztinnen und Ärzten echte Wahlfreiheit bieten. Teilzeit ist keine Schwäche, sondern eine Stärke – für Ärztinnen und Ärzte, für Dienstgeber und vor allem für Patientinnen und Patienten. Denn eine gesunde Work-Life-Balance führt zu mehr Zufriedenheit und langfristig auch zu besserer Versorgung. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Teilzeit nicht die Ausnahme, sondern eine selbstverständliche Option wird. So schaffen wir ein modernes, zukunftsfähiges Gesundheitssystem. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Es gibt zwei gute Gründe, warum niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ein Blaulicht brauchen: Vor allem niedergelassene Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin werden zu einem Unfall gerufen. Da dient das Blaulicht vor allem der Absicherung des Unfallortes. Und: Fachärztinnen und Fachärzte werden zu einem dringenden Fall gerufen – der Kinderfacharzt zu einem Neugeborenen, die Psychiaterin zu einem Suizidversuch. Das Blaulicht ist natürlich im Interesse der Ärztin, des Arztes. Noch wichtiger ist es aber für die betroffenen Patientinnen und Patienten. Es schützt deren Gesundheit oder gar deren Leben. Umso bizarrer ist es, dass ärztliche Blaulichtanträge in der Steiermark bisweilen monatelang nicht behandelt werden, während es in anderen Bundesländern möglich ist, den Blaulichtantrag innerhalb weniger Tage zu bescheiden. Positiv selbstredend. Warum ist das so? Dürfen steirische Beamte mit wohlwollender Zustimmung der Politik Ärztinnen und Ärzte quälen und gleichzeitig Gesundheit und Leben von Steirerinnen und Steirern aufs Spiel setzen? So scheint es zumindest. Ärztinnen und Ärzte zu pflanzen ist das eine. Das ist schon schlimm genug. Aber dabei Menschenleben riskieren? Dafür gibt es keine Entschuldigung. Wir haben es nicht gewusst, können politische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger auch nicht behaupten. Es wurde ihnen nachweislich wiederholt mitgeteilt, dass diese Form der Blaulichtverweigerung in der Steiermark offenbar Usus ist. Es gab einmal eine Fernsehserie, die hieß „Der ganz normale Wahnsinn“. Aber diesen ganz normalen Wahnsinn gab es nicht nur im TV. Er findet laufend in der steirischen Wirklichkeit statt. Es wird Zeit, das abzustellen. Für die Menschen in der Steiermark und für eine vernünftige Politik. Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Blaulicht: Es geht um Gesundheit und Leben Standortbestimmung Michael Sacherer Wie stehen Sie zur Teilzeit? debatte Fotos: Furgler, Schiffer, beigestellt; Illu: Adobe Stock

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