Bereich Ærzte Steiermark || 12|2024 7 Die Politik richtet sich häufig nach dem Wind – was in einem demokratischen System gar kein Fehler sein muss. Aber es gibt Tatsachen, unabhängig von der politischen Einschätzung. Eine solche Tatsache betrifft die Spitalsstruktur in der Steiermark, speziell im Bezirk Liezen. Hier werden Strukturen aufrechterhalten, die veraltet sind. Natürlich lässt sich darüber diskutieren, wo und wie ein so genanntes Leitspital angesiedelt sein soll. Dass drei Spitäler in der Region jedoch zu viel sind, darüber ist eine Diskussion wenig sinnvoll. Das ist eine Tatsache. Dass das bestehende Landeskrankenhaus in Rottenmann auch einer massiven Erneuerung bedürfte, um funktionsfähig zu bleiben, ist ebenfalls ein Faktum, keine Meinung. Ob ein so genanntes Leitspital in Rottenmann, in Stainach oder anderswo verortet ist, hat medizinisch keine Relevanz. Hier darf die politische Diskussion – KAGes als Träger oder gemeinsame Trägerschaft von KAGes und Diakonissen, Akzeptanz für ein Spital südlich von Liezen durch die Gemeinden im Ausseerland etc. – also durchaus geführt werden. Die Standortentscheidung sollte ausschließlich auf der Grundlage medizinischer und infrastruktureller Überlegungen getroffen werden – nicht aus politischem Kalkül. Wie Ingeborg Bachmann treffend formulierte: „Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar.“ Diese Wahrheit – dass eine grundlegende Neuordnung der Spitalsstruktur notwendig ist – ist keine Zumutung, sondern eine Chance, um die Gesundheitsversorgung in der Region nachhaltig zu sichern. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die ÖGK als Nachfolgerin der Gebietskrankenkassen ruft viel Kritik hervor. Selbst Arbeitgebervertreter sehen in der Reform keine erfolgreiche Lösung. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht, sagt etwa Vinzenz Harrer, der scheidende Vorsitzende des Landesstellenausschusses der ÖGK in der Steiermark. Das mag alles stimmen, es mag auch ein Problem sein, es ist aber nicht das Problem der Ärztinnen und Ärzte. Wir brauchen endlich frisches Geld, damit wir unsere Patientinnen und Patienten so gut betreuen können, wie es die ÖGK verspricht. Der einheitliche Leistungskatalog mit vergleichbaren Tarifen in allen Bundesländern gehört nicht irgendwann umgesetzt – sondern jetzt. Es gibt nicht genug Geld dafür? Dann müssen ÖGK und Politik es beschaffen. Es sind auch faire Tarife für Ärztinnen und Ärzte notwendig. Es gibt nicht genug Geld dafür? Dann müssen ÖGK und Politik es beschaffen. Das Leben ist deutlich teurer geworden. Das gilt nicht nur für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Das gilt auch für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Die wollen ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angemessen bezahlen, ihre Patientinnen und Patienten gut versorgen und sich selbst nicht ausbeuten. Was die ÖGB-Granden in den Kollektivvertragsverhandlungen fordern, müssen die ÖGK-Granden (oft dieselben Personen) verwirklichen. Nicht, weil sie die Ärztinnen und Ärzte als ihre wichtigsten Vertragspartner:innen lieben, sondern weil sie sie als erste Ansprechpartner:innen ihrer Versicherten respektieren sollten. Mehr als sie es in der Vergangenheit getan haben. Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. extra Dietmar Bayer Ärztinnen und Ärzte respektieren Standortbestimmung Michael Sacherer Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar debatte Fotos: Furgler, Schiffer, beigestellt; Illu: Shutterstock KI
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