AERZTE Steiermark Jänner 2024

Cover 18 Ærzte Steiermark || 01|2025 schiedenen Gründen eine unrealisierbare Idee ist. In anderen Ländern, zumal in England, das doch auch ein altes Kulturland ist, dessen Humanitätsinstitute und sanitäre Einrichtungen allen übrigen Staaten ein leuchtendes Vorbild sein sollten, herrscht über das Verhältnis des Arztes zum Publikum schon seit Jahrhunderten eine sehr nüchterne Klarheit – ohne dass das Ansehen des ärztlichen Standes dadurch irgendwie beeinträchtigt würde. – Man behandelt die Angelegenheit als eine rein geschäftliche und begegnet sich dabei gegenseitig mit Wohlwollen und Hochachtung. Von dieser merkwürdigen hochbegabten Nation werden die Staats-Gesetze wohl in Marmor gehauen; doch diese Gesetztafeln werden oft genug zerschlagen, und je nach den veränderten Verhältnissen durch andere ersetzt. Die Gesetze der Sitten und Gebräuche aber sind aus Erz gegossen, und wer sie zu zertrümmern versucht, der macht nur seine Waffen schartig. Sonst wäre es gar nicht zu begreifen, dass die verschiedenen vom Staate anerkannten Kongregationen von Ärzten in England ohne Kompetenz-Konflikte neben einander bestehen. Die eisernen Fesseln der Sitte machen andere Ärztekammern, als es diese Korporationen eigentlich schon sind, unnötig. Wer Mitglied des königlichen Collegiums der Ärzte oder Mitglied des königlichen Kollegiums der Wundärzte ist – beide stehen im Allgemeinen gleich im Range, nur müssen die Mitglieder des ersteren promovierte Doktoren sein – darf keinen Besuch unter einer Guinée machen. – Die Stadt- und Landärzte bekommen 2–3 Shilling für den Besuch. Beim Pharmacisten kann man sich für einen Shilling Rath erholen. Das Honorar für Besuche in entlegenen Stadtteilen und weiter ins Land ist je nach der Meilenzahl genau für jede Kategorie von Ärzten fixiert; und allgemein bekannt. Der Arzt darf eigentlich außer bei kranken Kollegen keinen Besuch umsonst machen. Leute, die keine Art von Arzt bezahlen können, finden leicht Rath oder Aufnahme in den unzähligen, vortrefflich eingerichteten kleinen und großen Spitälern Londons und seiner Umgebung. Es ist aber den Ärzten eine Form, durch ihre Arbeit auch materielle Wohltaten zu erweisen, gestattet. Finden sie einen kleinen beschränkten Haushalt vor, so dürfen sie sagen: ,Ich komme wieder‘; das heißt: ,ich verlange für den nächsten Besuch kein Honorar.‘ – Die Hausordination, bei der etwas geringere Preise wie bei den Besuchen gemacht werden können, darf nach der Uhr nicht länger als 10 Minuten dauern. Bleibt der Kranke länger, so zahlt er das Doppelte. Immer wird bar gezahlt; so will es die Sitte; so ist es von den verschiedenen ärztlichen Korporationen festgestellt. Wäre nur das Letztere, die Barzahlung, bei uns eingebürgert! Unsere Stadt- und Landärzte würden sich gerne mit geringeren Honoraren begnügen als ihre englischen Kollegen. (…) Der wohlwollende und verständige Teil des Publikums Freilich gibt es auch Menschen, welche die aufopfernde Arbeit des Arztes nicht nur dankbarst empfinden, sondern sie nach Maßgabe ihrer Mittel materiell belohnen; groß ist die Zahl derselben aber nicht, und doch kann der Arzt nur von ihnen leben. Die Hausordination, bei der etwas geringere Preise wie bei den Besuchen gemacht werden können, darf nach der Uhr nicht länger als 10 Minuten dauern. Foto: Wikimedia Commons; Montage: Conclusio

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