AERZTE Steiermark

DROGENBERICHT 16 ÆRZTE Steiermark || 02|2025 Foto: envato / Prostock-studio Drogen“ gerade in Österreich grosso modo verharmlost. Gleichzeitig ist jede Entzugs- bzw. Begleittherapie ebenso aufwendig für die Betroffenen und ihre Angehörigen wie teuer für die Allgemeinheit. Aktuelle Herausforderungen Doch was sind die Herausforderungen in der medizinischen Versorgung von Patient:innen mit risikoreichem Drogenkonsum? „Die Betreuung von Suchtpatient:innen ist äußerst komplex“, weiß Michael Adomeit. Weshalb es eines multimodalen Therapiekonzepts bedarf, um nachhaltige Erfolge zu erzielen. Die biopsycho-soziale Behandlung liefert daher auch die besten Therapieergebnisse. Neben der Suchterkrankung gilt es schließlich zahlreiche Begleiterscheinungen zu behandeln. Die Langzeitfolgen sind bei häufig konsumierten Substanzen, wie z. B. Kokain, vor allem aber bei Opioiden, sehr umfassend und reichen von infektiösen Erkrankungen und chronischen Wunden über Zahnprobleme und das große Feld der internistischen Krankheiten bis zu sozialpsychiatrischen Erkrankungen und problematischen Wohnverhältnissen oder persönliche Krisen, die auch auf die Sucht verstärkt einwirken. Und: Ein Großteil der Suchtpatient:innen hat nicht nur die Diagnose der Suchterkrankung, sondern eine psychiatrische Doppeldiagnose. Effektiver Ansatz Wie der Jahresbericht 2024 der I.K.A. zeigt, führt deren interdisziplinärer Ansatz im Hinblick auf diese Kriterien zu erfreulichen Ergebnissen. „Von den rund 400 Patient:innen, die von der I.K.A. betreut werden, befinden sich nahezu 90 % in einer gesicherten Wohnsituation und mehr als ein Drittel geht einer regelmäßigen Beschäftigung nach“, betont Adomeit. Die I.K.A. arbeitet multi- und interdisziplinär - mit einem Team aus Allgemeinmediziner:innen, Psychiater:innen, klinischen Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und diplomierten Pflegepersonen. Die Einrichtung wird über eine Regelfinanzierung in Zusammenarbeit mit Land und Stadt ermöglicht und ist für Suchterkrankte unterschwellig und kostenfrei nutzbar. Nach dem Erstgespräch folgt eine ausführliche Anamnese, um zu sehen, ob der/ die Patient:in in die Indikation für eine Substitutionsbehandlung fällt. Gemessen wird der Erfolg einer Substitutionstherapie an verschiedenen Größen. Denn neben der Suchtbehandlung geht es insbesondere um „harm reduction“ und ein möglichst hohes Maß an Stabilität zu erreichen. Dieses zeigt sich neben einer gut eingestellten Substitutionstherapie in gesicherten Wohnverhältnissen und einer gesellschaftlichen Eingliederung durch (Wieder-)Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Betreuung in Pflegeeinrichtungen „Durch die interdisziplinäre und multidisziplinäre Behandlung in der Substitution, die durch zahlreiche Begleitbehandlungen mittlerweile zu einer Erhöhung der Lebenserwartung führt, kommen jedoch auch neue Herausforderungen auf uns zu“, gibt Adomeit zu bedenken. Erste Patient:innen sind in Pflegeeinrichtungen aufgenommen. Es geht nun darum, diese in den entsprechenden Einrichtungen weiter gut betreuen zu können und auch gerontologisch zu behandeln. Allgemeinmediziner:innen fehlen Zwar altern Menschen mit Drogenabhängigkeiten schneller, dennoch gibt es zu wenig Betreuungsangebote, zumal diese Patient:innen auch in ihrer alltäglichen Mobilität eingeschränkt sind. Ein bedeutendes Problem Konsummuster von Personen, die im Jahr 2023 eine Behandlung wegen Drogenabhängigkeit begonnen haben (Schätzung) Quelle: Busch, Martin; Anzenberger, Judith; Brotherhood, Angelina; Klein,Charlotte; Priebe, Birgit; Schmutterer, Irene; Schwarz, Tanja (2024): Bericht zur Drogensituation2024. Gesundheit Österreich, Wien

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