AERZTE Steiermark

ÆRZTE Steiermark || 02|2025 25 Foto: Chris Zenz Der Wunsch, Menschen und speziell Kindern zu helfen, war bei Hildegard Jasser-Nitsche schon früh da. Das Medizinstudium daher die logische Studienwahl. „Ich wollte immer mit Menschen zu tun haben, ein Beruf ohne menschliche Kontakte wäre für mich nie in Frage gekommen“, unterstreicht sie ihren beruflichen Werdegang. Nach dem Studium ging sie nach Ann Arbor Michigan, um dort im Bereich gastrointestinaler Hormone zu forschen. Zurück in Österreich begann sie als Gastärztin in der Diabetesambulanz. Vor ihrer Spezialisierung absolvierte sie ihren gesamten Turnus in verschiedenen steirischen Spitälern. Im Rahmen ihrer Facharztausbildung zur Ärztin für Kinder- und Jugendheilkunde ging sie durch viele Abteilungen der Kinderklinik am LKH Graz und trat schließlich 2014 fix ihre Stelle als Oberärztin in der Ambulanz für Diabetes und Endokrinologie an. Ihr Fokus lag dabei auf allen Hormonerkrankungen, dazu gehören neben Diabetes auch Schilddrüsenerkrankungen, Wachstumsstörungen oder das Polycystische Ovarialsyndrom, kurz PCOS genannt, zu dem sie auch eine klinische Studie in Kooperation mit der Erwachsenenendokrinologie durchführte. 2021 habilitierte sie schließlich, bevor sie Ende letzten Jahres den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Lang gehegter Wunsch Die Idee, eine eigene Ordination zu eröffnen, schlummerte in Hildegard Jasser-Nitsche schon länger. „Nach 18 Jahren an der Kinderklinik wurde der Wunsch nach Eigenbestimmung immer größer. Dass die Regierung im letzten Jahr 100 neue Kassenstellen geschaffen hat, war für mich letzten Endes ausschlaggebend, den Schritt in die Selbstständigkeit zu tun. Direkt in meinem Heimatbezirk in Graz Mariatrost wurde eine Kassenstelle ausgeschrieben, für die ich mich beworben habe.“ Aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung und Expertise konnte sie das Rennen für sich entscheiden. Daraufhin folgten anstrengende Monate. „Ich wollte meine Kolleginnen am Klinikum nicht hängen lassen und habe nicht gleich gekündigt. Herausfordernd So lief die Ordinationsgründung „parallel“ zu meiner Arbeit – das war sehr herausfordernd“, so Jasser-Nitsche rückblickend. Es mussten geeignete Räumlichkeiten gefunden, Möbel gekauft, Angebote für medizinische Geräte und ein Computersystem eingeholt und schließlich auch Personal gesucht werden. Unterstützung bekam sie dabei von Kolleg:innen, die ihr Insiderwissen und ihre Erfahrungen mit Firmen mit ihr teilten. „Man bekommt ja während seiner Ausbildung auch keinerlei Input betreffend die wirtschaftliche Komponente einer eigenen Ordination. Glücklicherweise habe ich eine sehr gute Steuerberaterin, die mir bei der Praxisgründung geholfen hat.“ Am 2. Dezember 2024 war es schließlich soweit: Hildegard Jasser-Nitsche feierte die Eröffnung ihrer Ordination für Kinder- und Jugendheilkunde. „Wenn ich heute in meine Ordination komme, dann fühle ich mich angekommen. Meine Assistentinnen begrüßen mich freundlich, wir besprechen unsere heutigen Aufgaben, ich setze mich an meinen eigenen Schreibtisch und kann mir meine Arbeitszeiten selbstständig einteilen“, erzählt Jasser-Nitsche. „Und einige Familien, die ich im Krankenhaus betreut habe, sind mir gefolgt und als Patienten:innen erhalten geblieben, das ist schön.“ Erst Erfahrung sammeln Den Schritt in die Selbststständigkeit würde sie jedem Jungarzt, jeder Jungärztin empfehlen. Zuvor sollten sie aber klinische Erfahrung im Krankenhaus sammeln. „Bei der Flut an Patient:innen, die man bei einer Kassenstelle hat, ist es wichtig, auch bei nicht alltäglichen Dingen zu wissen, was zu tun ist: jene Patient:innen herauszufiltern, die man an die Klinik weiterschicken muss, zu wissen, welche:r Kolleg:in sich damit auskennt“, ist Jasser-Nitsche froh über ihre gesammelten Erfahrungen. „Doch dann, zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort, sollte man die Chance ergreifen und sich darüber trauen“, ermutigt sie ihre jüngeren Kolleg:innen. SERIE: DARUM BIN ICH ÄRTZIN IN DER STEIERMARK GERNE ÄRZTIN/ARZT IN DER STEIERMARK 18 Es ist nicht alles gut. Aber es ist so vieles gut, dass Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark das gerne sind. Hier sagen sie, warum und zeigen ihr Gesicht. Fühle mich angekommen „Nach 18 Jahren an der Kinderklinik wurde der Wunsch nach Eigenbestimmung immer größer.“ Hildegard Jasser-Nitsche

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