BEREICH ÆRZTE Steiermark || 02|2025 7 Täglich begleiten uns enorme Herausforderungen in unserem Gesundheitssystem, vor denen wir schon lange gewarnt haben. Ob lange Wartezeiten für Termine im niedergelassenen Bereich, überfüllte Spitalsambulanzen oder monatelange Verzögerungen bei notwendigen Operationen – wir erleben in unserer Arbeit, was es bedeutet, wenn Ressourcen knapp werden und Patient:innen angewiesen sind, oft viel Geduld aufzubringen. Neben der unzureichenden und oft ineffizienten Verteilung finanzieller Mittel im Gesundheitssystem, der nichtvorhandenen Lenkung von Patientenströmen, ist der anhaltende Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ein wesentlicher Faktor für diese Missstände. Es fehlt nicht nur an Ärzt:innen in bestimmten Fachrichtungen, sondern auch an qualifiziertem Pflegepersonal und anderen medizinischen Berufsgruppen, die für einen funktionierenden Betrieb essenziell sind. Die bestehenden Belastungen sind für viele von uns längst an der Grenze des Zumutbaren. Dabei geht es nicht nur um Überstunden und Verdichtung der Arbeitszeit, sondern auch um die wachsende Bürokratie, die immer mehr Zeit von der eigentlichen Patientenversorgung abzieht. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen erfüllen wir unsere Aufgaben mit höchstem Engagement. Wir sind die Stimme unserer Patient:innen, wir setzen uns für eine bestmögliche Versorgung ein – auch wenn dies bedeutet, täglich unter erschwerten Bedingungen zu arbeiten. Doch es darf nicht nur an uns liegen, das System am Laufen zu halten. Die Politik ist gefordert, nachhaltige Lösungen zu entwickeln: von einer besseren Ressourcenverteilung über attraktive Arbeitsbedingungen bis hin zur Digitalisierung, die endlich entlasten statt belasten muss. Lassen Sie uns diese wichtigen Themen über die Zukunft unseres Gesundheitssystems am 10. März 2025 beim Gesundheitsempfang in einem offenen Austausch gemeinsam vertiefen. Nutzen wir diese Gelegenheit, um zu diskutieren, Impulse zu setzen und gemeinsame Lösungen zu finden. Dr. Michael Sacherer ist Präsident der Ärztekammer Steiermark. Die Kassenmedizin in Österreich steckt in der Krise. Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte warnen – und das bestimmt nicht zum ersten Mal, aber angemessene Reaktionen, geschweige denn (nachhaltige) Lösungen lassen auf sich warten. Die Lage? Ernst! Denn uns geht die Zeit aus. Unser System ist für 7,5 Millionen Menschen ausgelegt, aber Österreich hat längst über 9 Millionen Einwohner:innen. Trotzdem gibt es kaum mehr Kassenärztinnen und -ärzte als vor 25 Jahren. Das Kassensystem wurde durch Deckelungen und Pauschalierungen unattraktiv gemacht. Es hatte nie die Chance mit den steigenden Anforderungen mitzuwachsen. Kassenreform und Zusammenlegung sind ebenfalls fehlgeschlagen. Statt von den Synergien zu profitieren, haben lediglich die Berater profitiert. Ärzteschaft und Patient:innen sind auf der Strecke geblieben. Ein weiterer Punkt, der alles andere als neu ist, auf den man aber immer wieder hinweisen muss: Die Situation wird durch die demographische Entwicklung noch massiv verschärft – die Menschen werden einerseits immer älter und brauchen mehr Leistungen, während andererseits die Hälfte der Kassenärztinnen und -ärzte in den kommenden Jahren in Pension gehen wird. Die Versorgung ist in Gefahr und ohne eine stabile ÖGK sowie eine Attraktivierung des Kassensystems drohen gravierende Folgen für die Patient:innen: längere Wartezeiten, Einschränkungen bei Behandlungen und steigende finanzielle Belastung für Versicherte. Die Politik muss jetzt handeln – bevor es zu spät ist. Ein Krisengipfel ist längst überfällig! Vizepräsident Professor Dr. Dietmar Bayer ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte. EXTRA Dietmar Bayer Unser System hatte keine Chance mitzuwachsen STANDORTBESTIMMUNG Michael Sacherer Unser gemeinsamer Einsatz ist gefragt DEBATTE Fotos: Furgler, Schiffer, beigestellt;
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