AERZTE Steiermark 10 | 2014 - page 6

Während die Kärntner Kolleginnen und Kollegen
unmittelbar vor Betriebsversammlungen standen,
um gegen unerträgliche Arbeitsbedingungen und
zu erwartende Einkommensverluste zu protestie-
ren, standen wir in Dauerverhandlungen mit der
steirischen Krankenanstaltengesellschaft – um si-
cherzustellen, dass in der Steiermark die Arbeits-
bedingungen KA-AZG-konform erträglicher und
die Einkommen im nationalen und internationa-
len Vergleich wettbewerbsfähig und fair werden,
aber auch bleiben, wenn die Übergangszeit des
KA-AZG ausgelaufen ist.
Am späten Abend des 23. September fand die Ei-
nigung zwischen KAGes, Ärztekammer-Führung
und ärztlichem Betriebsrat statt. Weil aber das
Einkommen eines Spitalsarztes sich komplex
zusammensetzt und die Spitalsgesellschaft auch
die Zustimmung ihres Aufsichtsrates und des
Eigentümers benötigt, ist diese Einigung eine
vorläufige. Bald hoffen wir, Gewissheit zu haben,
dass sie endgültig ist.
Was können wir besser als die Kollegen im süd-
lichen Nachbarland? Nichts. Aber einen Vorteil
haben wir: Uns eint mit der KAGes (und der
Landespolitik) der feste Wille, gemeinsam eine
Lösung zu finden. Vielleicht auch, weil wir wis-
sen, dass wir im gleichen Boot sitzen und die In-
teressensunterschiede weit geringer sind, als man
auf den ersten Blick glauben möchte.
Es sind Ärztinnen und Ärzte, die in der Praxis
die Dienste einteilen müssen, und sie wollen das
zusammenbringen können. Dienstgeber und Ei-
gentümer wiederum wollen, dass die steirischen
Spitäler attraktive Arbeitsplätze bieten, sonst
wird sie bald kaum jemand wollen.
Wir alle wollen ein erstrebenswertes Lebensmo-
dell Arzt. Und wir wissen das.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 34.
Martin Wehrschütz
Uns eint der Wille
zur Lösung
kont a
Brauchen wir das LKH Graz West, in dieser Größe,
in dieser Ausrichtung? Kann sich der Spitalsverbund
Judenburg/Knittelfeld jemals rechnen, ist das organisa-
torisch überhaupt sinnvoll durchführbar? Und sind so
kleine Spitalseinheiten wie Bad Aussee und Mariazell
noch zeitgemäß? Oder ob der geringen Fallzahl für die
Patienten da und dort sogar schon gefährlich?
Eigentlich klingen alle diese Fragen ziemlich aktuell,
oder? Nun: Sie stammen aus den 1990er-Jahren, wo
man genau diese Themen in der steirischen Landes-
regierung und im steirischen Landtag diskutiert hat.
Langer Rede, kurzer Sinn: Es hat sich in den letzten 20
Jahren in der heimischen Spitalspolitik wenig verän-
dert. Immer noch beharrt man stur auf 21 Landesspitä-
lern (oder waren es 22?), kann sich damit der höchsten
Spitalsdichte Europas rühmen. Immer noch stehen
lokale Befindlichkeiten und die Befriedung von Bür-
germeistern und regionalen Abgeordneten über einem
zukunftsweisenden Masterplan, der unser System nicht
nur finanzierbar, sondern auch sicherer für die Pati-
enten machen würde.
Hinter vorgehaltener Hand sind sich ohnehin alle einig:
Vier bis fünf Großspitäler würden für die Steiermark
reichen. Dort könnte man dann sinnvoll ExpertInnen
bündeln – zwingend notwendig in einer Medizinwelt,
deren Entwicklung an Komplexität und dazu notwen-
diger High-Tech-Begleitung kaum zu überbieten ist. In
Kombination mit einem klug ausgebauten Notfallsy-
stem und guten Erstanlaufstellen in den Regionen wäre
wohl Ärztinnen und Ärzten wie Patientinnen und Pati-
enten mehr gedient.
Kurz: Alles bekannte Fakten, woran fehlt es dann
noch? Schlicht und ergreifend am Mut, diese Wahr-
heiten auch anzusprechen. Spitäler sind halt oft nicht
nur der größte Arbeitgeber im Bezirk, sie sind auch
Teil der regionalen Identität und damit ein wesent-
licher Imagefaktor. Alles richtig. Aber nicht hinzugrei-
fen bedeutet, sehenden Auges in Kauf zu nehmen, dass
es dieses System irgendwann richtig zerreißen wird.
Roland Reischl ist Chefredakteur der
Gratis-Wochenzeitung „WOCHE Steiermark“
Roland Reischl
Nichts zu tun
ist keine Lösung
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Ærzte
Steiermark
 || 03|2013
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