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Eine Frage der Ethik
Über das Spannungsfeld Ethik und
Wirtschaftlichkeit sprachen Experten
am 14. März 2012 auf Einladung der
Ärztekammer. Die interdisziplinäre
Diskussion wurde zwangsläufig auch
zu einer Diskussion über die ärzt-
lichen Arbeitsbedingungen. Modera-
tor Ernst Sittinger, Wirtschaftsjour-
nalist in der Kleinen Zeitung, hatte
es oft schwer, die TeilnehmerInnen in
geordneten Bahnen zu halten – war
das Motto der Beiträge ja auch „Die
Raserei ist allgegenwärtig“.
Ärztinnen und Ärzte sind hin und
her gerissen zwischen ökonomischem
Druck und ethischem Anspruch. Wie
sie aus diesem Dilemma herausfin-
den können, besprachen MUG-Rektor
Josef Smolle, Klinikum-Direktor Ger-
not Brunner, der Human Ressources-
Fachmann Othmar Hill und der The-
ologe Andreas Klein.
Auf der strukturellen Ebene überwog
in den Beiträgen des Podiums und des
Publikums die Forderung nach Klar-
heit und Realismus – immer vor dem
Hintergrund, dass Gesundheit als „Zu-
stand des vollständigen körperlichen,
geistigen und sozialen Wohlergehens“
ein Menschenrecht ist. Kritisiert wur-
de, dass die Politik es jahrzehntelang
verabsäumt habe, das (ärztliche) „Füh-
rungsprinzip in der Medizin“ zu ver-
ankern und den Augenschein der ko-
stenlosen Selbstbedienung durch die
Patientinnen und Patienten zu wahren
versucht habe.
Auf der individuellen Ebene drehte sich
die Diskussion auch umdenDruck, dem
Ärztinnen und Ärzte in der täglichen
Arbeit ausgesetzt sind: „Intrinsische
Motivation wird durch extrinsische
Frustration zerstört“, wetterte etwa Un-
ternehmensberater Othmar Hill.
Dialoge
„Was können Krankenkassen noch
versichern?” – darüber sprach der
Gesundheitsökonom Jonas Schreyögg
im Rahmen der Reihe Dialog der Ärz-
tekammer Steiermark im Haus der
Medizin in Graz.
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