Folgt man der öffentlichen ELGA-Debatte, könnte
man den Eindruck gewinnen, dass es „nur“ um
eine Auseinandersetzung zwischen HausärztInnen
und DatenschützerInnen auf der einen sowie
Gesundheitsminister und Hauptverband auf der
anderen Seite geht.
Weit gefehlt: ELGA ist ein Riesenthema für die
Krankenhausorganisationen. Patientinnen und
Patienten haben das Recht sich auszubedingen,
dass auch einzelne Diagnosen nicht in deren elek-
tronischer Akte aufscheinen. Die Herausforde-
rungen sind inhaltlicher und technischer Natur.
Dass sich die Patientenaufklärung mit ein paar
Aushängen in den Ambulanzen regeln lassen wird,
darf man sehr bezweifeln. Da wird es viel zu er-
klären geben, manche rechnen schon mit einem
erheblichen zeitlichen Mehrbedarf. Keine Ant-
wort gibt es derzeit auf die Frage, wie vor allem
Ärztinnen und Ärzte, aber auch Pflegekräfte,
diesen – angesichts der jetzt schon mehr als ange-
spannten Situation – bewältigen sollen.
Die bestehenden Systeme, Medocs und Co., müs-
sen ebenfalls angepasst werden. Zwar soll es keine
Mehrfacheingaben geben (müssen), aber die Be-
nutzeroberflächen werden sich wohl verändern.
Wenn in Zukunft Informationen außerhalb der
Krankenhausstruktur zugreifbar sind, steigt auch
die Bedeutung des Datenschutzes, auch das ist
nicht nur eine technische Frage.
Unabhängig davon ist die Frage der Datenaufberei-
tung zu sehen. Damit ELGA-Informationen auch
nutzbar – und nicht nur ein wirrer Datenwust
sind (… die wichtigste Information findet man auf
Seite 16 …) – muss es wohl auch eine neue Kultur
der medizinischen Dokumentation geben. Wir
werden also sehr wachsam sein müssen, wenn wir
von ELGA nicht überrollt werden wollen.
Vizepräsident Dr. Martin Wehrschütz
ist Obmann der Kurie Angestellte Ärzte.
intra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 48
Martin Wehrschütz
ELGA ist ein
Krankenhausthema
kont a
Das österreichische Gesundheitssystem steht vor großen
Herausforderungen, die wir angehen müssen, um eine
nachhaltig flächendeckende Gesundheitsversorgung zu
gewährleisten. Parallel zur steigenden Lebenserwartung
wächst in mehreren Bereichen der Reformbedarf. Der
Ansatz von NEOS zielt hier nicht nur auf eine umfas-
sende Pensionsreform ab, es muss dringend eine langfri-
stige Lösung zur Pflegefinanzierung auf den Tisch.
Schritte zur Reduktion der ineffizienten Vielzahl an
Krankenversicherungsträgern sind von der Bundesregie-
rung nicht zu erwarten. Eine Zusammenlegung von Ver-
sicherungsträgern brächte ein einheitliches, einfacheres
und gerechtes Beitrags- und Leistungsrecht für alle Ver-
sicherten.
Auch die föderalen Strukturen, wie sie gegenwärtig
das österreichische Gesundheitssystem kennt, führen
zwangsläufig zu Intransparenz. In der österreichischen
Finanzausgleichslogik hebt der Bund jene Steuern ein,
mit denen die Landeshauptleute ihre (Prestige-)Projekte
finanzieren. Nicht nur in diesem Bereich fordert NEOS
mehr Steuerautonomie für die Bundesländer, damit kla-
re Verantwortung zu effizienterem Mitteleinsatz – auch
im Gesundheitsbereich – führt.
Das Problem der notorischen Überlastung von Spital-
sambulanzen muss gelöst werden. Hier schlägt NEOS
ein Maßnahmenpaket mit Fokus auf den niedergelas-
senen Bereich vor. Der Hausarzt soll immer als Einstieg
in ein System der integrierten Versorgung und somit
erster Ansprechpartner der Patientin/des Patienten in
Gesundheitsfragen fungieren. Hand in Hand mit einer
Forcierung der Gesundenuntersuchung, einer Überar-
beitung der Leistungshonorierung und weiteren Maß-
nahmen können wir uns auch eine Form von Ambulanz-
gebühr als Verstärker vorstellen.
NEOS sieht weiters in persönlicher Eigenverantwortung
einen wesentlichen Baustein für ein freies und selbstbe-
stimmtes Leben. Auch im Gesundheitsbereich wollen
wir diese Eigenverantwortung für einen gesundheitsför-
dernden Lebensstil massiv stärken.
Gerald Loacker ist Gesundheitssprecher der NEOS und
Abgeordneter zum Nationalrat.
Gerald Loacker
Mittel überlegt
einsetzen
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Ærzte
Steiermark
|| 02|2014