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Ærzte

Steiermark

 || 05|2016

23

Foto: beigestellt, Shutterstock

kommentar

ANDREAS KLEIN

Fortschritt in medizinischer

Forschung und Therapie

braucht das Zusammenwir-

ken aller Beteiligten, also von

Pharmaindustrie, ÄrztInnen,

Spitälern und PatientInnen.

Diesen Kooperationen haftet

jedoch seit jeher der Geruch

an, verdeckte Geschäftema-

cherei auf beiden Seiten zu

betreiben. Denn wer möchte

nicht durch seine Mitwir-

kung ordentlich verdienen,

auch wenn dadurch primär

den Pharmainteressen in die

Hand gespielt wird? Dieser

schiefen Optik möchte die

Pharmaindustrie nun entge-

genwirken und auf Transpa-

renz setzen, um ihre eigene

gesellschaftliche Reputation

zu erhöhen. Darum sollen

künftig alle „geldwerten Leis-

tungen“ entsprechend für

jeden einsichtig offengelegt

werden.

Mit diesen Initiativen ver-

tieft die Pharmaindustrie ihre

seit längerer Zeit verfolgten

Compliance-Richtlinien, wie

sie im fortwährend adap-

tierten Verhaltenskodex der

Pharmig niedergelegt sind.

Dieser Kodex ist durchaus

positiv hervorzuheben und

hat gegenüber ähnlichen Pa-

pieren im Gesundheitssystem

deutliche Vorzüge. Von dieser

Offenlegung sind zahlreiche

Maßnahmen betroffen, al-

lerdings nur, sofern sie mit

rezeptpflichtigen Arzneien in

Zusammenhang stehen. Dies

soll mit genauer Namensnen-

nung erfolgen, allerdings nur

schwimmt in Geld, Abhängig-

Machen und Ausnützen von

ÄrztInnen, Neid auf verschie-

densten Seiten, Eindringen in

die Privatsphäre usw. Ebenfalls

kritisch sehe ich den Vorwurf,

solche Maßnahmen verschlei-

erten lediglich andere Pro-

blemfelder. Denn einerseits ist

dieser angelaufene Prozess oh-

nehin stets voranzutreiben und

andererseits zeugt es nicht ge-

rade von Wahrhaftigkeit, den

Schwarzen Peter fortwährend

der Pharmaindustrie umzu-

hängen, vor der eigenen Türe

jedoch kaum kehren zu wollen.

mit Zustimmung der Ärz-

tin/des Arztes – was freilich

gewisse Spielräume impli-

ziert. Das betrifft auch die

gesetzliche, wenngleich etwas

schwierig nachzuvollziehende

Ausnahmeregelung bei KAV-

Ärzten.

Obwohl die Ärztekammer

diesen Transparenzbemü-

hungen zustimmt, regen sich

bei einigen MedizinerInnen

gemischte Gefühle, steht man

jetzt doch einigermaßen im

Schaufenster. Insofern ver-

wundert es nicht, dass man-

che dieser Offenlegung nicht

zustimmen. Befördert aber

nicht eine solche Ablehnung

erst recht die brodelnde Ge-

rüchteküche? Umgekehrt

wäre es aber sicherlich auch

im öffentlichen Interesse, dass

die Pharmaindustrie eine ge-

naue jährliche Gesamtdar-

stellung vorlegt, anstatt sich

die jeweiligen Informationen

mühsam auf den Internetsei-

ten der 125 teilnehmenden

Pharmaunternehmen heraus-

suchen zu müssen.

Der Eindruck einer gewis-

sen Halbherzigkeit lässt sich

dabei schwer unterdrücken,

wenngleich die Richtung m.

E. durchaus stimmt. Dies

betrifft auch Bereiche, die von

der Regelung nicht umfasst

sind, wie etwa ausländische

Zuwendungen oder nicht-re-

zeptpflichtige Medikamente.

Dass durch solche Initiativen

auch noch andere bekannte

Vorwürfe wieder auf den Tisch

gelangen, sehe ich entspann­

ter: Die Pharmaindustrie

PD Dr. Andreas Klein

ist promovierter Theo-

loge und Univ.-Lektor

am Institut für Syste-

matische Theologie und

Religionswissenschaft

der Evangelisch-

Theologischen Fakultät

der Universität Wien.

Er referiert als Ge-

sundheitsexperte beim

Zukunftsinstitut (M.

Horx).

Pharma: Kontroverse um

neue Transparenz-Regelungen

Eine ethische Bewertung

der neuen Compliance-Regeln.

„Obwohl die Ärztekammer diesen

Transparenz-Bemühungen zustimmt,

regen sich bei einigen MedizinerInnen

gemischte Gefühle, steht man jetzt

doch einigermaßen im Schaufenster.“