Ærzte
Steiermark
|| 10|2013
17
serie
Arzt im besonderen Dienst
Fotos: afreakmed.org
„Teilweise werden kranke Menschen
bis zu 48 Stunden in einer Schubkarre
zur nächsten Krankenstation gebracht.“
Spendenkonto:
Kto. 00000-028084
BLZ: 20306
Spendeninfo
sicherung, aber diese sichert
nur die Grundversorgung ab.
Es gibt auch kein Rettungs-
system, wie wir es kennen.
Da kommt es leider vor, dass
kranke Menschen bis zu 48
Stunden in einer Schubkarre
zur nächsten Krankenstation
gebracht werden.“ Mit der Er-
richtung der Krankenstation
will Bayer mit seinem Partner
einen Schritt zur Verbesserung
der Situation setzen. „Mit
dem ersten Abschnitt können
wir die Grundversorgung ge-
währleisten, in den nächsten
Schritten sollen ein Operati-
onsraum, Bettenstationen und
eine Geburtenstation folgen.
Diese Projekte werden wir aber
langsam angehen, und wenn
Geld zum Bauen da ist, wird
ein weiterer Teil errichtet.“
Während der Bauzeit war
Bayer, der das Projekt von
Österreich aus koordinierte
und viele Stunden mit seinem
Partner vor Ort telefonie-
rend verbrachte, mit vielen
Problemen konfrontiert. So
stiegen in den letzten Jah-
ren die Steuern extrem und
die Baustoffe wurden immer
teurer. Unterschätzt hat man
auch den Faktor der „Freiwil-
ligkeit, da die Leute meist für
den Tag leben und so auch
ihren Unterhalt bestreiten.
Das ist nicht mit Österreich
vergleichbar. Auch wenn die
Leute vor Ort wissen, dass
ihnen der Bau in Zukunft
helfen wird, war es schwer,
freiwillige Helfer zu finden.“
Schwierig war es auch, den
Schiffscontainer mit Betten
und weiterem Equipment ins
Land zu bringen. Drei Monate
dauerte es, um den Container
aus dem Hafen zu bekommen.
Der laufende Betrieb ab Fe-
bruar ist gesichert. Das Team
um Stefan Bayer hat vom Staat
Ghana die Zusage, dass das
Personal bezahlt wird. „Wir
haben die Zusicherung vom
Staat, dass sie sich in unseren
Betrieb nicht einmischen und
wir eigenständig arbeiten
können. Das war für uns eine
ganz wichtige Forderung.“
Eine Hebamme und Schwe-
stern werden dort fix arbeiten
und die Grundversorgung
gewährleisten. Hauptsächlich
sind die Menschen vor Ort
mit Malaria, dem Grauen
Star und Infektionskrank-
heiten konfrontiert. „Wohl-
standskrankheiten, wie wir
sie kennen, gibt es dort kaum.
Sollten akute Fälle eintreten,
steht uns ein Krankenwagen
zur Verfügung.“ Erst nach
den nächsten Bauabschnitten
sollen auch Ärzte fix in der
Station arbeiten. „Das Sy-
stem dort sieht vor, dass gut
ausgebildete Schwestern die
Grundversorgung abdecken
können“, so Bayer.
Um Geld für weitere Bau-
vorhaben zu generieren, ist
Bayer weiterhin auf Spenden
angewiesen. Doch er will mit
seinem Team auch vor Ort
in Zukunft Geld auftreiben
und verdienen: Mit Ackerbau
und Viehzucht sollen weitere
Bauvorhaben mitfinanziert
werden, in Planung ist eine
Mango-Plantage.
In Graz werkt Bayer im Mi-
litärspital in der Belgierka-
serne. Auch während dieser
Tätigkeit verschlägt es den
Familienvater, der mit sei-
ner Frau in Stallhofen lebt,
regelmäßig ins Ausland. So
war er vor zwei Jahren, für
drei Monate auch in Syrien
im Einsatz. Vor Ort in Graz
kümmert er sich um organi-
satorische Tätigkeiten und
die Behandlung österrei-
chischer Soldaten sowie de-
ren Heimbringung aus dem
Ausland bei Verletzung und
Krankheit.
Nach Beend igung des
Dienstes wird am Abend der
Computer zu Hause wieder
hochgefahren, gilt es doch,
Steve in Ghana zu kontak-
tieren und zu schauen, ob in
Afrika alles nach Plan läuft.