AERZTE Steiermark | März 2015 - page 12

12
Ærzte
Steiermark
 || 03|2015
Foto:
COVER
Noch nicht angekommen
Dass sich vieles (zum Positiven) verändert hat, zeigen die Zahlen. Wirklich angekom-
men ist die Entwicklung im Bewusstsein der Betroffenen aber offenbar noch nicht:
Nur 9 Prozent sagen bei der Frage des Monats von AERZTE Steiermark, dass die
Kinderbetreuung „besser geworden“ ist. 48 Prozent meinen: „Es wird zwar darüber
geredet, aber getan hat sich wenig.“ Und weitere 24 Prozent glauben, dass es „keine
Veränderungen“ gibt. Ein kleiner Auszug aus den kritischen Anmerkungen:
„Zumindest in den Peripherie-Spitälern keinerlei Betreuung.“
„Ich bin Arzt und ich bin mir sicher, dass mein Kind keinen Platz im Klinik-Kindergarten kriegen
wird. Da bekommen nur diese – nichts für ungut – Bürokraten Plätze. Wahnsinn …“
„Es sind die Arbeitszeiten, die für Vereinbarkeit von Beruf und Familie verantwortlich sind. Die
interessanten Jobs sind immer noch in Vollzeit. Facharztausbildung in Teilzeit zu beginnen, ist so
gut wie unmöglich.“
„Kinderbetreuung im LKH
(Name der Redaktion bekannt)
wurde von der Anstaltsleitung trotz
mehrmaliger Intervention wegen Kostengründen kategorisch abgelehnt!“
„Man ist auf sich gestellt, das zu organisieren, wenige Häuser bieten Kinderbetreuung an; schwierig
sind die Ferien zu bewerkstelligen und schwierig ist es, wenn die kleinen Kinder krank sind.“
„Man ist leider noch immer die Verliererin, wenn man Teilzeit arbeiten geht (d.h. wird in die Am-
bulanz gesetzt etc.).“
„Als niedergelassener Arzt ist man auf die lokalen Möglichkeiten angewiesen, oder man nimmt
sich eine Betreuungsperson. Finanzen: ade!“
„Die ÄK unterstützt Mütter in keinster Weise!“
„Bezüglich Kinderbetreuung: Wir finden keinen Platz, sammeln Ablehnungen und werden als
ungeliebte Almosensammler angesehen. Noch Fragen?“
„Das Karenzmodell ist besserverdienerfeindlich. Die Chefs drohen bei Karenz. Keine Karenzver-
tretung für Niedergelassene.“
„Nur im LKH Graz gibt es eine adäquate Betreuungseinrichtung.“
„Extrem wichtig ist das Einführen von Sonderregelungen, was das DFP-Diplom betrifft, und zwar
für Ärztinnen, die Mütter von kleinen Kindern sind, auch über die Karenzzeit hinausreichend.
Präsenzfortbildungen sind unmöglich zu besuchen. Jungmamas sollten, bis Kinder ein pflege-
leichteres Alter erreichen, von Präsenz-Fortbildung befreit sein. Ich bitte darum, dass Sie für uns
Ärztinnen als Jungmamis etwas Druck von uns nehmen.“
„Ärztinnen, die nach der Karenz wieder in den Beruf einsteigen, wird die Unterbringung der Kin-
der in der Krabbelstube des LKH möglichst ERSCHWERT. Warum dieses feindlicher Vorgehen!?“
„Es ist wirklich traurig, wie wenig sich zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie tut. Und
das trotz des Ärztemangels. Wenn es so weiter geht, laufen uns alle Ärzte davon.“
„Kinderbetreuung besser, mangelnde Flexibilität und Arbeitszeiten nach wie vor problematisch.“
„Kinderbetreuungsplätze gehören in jedem LKH forciert – auch für Kleinkinder!“
„Pflegeurlaub: mehr Akzeptanz unter der Kollegenschaft wäre wünschenswert.“
„Betriebskindergarten vermehrt fördern, finde ich super.
48
+
24
+
9
+
19
+
?
~
bis Elfjährige. Dennoch: Die
gesetzlichen Rahmenbedin-
gungen gelten auch hier. „Wir
sind weit nicht so flexibel,
wie wir gerne sein möchten,
beispielsweise bei den Bring-
und Abholzeiten“, sagt CEO
Gerald Hofer. Eltern müssten
ihre Kinder für eine Ganztags-
oder Halbtagsgruppe anmel-
den. Spontan in die andere
Gruppe zu wechseln, falls
kurzfristig Überstunden zu
leisten sind, sei nicht möglich.
Die KAGes bietet Kinderbe-
treuung an sieben Standorten
(siehe Grafik) an, teils mit
eigenen Einrichtungen, teils in
Kooperation mit Trägern. Üb-
licherweise sind sie ebenfalls
ab 6 Uhr oder 6.30 Uhr geöff-
net, immer bis 16.00, teils auch
bis 18.00 Uhr. In Summe sind
es an die 500 Plätze. Ob Eltern
aber tatsächlich einen Platz be-
kommen, scheint nicht durch-
wegs gesichert: „Wir haben
unsere Kinder im zweiten oder
dritten Monat der Schwan-
gerschaft für die Krippe an-
gemeldet“, erzählt Oberarzt
Chromecki. Die Zusage habe
man aber erst einige Wochen
vor dem notwendigen Eintritt-
stermin bekommen. „Ich weiß
nicht, was wir tun würden,
wenn wir keinen Platz bekom-
men hätten“, sagt der Urologe.
Psychiater Markus Magnet
hat die Erfahrung gemacht,
dass Arbeitgeber Kinderbe-
treuungsangebote bei Bewer-
bungsgesprächen zunehmend
ansprechen, um die eigene
„Wir sind
bummvoll.“
Angelika
Greiler-Kottar,
Kindergarten-
Leiterin bei den
Barmerzigen
Brüdern Graz
1...,2,3,4,5,6,7,8,9,10,11 13,14,15,16,17,18,19,20,21,22,...60
Powered by FlippingBook