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Ærzte
Steiermark
|| 03|2015
medikamente
Auf der Website des Bundes-
ministeriums für Gesundheit
ist die österreichische Apo-
thekenwelt – auf den ersten
Blick – noch – in Ordnung:
„Arzneimittelkauf über das
Internet ist verboten“, heißt
die Schlagzeile. Zehn Zei-
len weiter unten liest sich
das aber etwas anders: „Als
Ausnahme dürfen in Öster-
reich zugelassene oder regis-
trierte nicht rezeptpflichtige
Humanarzneispezialitäten im
Wege des Fernabsatzes inner-
halb Österreichs durch öffent-
liche Apotheken abgegeben
werden, wie dies die dies-
bezügliche Durchführungs-
verordnung (EU) 699/2014
der EU-Kommission vorsieht
(frühestens ab 1. Juli 2015).
Nach Österreich dürfen dann
dazu befugte Apotheken einer
anderen EWR-Vertragspartei
in Österreich zugelassene re-
zeptfreie Humanarzneispe
zialitäten im Wege des Fern-
absatzes liefern.“
Oder etwas einfacher: In Ös-
terreich zugelassene, rezept-
freie Medikamente dürfen
dann über das Internet ver-
kauft und bezogen werden.
„.at“ heißt nicht
Österreich
Die Internet-Apotheken ha-
ben sich längst in Stellung
gebracht. Wer Online-An-
bieter mit dem Länderkür-
zel „.at“ sucht, wird rasch
fündig. Allerdings findet er
unter Adressen wie www.
apotheke.at oder
-
theke-oesterreich.at keine
tatsächlich österreichischen
Anbieter, wie ein Blick in das
jeweilige Impressum rasch
zeigt: Die Standorte der On-
line-Medikamentenhändler
befinden sich in erster Linie
in den Niederlanden, in der
Tschechischen Republik und
vor allem in Deutschland.
Wobei dieser Händler tat-
sächlich über eine Apothe-
ken-Lizenz verfügen (kön-
nen). Das Register der legalen
deutschen Versandapotheken
führt das Deutsche Institut
für Medizinische Dokumen-
tation und Information (dim-
di) im Auftrag des deutschen
Gesundheitsministeriums.
Weit über 3.000 zugelassene
Online-Apotheken sind dort
auf über 350 Seiten aufgelistet.
Für gängige Produkte, wie
Aspirin+C, werben die On-
lineapotheken mit Rabatten
von 25 oder gar 38 Prozent
gegenüber dem Apotheken-
preis. Da werden wohl viele in
Österreich schwach werden.
Nebenkosten
Wobei die tatsächlichen End-
kosten die Begeisterung ein
wenig trüben könnten. Da
kommen dann nämlich zum
beworbenen „Schnäppchen-
preis“ für „40 Stk. Brauseta-
bletten AA-P3515532-40ST“
von 11 Euro und 49 Cent
nochmals 3,95 Euro für Ver-
sand aus dem Ausland und
Mehrwertsteuer teuer hinzu.
So entsteht ein Gesamtpreis
von mehr als 15,44 Euro …
die 25 Prozent lösen sich ge-
nauso schnell auf, wie die Ta-
bletten in einem Glas Wasser.
In einer Apotheke kostet das
Produkt nur 15 Euro 30. Bei
größeren Einkäufen ab 40
Euro entfallen allerdings im
der Regel die Versandkosten.
Die legalen, rezeptfreien Me-
dikamente aus dem Online-
Shop werden die österrei-
chischen Apotheken wohl
kaum aus der wirtschaftlichen
Tristesse holen, die in einer
Presseaussendung des Apo-
thekerverbandes erst kürzlich
in den dunkelsten Farben ge-
schildert wurde: „Aufgrund
Aspirin aus
dem Internet
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Der Kauf und Verkauf von in Österreich
zugelassenen OTC-Medikamenten
wird bald
legal sein. Ein EU-Logo soll seriöse Anbieter
erkennbar machen.
Ein EU-Logo
für Internet
apotheken soll
die Sicherheit
erhöhen. Das
grau umrandete
Rechteck ist
der Platz für
die Flagge des
Landes, in dem
die Apotheke
registriert ist.