Die Sache hat nur einen Ha-
ken: Düstere Prognosen und
eine unerwartet rosige tat-
sächliche Bilanz gehören bei
den Krankenkassen schon
zum festen Ritual.
Für das Jahr 2015 war ein
negatives Bilanzergebnis von
von 129 Millionen Euro vor-
hergesagt worden. Was blieb,
war dann zwar immer noch
ein negatives Ergebnis, es be-
trug aber nur 21,5 Millionen
Euro. Was immerhin eine
Differenz von 107,5 Millionen
Euro bedeutet.
2014 hatten alle Kranken-
kassen mit einem Bilanz
überschuss von 88 Millionen
beendet. Anfang des Jahres
war ein Überschuss von nur
12 Millionen prognostiziert
worden. Also auch hier wieder
eine Differenz von 76 Millio-
nen Euro. Die Frage ist: Sind
Tirol
±0
Vorarlberg
±0
Der ganz normale Praxiswahnsinn
Bitte nicht weiterempfehlen!
Graz ist eine wunderbare Stadt. Es sei denn, man muss mit
dem Auto von einem Ende zum anderen. Etwas, das am 1.
Jänner zwischen 6 und 10 Uhr morgens ganz wunderbar und
zügig geht, aber zu jeder anderen Zeit und an jedem ande-
ren Tag des Jahres ein echtes Härtetraining für die Nerven
ist. Früher, in meiner Wahlarztzeit, bin ich gelegentlich zu
einem Hausbesuch ans andere Ende gefahren. Als Wahlärz-
tin für Allgemeinmedizin macht man so einiges, um den
mageren Kundenstock zu behalten. Aber jetzt ist Schluss
damit.
Deshalb beten meine Angestellten am Telefon bei Neuan-
fragen auch immer folgendes Sprücherl herunter: „Die Frau
Doktor nimmt leider im Moment keine neuen Patienten. Nur
Familienangehörige von unseren Patienten, oder wenn je-
mand ganz in der Nähe der Ordination wohnt.“ Gelegentlich
lassen wir uns dann trotzdem erweichen und nehmen Leute
aus irgendwo in Graz. Allerdings versichern wir uns, dass
diese auch wirklich verstanden haben, dass ich dorthin im
Krankheitsfall nie auf Hausbesuch fahren werde.
Alte Menschen aus entfernten Bezirken nehme ich trotzdem
nicht. Auch wenn sie mir schwören, dass sie ja völlig gesund
seien und nur ein paar Rezepte bräuchten. Aus Erfahrung
weiß ich, dass das nicht auf ewig so bleibt. Und was dann?
Wenn Opa oder Oma dann eine Lungenentzündung haben,
kann die Hausärztin nicht bei ihnen vorbeikommen. Oder
wenn regelmäßige Infusionen, Schmerztherapie, palliative
Begleitung nötig sind. Dann plötzlich weit weg bleiben und
den Patienten abgeben? Niemals. Also muss ein Kollege in
der unmittelbaren Umgebung gesucht werden. Eben solange
Opa und Oma noch gut beieinander sind.
Letzte Woche rief mich eine mir unbekannte Dame an.
Ihr neuer Nachbar, der pensionierte Herr Hofrat Sowie-
so, bräuchte einen Hausbesuch. Ich spulte unser Sprücherl
herunter. „Aber Sie wurden mir empfohlen!“, erwiderte sie.
Das ist natürlich lieb und schmeichelt dem Ego, aber es hilft
trotzdem nix. Ich versuchte es anders. „Ich habe gerade was
am Auge, kann aber keine Brille tragen und will blind nicht
Autofahren. Ich kann nicht.“ „Dann setzen Sie sich halt in
ein Taxi!“, entgegnete sie unwirsch. „Sie müssen kommen.
Sie wurden mir ja empfohlen!“
Dr. Ulrike Stelzl ist niedergelassene Ärztin für
Allgemeinmedizin.
Mehr von ihr gibt es im Buch „Hallo Doc! 2
Anekdoten aus der Sprechstunde“ (erhältlich auf Amazon).
PRAKTISCH
TÄGLICH
Von Ulrike Stelzl
NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE
Stellen Sie sich vor: An-
fang des Jahres rechnen Sie
mit einem fetten Minus, tat-
sächlich beenden Sie das
Jahr aber mit einem satten
Gewinn. Dieses erfreuliche
Gefühl konnten die Gebiets-
krankenkassen der österrei-
chischen Bundesländer heu-
er erleben.
Ein Defizit von rund 94 Mil-
lionen Euro war im Februar
2016 prognostiziert worden,
aber letztlich wurde es ein
Bilanzgewinn von mehr als 70
Millionen Euro.
Begründet wurde diese Ab-
weichung mit unerwartet
erfreulichen Beitragseinnah-
men, bedingt durch die posi-
tive Entwicklung von Wirt-
schaft und Arbeitsmarkt, aber
selbstverständlich auch mit
dem sorgsamen Umgang mit
dem Geld.
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ÆRZTE
Steiermark
|| 03|2017
Die GKK-Bilanzen:
Burgenland
±0
Kärnten
±0
Falsch negative Ergebnisvorhersagen
gehören längst zu