10
Ærzte
Steiermark
 || 01|2014
politik
politischen Denkansatz der
eigentlich im Jahr 1989 als
Auslaufmodell erkannt und
abgeschafft wurde – mit dem
Fall der Berliner Mauer …
Der Gesamtvertrag der Ambu-
latorien für bildgebende Dia-
gnostik (CT und MRT)
wird
nun doch weitergeführt. Wie
sieht das konkret aus?
Hoff:
Die Verhandlungen
zum Gesamtvertrag zwischen
Wirtschaftskammer Öster­
reich und dem Hauptverband,
der die Basis für die Verträ-
ge auf Länderebene darstellt,
konnten noch vor Weihnach-
ten positiv abgeschlossen wer-
den. Sobald der Gesamtver-
trag vorliegt, muss dann noch
die länderspezifische Verein-
barung mit den steirischen
Sozialversicherungsträgern
endverhandelt werden. Im Be-
reich der CT- und MR-Un-
tersuchungen gibt es, bedingt
durch den medizinischen
Fortschritt, eine weiterhin
steigende Notwendigkeit, di-
ese Untersuchungstechniken
zur definitiven Entschei-
dungsfindung einzusetzen,
sei es zur Erstdiagnose, oder
auch im weiteren Behand-
lungsverlauf. Das ist weltweit
fachlich längst ausdiskutiert.
Das sind also keine „Sahne-
häubchenuntersuchungen“ im
wissenschaftlichen Elfenbein-
turm, sondern unverzicht-
bare Routinediagnostik. Es
ist keineswegs so, wie es die
Krankenkassen immer noch
gerne darstellen, dass CT
und MRT zusätzlich zur bis-
herigen Diagnostik stattfin-
det, sehr vieles findet anstelle
statt. Vieles ist heute auch
ambulant in CT- und MR-
Instituten anstelle stationärer
diagnostischer Aufenthalte
möglich. Ein gutes Beispiel
ist die Angiografie der Bein-
und Beckenarterien. Bis vor
wenigen Jahren war ein mehr-
tägiger stationärer Aufenthalt
für eine invasive Angiografie
zwingend. Heute kann man
das mit einer CT- oder MR-
Angiografie ambulant erledi-
gen. Trotzdem wurden bisher
diese mengenmäßig durchaus
relevanten Verschiebungen
weg vom stationären Bereich
und hin zur ambulanten Ver-
sorgung bei der Festlegung
der Untersuchungsfrequenzen
in den CT und MRT-Insti-
tuten nur unzureichend be-
rücksichtigt. Mit dem neuen
Gesamtvertrag soll es hier zu
deutlichen Verbesserungen
und zu einer Verkürzung von
Wartezeiten kommen.
Welche Angebote halten Sie
noch für unverzichtbar?
Hoff:
Die Sicherstellung einer
flächendeckenden, wohnort-
nahen medizinischen Ver-
sorgung – natürlich in der
gesamten Steiermark und
nicht nur im Großraum Graz.
Wenn diese Versorgung nicht
mehr gewährleistet ist, wird
es für die peripheren Regi-
onen noch schwieriger, sich
zu behaupten. Da gäbe es auch
Spielraum für vernünftige,
partnerschaftliche Lösungen
mit privaten Einrichtungen,
die von der Politik bis dato
aber nicht gewünscht sind.
Was wären solche Lösungen?
Hoff:
Etwa das Outsourcing
der radiologischen oder der
labordiagnostischen Versor-
gung eines Krankenhauses.
Aber man will immer nur
das Gegenteil, alles insourcen,
ohne, dass man es wirtschaft-
lich konkurrenzfähig betrei-
ben kann.
Sie vertreten auch die Pfle-
geheime? Was sind hier die
zentralen Probleme?
Hoff:
Hier haben wir eine ös-
terreichweit einmalige Situati-
on: Zwei Drittel des Angebots
wird von privaten oder pri-
vat-gemeinnützigen Trägern
bereitgestellt. Diese sind Ver-
tragspartner des Landes und
kämpfen mit großen Proble-
men, weil die Verträge aus un-
serer Sicht vom Land nicht in
der Form eingehalten werden,
wie sie seinerzeit abgeschlos-
sen wurden. Allein die not-
wendigen Tarifanpassungen
aus den kollektivertragsbe-
dingten Gehaltserhöhungen
werden den Heimen entweder
überhaupt nicht, oder mit
monatelangen Verspätungen
gewährt.
Pflege muss nicht immer Heim
heißen …
Hoff:
Wir haben 120 Mit-
glieder in diesem Bereich, mit
rund 170 Standorten. Die Pfle-
geheime tragen die Hauptlast
der Betreuung unserer Se-
nioren. Andere Betreuungs-
formen, über die so viel gere-
det wird, sind zwar durchaus
hilfreich, aber sie passen oft
zeitlich nur sehr begrenzt,
weil gewisse Bedingungen,
wie etwa die Eigenmobili-
tät gegeben sein müssen, da-
mit die Betroffenen mit einer
stundenweisen Unterstützung
das Auslangen finden. In dem
Moment, wo das nicht mehr
gegeben ist, brauche ich ein
Pflegeheim. Das kann man
nicht schönreden. Hier gibt es
auch ein weiteres Planungs-
problem: Speziell im Pflege-
heimbereich fehlen so gut wie
alle Basiszahlen.
Daten und Fakten
Der Fachgruppe der Gesundheitsbetriebe in der Wirtschafts-
kammer Steiermark sind die folgenden Bereiche zugeordnet:
Bettenführende Privatkrankenanstalten:
Privatkliniken und
Sanatorien, Kurbetriebe, Rehabilitationskliniken
Nicht bettenführende Anstalten:
Ambulatorien für Physika-
lische Medizin, CT-/MRT-Institute, Dialyse-Institute, sonstige
med. Institute und Labors
Private und privat-gemeinnützige Pflegeheime,
Bäder und Saunabetriebe
ImKernbereich des Gesundheitswesens umfasst die Fachgruppe
rund 320 Unternehmen. Gemeinsam leisten sie einen nicht weg-
zudenkenden Anteil an der medizinischen und pflegerischen
Versorgung der Steiermark. Insgesamt sind in den Mitgliedsbe-
trieben der Fachgruppe mehr als 8.000 MitarbeiterInnen (VZÄ)
direkt beschäftigt, jährlich werden rund 1,2 Millionen diagnos-
tische Leistungen und Therapien durchgeführt und über 50.000
PatientInnen in den privaten Akut- und Rehabilitationskliniken
stationär versorgt. In den privaten und privat-gemeinnützigen
Pflegeheimen werden rund 7.500 Menschen (zwei Drittel aller
steirischen PflegeheimbewohnerInnen) betreut.
„Gerade im Bereich der Pflegeheime
ist die politische Diskussion ganz
schwierig geworden, weil aus
taktischen Gründen die Budget-zahlen
zu Lasten der Heime
verbogen werden.“
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...48