Ærzte
Steiermark
|| 01|2014
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Luxusversorgung, sondern
wir gewährleisten in vielen
Bereichen die rasche und ko-
steneffektive Versorgung der
gesamten Bevölkerung in al-
len steirischen Regionen. Es
wird uns immer vorgehalten,
dass wir die Zwei- oder Drei-
klassenmedizin befördern.
Aber in Wirklichkeit ist es das
öffentliche System selbst, das
diese Entwicklung fördert.
Andererseits muss man sagen,
dass es in einer freiheitlich-
demokratischen Rechtsord-
nung jedem Patienten über-
lassen bleiben sollte, wohin
er sich in Behandlung be-
gibt. Hier liegt das eigentliche
Problem, nämlich dass wir
seit sicher schon über zehn
Jahren eine massive Rück-
verstaatlichungstendenz im
Gesundheitswesen erleben.
Es wird alles mit vermeintlich
notwendigen Planungen und
Beschränkungen der privaten
Anbieter zugepflastert. Die
Planer müssen sich keiner
Diskussion stellen, es wird
von oben dekretiert. Und
alles, was nicht in den Plan
passt, wird verboten. Diese
Mentalität des Behinderns
oder Verbietens privater Ge-
sundheitsleistungen greift
immer mehr um sich. Um
den Preis deutlich höherer
Kosten für die Allgemein-
heit entziehen sich öffentliche
Einrichtungen jeder Kosten-
Nutzenrechnung bzw. dem
Vergleich mit privatwirt-
schaftlich geführten Institu-
tionen. Das wird auch unter
der derzeitigen Landesrätin
so weitergeführt, obwohl sie
ja aus einer Partei kommt, die
immer Kompetenz in Wirt-
schaftsfragen vertreten hat.
Im Bereich der öffentlichen
Gesundheitsversorgung geht
es immer auch um soziale
Verantwortung und Gerechtig-
keit. Befinden Sie sich da nicht
manchmal in einer Zwick-
mühle, wenn es um unterneh-
merische Ziele geht?
Hoff:
Wenn ich eine be-
stimmte Zah l diagnos-
tischer oder therapeutischer
Leistungen zur Verfügung
haben muss, dann sollte
man sich auch überlegen, wo
man diese Leistungen un-
ter qualitativ hochwertigen
aber zugleich auch sparsamen,
wirtschaftlichen Rahmenbe-
dingungen erhalten kann.
Nicht umsonst heißt es ja,
heraus aus der stationären
hin zur ambulanten Versor-
gung. Das wird aber nicht
ehrlich zu Ende diskutiert.
In den Sonntagsreden wird
es zwar verkündet, aber von
Montag bis Freitag findet es
nicht statt. Die Privaten ha-
ben überhaupt kein Problem,
sich einer Qualitäts- und
Wirtschaftlichkeitsbewertung
zu unterziehen. Wir wissen,
dass wir in vielen Bereichen
medizinisch hochwertig und
dabei wirtschaftlich günstig
arbeiten können. Trotzdem
werden wir als Feindbild dar-
gestellt. Das betrifft auch den
bettenführenden Bereich. Die
KAGes spricht immer von
einer privatwirtschaftlichen
Konkurrenzsituation mit den
Privatkliniken und will des-
wegen Konkurrenzklauseln
geltend machen. In Wirklich-
keit ist die KAGes ein höchst-
subventionierter Betrieb, der
überhaupt keiner privatwirt-
schaftlichen Konkurrenzsi-
tuation unterliegt und im
Grunde eine nahezu unbe-
grenzte finanzielle Rückende-
ckung durch das Land erhält.
Wenn das nicht so wäre, hätte
die KAGes schon längst In-
solvenz anmelden müssen.
Trotzdem bekämpft sie die
privaten Einrichtungen mit
nicht nachvollziehbaren Ar-
gumenten. Die KAGes müsste
im Gegenteil froh sein, dass
sie durch die privaten Ein-
richtungen massiv entlastet
wird. Für die jährlich fast
20.000 stationären Patienten
in den Privatkliniken hät-
te die KAGes erstens keine
Bettenkapazitäten und zwei-
tens will ich gar nicht wissen,
wie ohne Private die Warte-
listen für bestimmte Opera-
tionen ausschauen würden.
Diese Mentalität des best-
möglichen Behinderns pri-
vater medizinischer Versor-
gungsleistungen entspringt
offenbar einem gesellschafts-
„Die Privaten haben überhaupt kein
Problem, sich einer Qualitäts- und
Wirtschaftlichkeitsbewertung zu
unterziehen.“