AERZTE Steiermark 10 | 2014 - page 32

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Ærzte
Steiermark
 || 10|2014
Forschung Steiermark
Fotos: Meduni Graz, Creative Collection
MEDIA BASED MEDICINE
Geige spielend am OP-Tisch
Naomi Elishuv litt 20 Jahre lang unter einem Tremor, der
ihr das Leben und Geigespielen schwer machte. Nun hat sie
sich einer Operation unter lokaler Betäubung unterzogen,
bei der ihr in Tel Aviv ein Gehirnschrittmacher eingesetzt
wurde. So ganz nebenbei spielte sie während des Eingriffs
am Operationstisch mit ihrer Geige.
Quelle:
-
eigenen-hirnoperation-geige-gespielt/84.869.477
Täglich bekommen Patient-
Innen von den Medien neue
„Sensationen“ aus der Welt
der Medizin aufgetischt:
Frisch publiziert
y
Activated protein C resistance assay and factor V Lei-
den.
in N Engl J Med von Prüller F, Weiss EC, Raggam RB,
Cervar-Zivkovic M, Renner W, Wagner J, Michaelis S, März
W, Mangge H.
y
Resolving tumor heterogeneity: genes involved in chor-
doma cell development identified by low-template ana-
lysis of morphologically distinct cells.
in PLoS One von
El-Heliebi, A; Kroneis, T; Wagner, K; Meditz, K; Kolb, D;
Feichtinger, J; Thallinger, GG; Quehenberger, F; Liegl-
Atzwanger, B; Rinner, B
Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen
Universität publizieren regelmäßig in internationalen
Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.
Mehrfachzucker steuern die
metabolische Gesundheit des Kindes schon im Mutterleib.
Muttermilchforschung
Das IIF Forschungsprojekt
(Marie Curie International
Incoming Fellowship der Eu-
ropäischen Kommission) von
Mag. Dr. Evelyn Jantscher-
Krenn an der Med Uni Graz
untersucht die Rolle von Koh-
lehydraten der Muttermilch
als potentielle Biomarker für
metabolische Erkrankungen
in der Schwangerschaft.
Humanmilch Oligosaccharide
(HMO) sind bioaktive Mehr-
fachzucker in der Mutter-
milch, die interessanterweise
bereits relativ früh während
der Schwangerschaft im müt-
terlichen Blutkreislauf sowie
im Nabelschnurblut nachweis-
bar sind. „Während die Be-
deutung von HMO für das
gestillte Neugeborene allmäh-
lich erkannt wird, ist die Rolle
von pränatalen HMO gänzlich
unbekannt“, erklärt Jantscher-
Krenn, Postdoc in der Arbeits-
gruppe von Dr. Lars Bode an
der University of California,
die das Forschungsprojekt an
der Med Uni Graz betreibt.
Die Wissenschaftlerin ist im
Rahmen eines Marie-Curie-
Stipendiums Gast an der Med
Uni Graz und findet in Pro-
jektkoordinator Univ.-Prof. Dr.
Gernot Desoye, Univ.-Klinik
für Frauenheilkunde und Ge-
burtshilfe der Med Uni Graz,
einen internationalen Exper-
ten auf dem Gebiet der mater-
nalen, fetalen und plazentaren
Interaktion.
Verschiedene genetische Fak-
toren, aber möglicherweise
auch Umwelteinflüsse, prägen
die Konzentration und Zu-
sammensetzung von HMO
in der Muttermilch. Die Aus-
wirkungen von Ernährungs-
verhalten und regelmäßiger
körperlicher Aktivität bzw.
eines aktiven Lebensstils auf
pränatale HMO im Blut ist
derzeit noch völlig unbekannt.
„Unsere Forschung hat daher
das Ziel zu prüfen, wie prä-
natale HMO die mütterliche,
aber auch fetale Gesundheit
beeinflussen und mit meta-
bolischen Veränderungen zu-
sammenhängen“, beschreibt
Jantscher-Krenn die Ziele ih-
rer Forschung. Sie hat sich
die Med Uni Graz vor allem
auch auf Grund des Zugangs
zu qualitativ hochwertigen
klinischen Proben und der
ausgezeichneten Forschungs-
infrastruktur als Gastinstitu-
tion ausgewählt. In ihrer For-
schung will Jantscher-Krenn
zeigen, dass HMO nicht nur
für das zu stillende Neuge-
borene wichtig sind, sondern
auch durch ihre Konzentrati-
on im mütterlichen und kind-
lichen Blutkreislauf die Ent-
wicklung des Kindes in utero
und möglicherweise auch da-
rüber hinaus beeinflussen.
In einem ersten Schritt wird
die HMO Konzentration im
mütterlichen Serum über die
Dauer der Schwangerschaft
verfolgt, um individuelle Un-
terschiede bzw. zeitliche Ver-
änderungen zu dokumentie-
ren. Nach der Geburt erfolgt
der Vergleich der fetalen HMO
im Nabelschnurblut mit den
mütterlichen HMO. Das große
Ziel des Forschungsprojekts an
der Med Uni Graz wird sein,
die Korrelation von präna-
talen HMO mit mütterlichen
Faktoren zu bestimmen. „Der
Body-Mass-Index der Mutter
oder auch deren physische
Aktivität wirken sich auf die
pränatalen HMO aus“, so Jant-
scher-Krenn. „Ebenso wer-
den wir im Projekt auch die
Seite des Kindes betrachten,
also welche Einflüsse präna-
tale HMO auf den Schwan-
gerschaftsausgang haben, wie
beispielsweise die Größe des
Neugeborenen oder dessen
Körperfettanteil. Unsere For-
schung wird wesentlich dazu
beitragen, das noch junge Feld
der HMO Forschung in Euro-
pa zu festigen und damit den
Grundstock für eine komplett
neue Ausrichtung der HMO
Forschung in der Perinatologie
zu legen“, so Jantscher-Krenn.
Mag. Dr. Evelyn
Jantscher-Krenn
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