

Ærzte
Steiermark
|| 12|2016
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ist natürlich nicht falsch. Das
erste und wichtigste Interesse
ist es, der eigenen Patientin
und dem eigenen Patienten in
die Augen schauen zu können,
ihnen nötige medizinische
Hilfe nicht vorenthalten zu
müssen. Was die politischen
Akteure sehr genau wissen, ist,
dass Patientinnen und Pati-
enten keinerlei wirkungsvolle
Vertretung haben – außer den
Ärztinnen und Ärzten, die
auch deren Interessen vertre-
ten, so wie das auch Anwälte
für ihre Mandanten tun. Die
so genannten „Patientenan-
wälte“ sehen ihre Aufgabe
darin, diese öffentliche Hand
gegen die Ärzte zu unterstüt-
zen (was verständlich ist, weil
sie ja von der öffentlichen
Hand bezahlt werden und
andernfalls ihren Job bald los
wären).
Unterstützer
Auch Psychotherapeuten er-
kennen bzw. erkannten das
Problem: In einer Resolution
Versicherten sukzessive ver-
schlechtert, sich selbst von
Schulden befreit und den
Ärztinnen und Ärzten die
Schuld gegeben.
Mit einer Mischung aus Kil-
ler-Argumenten („die Ärzte
blockieren“, „vertreten nur
eigene Interessen“), Schal-
meientönen („Primär ver-
sorgungszentren sind besser
als Einzelpraxen“) und ein-
fachem Ignorieren soll das
Projekt „Budgetsanierung im
Ärztekammern weiter zu be-
schneiden – was nun gesetz-
lich erfolgen soll. Denn die
negative Entwicklung konnte
bisher über die Beteiligung an
der Planung des Österreichi-
schen Strukturplans Gesund-
heit (ÖSG) und der regionalen
Strukturpläne (RSG) auf Län-
derebene sowie die Gesamt-
verträge und Stellenpläne im
niedergelassenen Bereich zu-
mindest gebremst werden.
Was dabei übersehen wird:
Den ärztlichen Einfluss zu
beschränken, heißt die Macht
der Krankenkassen zu erhö-
hen. Und die – vor allem die
Gebietskrankenkassen – ha-
ben mit einer stagnierenden
Zahl von Kassenstellen (egal,
ob in Einzel- oder Gruppen-
praxen) bei steigenden Be-
völkerungszahlen, Nichtan-
passung von Leistungs- und
Honorarkatalogen an die
Anforderungen einer zeitge-
mäßen Medizin schon bis-
her die Leistungen für ihre
Gesundheitsbereich“ Mitte
Dezember mittels „Vereinba-
rungsumsetzungsgesetz“ für
die 15a-Vereinbarung durch-
geboxt werden. Erste, mög-
licherweise unangenehme
Diskussionen hat man sich
erspart, indem die üblichen,
demokratischen Gepf logen-
heiten einer ausreichenden
Begutachtungsfrist gleich
über Bord geworfen wurden.
Dass Ärztinnen und Ärzte
eigene Interessen vertreten,
COVER
Primärversorgungsnebel
Dass Primärversorgung
immer schon zu den origi-
nären ärztlichen Aufgaben
gehört, liegt auf der Hand.
Sie mehr im Teamwork
anzubieten, ist ein Wunsch
vieler Ärzte, der aber bisher
unerfüllt blieb. Mit den
Primärversorgungszentren
soll aber die Primärversor-
gung politisch neu erfun-
den werden. Für rund 75
Zentren wird jetzt Geld aus
dem knappen Gesundheits-
budget abgezweigt werden.
Das Problem: Österreich
hat 2.100 Gemeinden, nicht
nur 75. Und das Teamwork
funktioniert auch nur,
wenn Ärzte
miteinander
statt
hintereinander
arbei-
ten können …