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NATIONALRATSWAHL 2017

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ÆRZTE

Steiermark

 || 09|2017

Ärzte ins Parlament?

Das geht.

„Ohne Ärzte geht’s nicht“ –

das ist der Slogan der ge-

planten Herbstkampagne der

Österreichischen Ärztekam-

mer. Ohne ÄrztInnen soll

es auch im Parlament nicht

gehen – weiter nicht gehen,

muss man ergänzen. Denn

mit dem Allgemeinmedizi-

ner Erwin Rasinger und dem

Zahnarzt Andreas Karlsböck

(beide aus Wien) waren auch

in der letzten Periode zwei be-

rufsberechtigte Doktoren der

gesamten Heilkunde im Par-

lament vertreten. Dazu kam

die promovierte Medizinerin

Dagmar Belakowitsch. Rasin-

ger zieht sich zurück und wird

dem neuen Nationalrat nicht

mehr angehören.

Im nächsten Nationalrat

könnten auch zwei steirische

Ärzte ihre Gesundheitskom-

petenz einbringen. Beide

gehören der ÖVP an. Die

hat für die Landesliste den

ehemaligen Rektor der Me-

dizinischen Universität Graz,

Josef Smolle, am vierten Platz

nominiert. Der ausgebildete

Dermatologe war von 2008 bis

2016 Rektor, danach kehrte er

nicht mehr in sein Fach zu-

rück, sondern übernahm eine

Professur für Neue Medien in

der Medizinischen Wissens-

vermittlung und -verarbei-

tung. Der 59-Jährige hat von

der Wahlarithmetik her hohe

Chancen, tatsächlich einen

Sitz im Nationalrat überneh-

men zu können. „Ich habe

mich mein ganzes Berufs-

leben hindurch bemüht, für

die Menschen etwas Positives

zu schaffen – nicht nur im

Rahmen meiner ärztlichen

und universitären Tätigkeit,

sondern auch darüber hi-

naus. Die Kandidatur für den

Nationalrat sehe ich als eine

weitere Gestaltungschance“,

begründet er seine Kandida-

tur. Und er nennt auch seine

Inhalte: „Meine vorrangigen

Ziele sind die Etablierung

der allgemeinmedizinisch-

hausärztlichen Versorgung

als zentralem Angelpunkt im

Rahmen der vorgesehenen

Primärversorgungszentren

und die Optimierung der

medizinischen Leistungen in

allen weiteren, jeweils adä-

quaten Versorgungsstufen.“

Er tritt „für eine Medizin

ein, die Administration und

legistische Absicherung auf

das Nötige beschränkt, und

verantworteter unmittelbarer

Arbeit für die und mit den Pa-

tientinnen und Patienten wie-

der mehr Raum gibt“. Über

die Medizin hinaus will er

– naheliegend für einen frühe-

ren Rektor – Forschung und

Bildung in den Mittelpunkt

stellen: „Forschung in der

Medizin, damit wir weiterhin

an der internationalen Spitze

mithalten und die Versor-

gungsmöglichkeiten weiter-

entwickeln können“, ist sein

Credo. Bildung – nicht nur

im tertiären Sektor, sondern

bereits vom Kindergarten an

– sei „die Voraussetzung für

ein friedliches Zusammenle-

ben, für gegenseitige Akzep-

tanz und Wertschätzung und

letztlich natürlich für wissen-

schaftliche und wirtschaft-

liche Prosperität“, sagt der

Träger des Großen Goldenen

Ehrenzeichens für Verdienste

um die Republik Österreich,

das er für sein langjähriges

Engagement um die Wis-

senschaft und Forschung im

Frühjahr 2016 verliehen be-

kommen hatte.

Die Einflussmöglichkeit eines

Arztes im Parlament sieht

er realistisch-optimistisch:

„Ich glaube, dass es bei aller

Interessensvielfalt durchaus

gemeinsame Ziele gibt, wenn

auch über die Wege dahin oft

kontrovers diskutiert wird.

Ein Arzt im Parlament kann

sicher eine unmissverständ-

liche Stimme zur Sicherung

der Qualität unseres Gesund-

heitswesens sein und eine

klare Positionierung der ärzt-

lichen Tätigkeit im Kontext

der verschiedenen Gesund-

heitsberufe vertreten.“

Nicht im Finale, sondern

in der ersten Halbzeit sei-

ner ärztlichen Laufbahn steht

Karlheinz Kornhäusl. Auch er

will in den Nationalrat – und

zwar mit einem beherzten

Vorzugsstimmenwahlkampf

in Graz und Graz-Umgebung

vom sechsten Listenplatz

aus. Er ist Arzt für Allge-

meinmedizin und steht in

der Ausbildung zum Facharzt

für Innere Medizin im Lan-

deskrankenhaus Wagna (ei-

gentlich LKH Südsteiermark,

Standort Wagna). „Ich habe

mich immer aus dem Leben

heraus politisch engagiert“,

sagt Kornhäusl. Das war als

Schülervertreter und Lan-

desobmann der Schülerunion

so, als Soldatenvertreter und

auf der ÖH. Und natürlich als

Arzt: Er ist stellvertretender

Landes- und Bundesobmann

der Angestellten Ärztinnen

und Ärzte und Obmann der

Sektion Turnusärzte. Seine

gesundheitspolitischen Ziele

sind ambitioniert: „Für ein

modernes und gerechtes Ge-

sundheitssystem brauchen wir

‚eine Zukunft der Vielfalt‘“,

sagt er: „Zusätzlich zu un-

seren Hausärzten, die es zu

stärken gilt, brauchen wir

Netzwerke, Gruppen- und Ge-

meinschaftspraxen, Ärztezen-

tren und natürlich moderne

Spitäler. Die Wege zum Arzt

Der Grazer Arzt Karlheinz Kornhäusl und der ehemalige

Rektor der Meduni Graz, Josef Smolle,

haben gute Chan-

cen, in den Nationalrat zu kommen. Während aber Smolle

einen recht sicheren Platz auf der VP-Landesliste hat, kämpft

Kornhäusl um Vorzugsstimmen in Graz und Graz-Umgebung.

„Ich habe mich mein

ganzes Berufsleben

hindurch bemüht, für

die Menschen etwas

Positives zu schaffen.“

Josef Smolle

Fast sicher gelistet:

Ex-Rektor Josef Smolle

Fotos: Schiffer, Vratny