

NATIONALRATSWAHL 2017
26
ÆRZTE
Steiermark
|| 09|2017
Ärzte ins Parlament?
Das geht.
„Ohne Ärzte geht’s nicht“ –
das ist der Slogan der ge-
planten Herbstkampagne der
Österreichischen Ärztekam-
mer. Ohne ÄrztInnen soll
es auch im Parlament nicht
gehen – weiter nicht gehen,
muss man ergänzen. Denn
mit dem Allgemeinmedizi-
ner Erwin Rasinger und dem
Zahnarzt Andreas Karlsböck
(beide aus Wien) waren auch
in der letzten Periode zwei be-
rufsberechtigte Doktoren der
gesamten Heilkunde im Par-
lament vertreten. Dazu kam
die promovierte Medizinerin
Dagmar Belakowitsch. Rasin-
ger zieht sich zurück und wird
dem neuen Nationalrat nicht
mehr angehören.
Im nächsten Nationalrat
könnten auch zwei steirische
Ärzte ihre Gesundheitskom-
petenz einbringen. Beide
gehören der ÖVP an. Die
hat für die Landesliste den
ehemaligen Rektor der Me-
dizinischen Universität Graz,
Josef Smolle, am vierten Platz
nominiert. Der ausgebildete
Dermatologe war von 2008 bis
2016 Rektor, danach kehrte er
nicht mehr in sein Fach zu-
rück, sondern übernahm eine
Professur für Neue Medien in
der Medizinischen Wissens-
vermittlung und -verarbei-
tung. Der 59-Jährige hat von
der Wahlarithmetik her hohe
Chancen, tatsächlich einen
Sitz im Nationalrat überneh-
men zu können. „Ich habe
mich mein ganzes Berufs-
leben hindurch bemüht, für
die Menschen etwas Positives
zu schaffen – nicht nur im
Rahmen meiner ärztlichen
und universitären Tätigkeit,
sondern auch darüber hi-
naus. Die Kandidatur für den
Nationalrat sehe ich als eine
weitere Gestaltungschance“,
begründet er seine Kandida-
tur. Und er nennt auch seine
Inhalte: „Meine vorrangigen
Ziele sind die Etablierung
der allgemeinmedizinisch-
hausärztlichen Versorgung
als zentralem Angelpunkt im
Rahmen der vorgesehenen
Primärversorgungszentren
und die Optimierung der
medizinischen Leistungen in
allen weiteren, jeweils adä-
quaten Versorgungsstufen.“
Er tritt „für eine Medizin
ein, die Administration und
legistische Absicherung auf
das Nötige beschränkt, und
verantworteter unmittelbarer
Arbeit für die und mit den Pa-
tientinnen und Patienten wie-
der mehr Raum gibt“. Über
die Medizin hinaus will er
– naheliegend für einen frühe-
ren Rektor – Forschung und
Bildung in den Mittelpunkt
stellen: „Forschung in der
Medizin, damit wir weiterhin
an der internationalen Spitze
mithalten und die Versor-
gungsmöglichkeiten weiter-
entwickeln können“, ist sein
Credo. Bildung – nicht nur
im tertiären Sektor, sondern
bereits vom Kindergarten an
– sei „die Voraussetzung für
ein friedliches Zusammenle-
ben, für gegenseitige Akzep-
tanz und Wertschätzung und
letztlich natürlich für wissen-
schaftliche und wirtschaft-
liche Prosperität“, sagt der
Träger des Großen Goldenen
Ehrenzeichens für Verdienste
um die Republik Österreich,
das er für sein langjähriges
Engagement um die Wis-
senschaft und Forschung im
Frühjahr 2016 verliehen be-
kommen hatte.
Die Einflussmöglichkeit eines
Arztes im Parlament sieht
er realistisch-optimistisch:
„Ich glaube, dass es bei aller
Interessensvielfalt durchaus
gemeinsame Ziele gibt, wenn
auch über die Wege dahin oft
kontrovers diskutiert wird.
Ein Arzt im Parlament kann
sicher eine unmissverständ-
liche Stimme zur Sicherung
der Qualität unseres Gesund-
heitswesens sein und eine
klare Positionierung der ärzt-
lichen Tätigkeit im Kontext
der verschiedenen Gesund-
heitsberufe vertreten.“
Nicht im Finale, sondern
in der ersten Halbzeit sei-
ner ärztlichen Laufbahn steht
Karlheinz Kornhäusl. Auch er
will in den Nationalrat – und
zwar mit einem beherzten
Vorzugsstimmenwahlkampf
in Graz und Graz-Umgebung
vom sechsten Listenplatz
aus. Er ist Arzt für Allge-
meinmedizin und steht in
der Ausbildung zum Facharzt
für Innere Medizin im Lan-
deskrankenhaus Wagna (ei-
gentlich LKH Südsteiermark,
Standort Wagna). „Ich habe
mich immer aus dem Leben
heraus politisch engagiert“,
sagt Kornhäusl. Das war als
Schülervertreter und Lan-
desobmann der Schülerunion
so, als Soldatenvertreter und
auf der ÖH. Und natürlich als
Arzt: Er ist stellvertretender
Landes- und Bundesobmann
der Angestellten Ärztinnen
und Ärzte und Obmann der
Sektion Turnusärzte. Seine
gesundheitspolitischen Ziele
sind ambitioniert: „Für ein
modernes und gerechtes Ge-
sundheitssystem brauchen wir
‚eine Zukunft der Vielfalt‘“,
sagt er: „Zusätzlich zu un-
seren Hausärzten, die es zu
stärken gilt, brauchen wir
Netzwerke, Gruppen- und Ge-
meinschaftspraxen, Ärztezen-
tren und natürlich moderne
Spitäler. Die Wege zum Arzt
Der Grazer Arzt Karlheinz Kornhäusl und der ehemalige
Rektor der Meduni Graz, Josef Smolle,
haben gute Chan-
cen, in den Nationalrat zu kommen. Während aber Smolle
einen recht sicheren Platz auf der VP-Landesliste hat, kämpft
Kornhäusl um Vorzugsstimmen in Graz und Graz-Umgebung.
„Ich habe mich mein
ganzes Berufsleben
hindurch bemüht, für
die Menschen etwas
Positives zu schaffen.“
Josef Smolle
Fast sicher gelistet:
Ex-Rektor Josef Smolle
Fotos: Schiffer, Vratny