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ÆRZTE

Steiermark

09|2017

47

NIEDERGELASSENE ÄRZTINNEN UND ÄRZTE

Grafik: Conclusio; Foto: Wilke

„Die Deutschen …

schwindeln also auch,

aber halt weniger.“

Ernest Pichlbauer

0,3 Prozentpunkte mehr als

in Deutschland. Was umso

erstaunlicher ist, als es in

Deutschland für die Versi-

cherten die Möglichkeit gibt,

zwischen den einzelnen öf-

fentlichen Krankenkassen zu

wählen, daher also auch Mar-

ketingkosten für die Versiche-

rungen anfallen.

Zu den Faktoren, die in der

offiziellen Darstellung fehlen

und vom deutschen Fach-

mann hinzugerechnet wur-

den, gehören die Positionen

y

Vertrauensärztlicher Dienst

(86 Millionen Euro)

y

Abschreibungen

(88 Millionen Euro)

y

Sonstige betriebliche Auf-

wendungen

(gut 103 Millionen Euro)

y

Zu hohe Erstattungen im

Vergleich zu Deutschland

(fast 75 Millionen Euro).

Zu ähnlichen Schlüssen kam

auch eine Studie, die Prof.

Hans Jürgen Wolter (c-alm

AG, St. Gallen, Schweiz), für

die Wirtschaftskammer Ös-

terreich erstellte. Er kam zwar

insgesamt auf etwas geringere

Prozentanteile als Habersber-

ger, sieht aber die österreichi-

schen, deutschen und Schwei-

zer Krankenkassen praktisch

gleichauf.

Der österreichische Gesund-

heitsökonom und Versor-

gungsforscher Ernest Pichl-

bauer hat diese Debatte schon

vor einiger Zeit in einem

Gastkommentar für die Wie-

ner Zeitung unter dem Titel

„Verwaltungskosten-Trickse-

reien der Krankenkassen“ iro-

nisch kommentiert.

Zum Vergleich der Erstat-

tungen schreibt er: „Auf

Köpfe berechnet, erhalten un-

sere Kassen dann 37 Euro pro

Nase ‚Ersatz‘ für den Verwal-

tungsaufwand. Die deutschen

Kassen kriegen für vergleich-

bare Leistungen nur 27 Euro

ersetzt und müssen sich stän-

Verwaltungskostenquote Krankenkassen 2012–2016

Quelle:

www.healthquanti.bplaced.net/Florian

Habersberger

%

1

3

2

4

5

6

7

2016

2015

2014

2013

2012

Österreich

(offiziell)

Österreich

(tatsächlich)

BRD

2,8

6,3

6,0

6,0

5,8

5,4

5,6

2,8

6,3

2,7

6,1

2,7

5,9

2,7

5,9

dig rechtfertigen, weil jeder

eine Verwaltungssubvention

wittert.“

Sein Fazit: „Am Ende wer-

den mit allerlei Tricks Ver-

waltungskosten klein-, Ge-

samtausgaben großgerechnet,

damit die Verwaltungsquote

schön niedrig bleibt.“

Trockener Schlusssatz: „Die

Deutschen … schwindeln also

auch, aber halt weniger.“