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Ærzte
Steiermark
|| 05|2014
serie
Arzt im besonderen Dienst
Lehrpraxis in
Sierra Leone
Ein Grazer MedizinerInnen-Trio
hat während sei-
nes Aufenthaltes in Sierra Leone einen bleibenden
Eindruck hinterlassen: Geburten wurden unter-
stützt und dortige Krankenschwestern geschult.
Robert Ernst-Kaiser
Knapp zwei Wochen ver-
brachten die Gynäkologin
Gudrun Lorenz-Eberhardt,
Kinderkrankenschwester Bar-
bara Werl und Kinderfacharzt
Peter Fritsch in der westafri-
kanischen Republik Sierra Le-
one. Das Land ist seit dem Jahr
2000 nach einem Jahrzehnt
Bürgerkrieg im Aufbau. Nach
Vermittlung von Sanatorium-
Leonhard-Geschäftsführer
David Kleiner und der Orga-
nisation „World Vision“ hat
das Trio in diesen zwei Wo-
chen vor Ort jede Menge er-
lebt und erreicht.
„Nach einer 48-stündigen An-
reise sind wir in der Stadt
Koidu sofort ins dortige
Krankenhaus. Dieses Haus
hat ein Einzugsgebiet von
500.000 Menschen. Auf uns
wartete auch sofort eine Kai-
serschnitt-Geburt“, so Fritsch.
Auf Einladung des Chefarztes
konnten die beiden Grazer
Ärzte unmittelbar aktiv wer-
den: Der kleine Bub atmete
nur sehr schwach, sein Herz-
schlag war viel zu niedrig.
„An diesem Beispiel hat man
auch sofort eines der größten
Probleme im Land gesehen.
Es gab zwar Ambu-Beutel in
der Klinik, aber keiner konn-
te diese bedienen. Wir konn-
ten gemeinsam den kleinen
Jungen stabilisieren und so
sein Leben retten. Die Eltern
tauften ihn auf den Namen
Peter, und ich bekomme jetzt
noch E-Mails mit Fotos vom
kleinen Sprössling“, blickt
Fritsch mit großer Freude
auf den ersten Tag in Afrika
zurück.
Schulung der
Krankenschwestern
Die Hauptarbeit während der
Zeit in Sierra Leone sahen die
Grazer MedizinerInnen darin,
die einzelnen Public Health
Units (PHU) zu besuchen.
Diese Einrichtungen gibt es
ca. alle fünf Meilen und sie
werden von einer Kranken-
schwester betreut. Fritsch:
„Am Anfang war die Skep-
sis gegenüber uns dort noch
groß. Aber von Tag zu Tag
kamen mehr Kinder in diese
PHU´s und am letzten Tag
sind 160 Kinder gekommen.“
Die Hauptprobleme dort sind
Malaria, aber damit kommt
man laut Fritsch gut zurecht,
viele Hautinfektionen durch
verunreinigtes Wasser, ver-
wurmte Kinder und auch
zum kleinen Teil Unterer-
nährung. „Nach vier Tagen
in diversen Einheiten haben
wir die Krankenschwestern
zusammengetrommelt und
Schulungen durchgeführt.
Wir haben gezeigt, wie eine
Geburtseinheit auszusehen
hat und wie man z. B. den
Ambu-Beutel bedient“, richte-
ten Fritsch und seine Kolleg
innen eine kleine Lehrpraxis
in Sierra Leone ein.
Lorenz-Eberhardt spielte
schon während des Studiums
mit dem Gedanken, in einem
„3. Welt-Land“ zu arbeiten.
„Ich bin rückblickend jedoch
froh, erst jetzt diese Erfah-
rung gemacht zu haben. Da-
mals hätte es passieren können,
dass ich vor lauter Fassungs-
losigkeit dort geblieben wäre
oder vielleicht den Glauben an
eine Gerechtigkeit in der Welt
Der große
und der
kleine Peter
nach der
Geburt am
ersten Tag in
Sierra Leone.