Ærzte
Steiermark
|| 06|2015
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LEHRE
Kinderbetreuungskosten
im Familienkreis müssen
dem Fremdvergleich
standhalten
Um Kinderbetreuungskosten bis
zu EUR 2.300 pro Kind und
Kalenderjahr steuerlich geltend
machen zu können,
müssen
bestimmte Voraussetzungen, wie
die Betreuung in einer
institutionellen Kinderbetreu-
ungseinrichtung oder durch
pädagogisch qualifizierte Per-
sonen, erfüllt werden.
Das Bundesfinanzgericht (BFG)
hatte sich unlängst mit einem
Sachverhalt auseinanderzusetzen,
in dem ein Steuerpflichtiger
seinem Schwiegervater (zugleich
der Großvater des zu betreuenden
Mädchens) für die umfassende
Kinderbetreuung ein Entgelt von
insgesamt EUR 2.300 pro Jahr
bezahlte. Diese Kosten wollte der
berufstätige Vater des Mädchens
in eben dieser Höhe – entgegen
der Ansicht des Finanzamts –
absetzen.
Das BFG überprüfte in diesem
Zusammenhang, ob eine schrift-
liche Abmachung vorliegt und die
Bezahlung fremdüblich erfolgte.
Im konkreten Fall lag eine unter-
zeichnete „Vereinbarung zur Kin-
derbetreuung“ vor,
die eine
jährliche Pauschalsumme in Höhe
von EUR 2.300 als Gegenleistung
für die Kinderbetreuung vorsieht.
Ausgehend von einer – wie in der
Vereinbarung dargelegt – wö-
chentlichen Kinderbetreuungszeit
von 39 Stunden pro Woche würde
sich so ein Stundenlohn von nur
EUR 1,34 ergeben (EUR
2.300/1.716 Stunden). Vergleicht
man die Tätigkeit des Schwieger-
vaters mit jenen von Haushalts-
hilfen oder Tageseltern, so ist der
berechnete Stundenlohn wohl
keinesfalls fremdüblich.
Daher
verneinte das BFG die Absetz-
barkeit der Kinderbetreuungskosten.
ECA Haingartner und Pfnadschek
Steuerberatung GmbH
8700 Leoben, Waasenlatz 1
Tel.: (03842) 299 00
Fax: (03842) 299 00-31
office@eca-leoben.at www.eca-leoben.atPraxisgründungs
training für Studierende
Das Programm wurde durch
das Institut für Unterneh-
mensführung und Entrepre-
neurship der Karl-Franzens-
Universität in Kooperation mit
der Meduni Graz veranstaltet.
Erstmals in der Steiermark
fand somit auf universitärer
Ebene eine spezifische Aus-
bildung statt, bei welcher die
wichtigsten praxisrelevanten
Grundlagen und Rahmen-
bedingungen des österrei-
chischen Gesundheitssystems,
wirtschaftliches Praxisma-
nagement, Marketing, Stand-
ortanalyse, Qualitätskriterien,
Hygieneverordnung, Steuern
und Abgaben uvm. vermittelt
wurden.
„Ich durfte selbst ziemlich alle
Facetten der Niederlassung
und Selbstständigkeit vom
Vertretungsarzt, Wahlarzt bis
zur Kassenpraxisübernahme
durchlaufen und hätte mich
sofort bei so einer Vorlesung
angemeldet, wenn es sie denn
schon gegeben hätte. Wenn
man keinen wirtschaftlichen
Bauchfleck hinlegen möchte,
sollte man so früh wie mög-
lich vorbereitet sein – am be-
sten schon im Studium!“, sagt
Alexander Moussa, Arzt für
Allgemeinmedizin in Hart-
berg und Vertretungsärztere-
ferent sowie Co-Referent von
Styriamed.net. „Am meisten
geschockt waren die jungen
Kollegen über das Kassenho-
norarsystem und die nied-
rigen Tarife mit den diversen
Degressionen und
Limits. Die meisten
wollen sich das un-
ter diesen Umständen
eher nicht antun!“, so
Moussa. In der Grup-
penarbeit zeigte sich,
dass die meisten Stu-
dierenden sich neben
einer Teilzeitanstel-
lung (möglichst ohne
Bereitschaftsdienste!)
am liebsten in der
Stadt, eine kleine
Ordination zur me-
dizinischen Selbst-
verwirklichung unter
Berücksichtigung der
vielzitierten Work-
Life-Balance wünschten. Ver-
dienen möchten sie zwischen
3500-5000€ im Monat – netto!
Nach einer Planrechnung und
Abzug aller Praxiskosten, So-
zialversicherung, Steuern und
Abgaben kam dann die Er-
nüchterung, dass ohne erheb-
lichen Arbeitseinsatz wohl die
notwendigen Umsatzzahlen
nur schwer zu erreichen sind...
Betriebswirtschaft für
MedizinerInnen
Da die Veranstaltung unter
dem Motto „Praxiseinblick“
stand, fand auch eine Exkur-
sion in die allgemeinmedi-
zinische Ordination von Dr.
Usar in Graz statt. Das Feed-
back der Studierenden auf
die dort bestehende Praxis-
gemeinschaft und den prak-
tizierten interdisziplinärem
Austausch war sehr gut: „Wir
Premiere: Im aktuellen
Sommersemester gab
es erstmalig eine Lehrveranstaltung zum Thema
„Gründung und Führung einer medizinischen
Praxis“ im Rahmen des Timegate-Wahlfach-
Programms.
wollen im Team arbeiten!“, so
der Tenor der jungen Kolleg
Innen in spe. Das Interesse der
Medizinstudierenden an den
Lehrinhalten wie auch bei der
Exkursion war sehr groß – alle
bestanden die notwendige ab-
schließende Klausur bestens.
Die nächste Lehrveranstaltung
„Praxiseinblick: Gründung
und Führung einer medizi-
nischen Praxis“ findet wieder
im Wintersemester 2015/16
statt. Für jene, die sich noch
weiter vertiefen wollen, steht
ein ganzer Lehrgang mit wei-
teren Wirtschaftsvorlesungen
und abschließendem Zerti-
fikat „Betriebswirtschaft für
Mediziner“ zur Verfügung.
Weitere Informationen beim
Institut für Unternehmens-
führung und Entrepreneur-
ship der Karl-Franzens-Uni-
versität Graz.
Foto: Ärztekammer