Ærzte
Steiermark
|| 06|2015
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Fortbildung
Blutzucker über 300 durch
schlechte Patientenaufklärung
Der aktuelle „Fall des Monats“ kommt aus dem Bereich
Allgemeinmedizin und betrifft einen Patienten in der Al-
tersgruppe zwischen 81-90..
Patient ist jahrelanger Typ II-Diabetiker, eingestellt auf Ja-
nuvia und Gliclacid. Daneben TASS, Simvastatin, Ramipril.
Eine Cataractoperation wird von Augenfacharzt/-ärztin für
nötig erachtet, terminisiert und durchgeführt. Der Patient
suchte die/den Fachärztin/-arzt ohne Überweisung vom
Allgemeinmediziner auf. Als Vorbereitung soll er 10 Tage
vor dem Eingriff keine „blutverdünnenden“ Medikamente
nehmen. Eine entsprechende Information bekommt der Pa-
tient mit. Weil der Patient genau sein möchte, setzt er ALLE
Medikamente ab. Auch bis 2 Wochen nach dem Eingriff
nimmt er keine Medikamente ein. Ich werde akut zu einem
Hausbesuch gerufen, weil der Patient plötzlich Doppelbilder
sieht, extrem schwach ist, sich nicht auf den Beinen halten
kann, dazu Schwindel und Ausfälle der Kognition.
Ergebnis:
KH-Einweisung mit Blutzucker über 300, ver-
mutlich nicht reversible Verschlechterung des Allgemein-
zustandes.
Gründe für Ereignis:
Kommunikationsmangel zwischen
Patient, Fachärztin/-arzt und Allgemeinmediziner. Hätte
Fachärztin/-arzt den Patienten auch zu mir geschickt, wäre
dieses Ereignis in dieser Form nicht eingetreten.
Eigener Ratschlag
: Fachärzte sollten bei Operationen die
einer Vorbereitung bedürfen (z.B. Absetzen von Medika-
menten) in jedem Fall den Hausarzt informieren bzw. den
Patienten auch noch zum Hausarzt schicken, denn Fach-
ärzten wird auch von den Patienten oft nicht alles Notwen-
dige berichtet (z.B. Medikamenteneinnahme).
Die CIRSmedical ExpertInnen dazu:
Fachärztin/-arzt sollte bei Änderung einer nicht fach-
spezifischen Medikation die/den für das geänderte Me-
dikament zuständigen therapieführende/n Ärztin/Arzt
einbeziehen, unabhängig von einer nicht vorliegenden
Überweisung. Sollte sie/er sich fachlich zuständig fühlen,
z.B. als Fachärztin/-arzt und gleichzeitig Ärztin/Arzt für
Allgemeinmedizin, so liegt einfach ein Informations- bzw.
Instruktionsmangel ihrer-/seinerseits vor.
Rechtliche Gegebenheiten:
Die/der Ärztin/Arzt sollte die
Maßnahmen ergreifen, die von einer/einem gewissenhaften
und aufmerksamen Ärztin/Arzt aus berufsfachlicher Sicht
ihres/seines Fachbereichs vorausgesetzt und erwartet wer-
den.
Gefahren- / Wiederholungspotenzial:
mittel
CIRSmedical.atfall des monats
Der Tipp von
der Expertin
Ärztesuche-App – Datenqualität
Gemeinsam mit der Kleinen Zeitung hat die Ärztekammer
Steiermark eine Ärztesuche-App für PatientInnen entwickelt.
Seit Ende 2014 können die Benutzer nach Fächern, Orten/
PLZ, Kassen, Fremdsprachen und einigen anderen Kriterien
suchen und bekommen die nächstgelegene Arztpraxis vorge-
schlagen. Jeder User kann in der Merkliste seine Ärztinnen
und Ärzte abspeichern. Zusätzlich enthält die App die wich-
tigsten Notfall-Telefonnummern von Rettung, Ärztenotdienst
und Co. Benutzer, die diese Funktion freigeschaltet haben,
bekommen zusätzlich Push-Meldungen – also kurze wichtige
Nachrichten mit Informationen rund um die Gesundheit.
Die Daten werden täglich aus der Ärztekammer-Datenbank
aktualisiert. Aber jede App kann nur so gut sein wie ihre
Datenqualität, deshalb ersuchen wir Sie um Kontrolle Ihrer
Daten (Öffnungszeiten, Telefonnummer, etc.) auf
www.ae- kstmk.or.at/46oder direkt in der App. Änderungen können
Sie ganz einfach im Informations- und Mitgliederservice
bekanntgeben:
info@aekstmk.or.atoder Fax 0316/8044-790
Eva Gutmann
» Je besser meine Patienten über ihre Erkrankung
Bescheid wissen, umso aktiver nehmen sie an ih-
rer Behandlung teil! «
(0316) 80 35-1855
www.stgkk.at/herzlebenSchulung für Bluthochdruck-Patienten