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Ærzte

Steiermark

 || 06|2015

Forschung Steiermark

Foto: Bernhard Bergmann, Creativ Collection

MEDIA BASED MEDICINE

Böser Zwilling im Gehirn

Wegen eines vermuteten Tumors im Gehirn legte sich eine

Frau im US-Bundesstaat Indiana unters Messer. Die Frau

hatte über Konzentrations- und Verständnisprobleme ge-

klagt. Bei der Operation machten die Ärzte eine ungewöhn-

liche Entdeckung: Im Gehirn der 26-jährigen befand sich

ein Teratom – der Embryo ihrer Zwillingsschwester, der

sich nie entwickelt hatte.

Quelle:

www.nbclosangeles.com

Täglich bekommen Patient-

Innen von den Medien neue

„Sensationen“ aus der Welt

der Medizin aufgetischt:

Frisch publiziert

y

Crossovers are associated with mutation and biased gene

conversion at recombination hotspots:

P NATL ACAD SCI

USA. 2015; 112(7): 2109-2114. [OPEN ACCESS] https://

forschung.medunigraz.at/fodok/suchen.publikati-

onen_mug_autoren?sprache_in=de&menue_id_in=&id_

in=&publikation_id_in=144399

Von:

Arbeithuber, B; Betancourt, AJ; Ebner, T; Tiemann-Boege, I.

Forscherinnen und Forscher der Grazer Medizinischen

Universität publizieren regelmäßig in internationalen

Journalen. Wir bringen jeden Monat aktuelle Beispiele.

Die Herzinsuffizienz ist mit

mehr als 20 Millionen Be-

troffenen europaweit eine der

häufigsten internistischen Er-

krankungen. Die Prognose

ist trotz optimaler Therapie

vor allem im fortgeschrit-

tenen Stadium der Erkran-

kung schlechter als bei vielen

Tumorerkrankungen. Inter-

nationale Wissenschafter­

Innen identifizierten nun ein

Schlüsselmolekül (PDE9),

dessen medikamentöse Hem-

mung in naher Zukunft die

Behandlung der Herzschwä-

che optimieren könnte.

„Die molekularen Ursachen

der kardialen Hypertrophie

– eine Verdickung des Herz-

muskels – und der daraus

resultierenden Herzschwäche

stellen ein bereits vielfach be-

forschtes Gebiet dar“, berichtet

Dr. Peter Rainer, Klinische

Abteilung für Kardiologie der

Med Uni Graz und Teil der

internationalen Forschungs-

gruppe an der Johns Hopkins

University, Baltimore, USA.

Rainer forschte einige Jahre in

den USA und baut seit seiner

Rückkehr an die Med Uni Graz

im Vorjahr eine eigenständige

grundlagenwissenschaftliche

Forschungsgruppe auf. Der Fo-

kus liegt auf den molekularen

Mechanismen, welche den ver-

schiedenen Herzerkrankungen

zu Grunde liegen.

Molekulare

Grundlagenforschung

Zahlreiche aktuelle Studien

belegen, dass ein intrazellu-

läres Molekül – das zyklische

Gu a no s i nmonopho s pha t

cGMP – und die damit ver-

bundene Aktivierung eines

weiteren Enzyms (Protein-

kinase G) das Herz vor der

Verdickung des Herzmuskels

(Hypertrophie) und einer da-

raus folgenden Herzschwäche

schützt. Das Enzym Phos-

phodiesterase 5 PDE5 ist am

Abbau von cGMP wesentlich

beteiligt. „Bereits seit einiger

Zeit ist bekannt, dass die Hem-

mung des Abbaus von cGMP

durch die Herabsetzung von

PDE5 schützend für das Herz

wirkt“, so Peter Rainer. cGMP

kann im Körper jedoch auf

verschiedene Weisen produ-

ziert und abgebaut werden.

Vorangegangene Klinische

Studien konnten belegen, dass

der Wirkstoff Sildenafil – be-

kannt aus der Behandlung der

erektilen Dysfunktion – trotz

seiner gefäßerweiternden Wir-

kung als PDE5 Hemmer eher

enttäuschende Langzeitresul-

tate liefert.

Neues Schlüsselmolekül

identifiziert

Das Forscherteam mit Beteili-

gung von Peter Rainer identi-

fizierte ein weiteres Schlüssel-

molekül aus diesem Netzwerk

– Phosphodiesterase 9 PDE9

– welches einen alternativen

Abbauweg darstellt, der bei

Herzschwäche an Relevanz

gewinnt. In diesem Molekül

erkennen die Wissenschaf-

terInnen einen möglichen

Grund für die mangelnde kli-

nische Effizienz von Sildenafil

in der PDE5 Hemmung und

damit in der Behandlung von

Herzschwäche. „PDE9 zielt

auf einen Pool von cGMP,

welcher durch PDE5 Hem-

mung bisher nur unzurei-

chend beeinf lusst werden

konnte“, sagt Peter Rainer.

Weitere Informationen

Ass.-Arzt Dr. Peter Rainer,

Klin. Abt. für Kardiologie,

Univ.-Klinik für Innere Medi-

zin, Medizinische Universität

Graz, Tel.: +43 316 385 12544

peter.rainer@medunigraz.at

Intensiver Ausbau der

Grundlagenforschung an der Med Uni Graz

Herzschwäche: Forscherteam

entschlüsselt Therapieansatz

Ass.-Arzt Dr.

Peter Rainer