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44

Ærzte

Steiermark

 || 05|2016

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Durchboxen und Anstiften

Trotz allgemeiner Überzeugung,

dass die Primärversorgung kein Gesetz braucht, um

besser zu werden, will die Bundesregierung ihr Primärversorgungs- oder PHC-Gesetz

durchboxen. „Mystery Shopping“, mit dem ohne konkreten Verdacht Spitzel in Arzt- und

Zahnarztpraxen, Apotheken, Krankenhäusern und bei sonstigen Vertragspartnern ver-

deckt schnüffeln dürfen, wurde bereits gesetzlich verordnet. Ob das rechtlich zulässig ist,

wird wohl der Verfassungsgerichtshof entscheiden müssen.

PHC ist nichts Schreckliches,

aber auch nichts sensatio-

nell Neues. Schließlich steht

das Wort für Primary Health

Care, und das ist etwas, das

viele ÄrztInnen, auch im Zu-

sammenwirken mit anderen

Gesundheitsberufen, tagtäg-

lich machen. Aber Primary

Health Care, zwecks besserer

Verständlichkeit (?!) tenden-

ziell eher in der übersetzten

Version „Primärversorgung“

verwendet, ist auch etwas

sehr Wichtiges. Mehr Team-

work in unterschiedlichen

Konstellationen, die auch die

Versorgungsangebote opti-

mieren, und besserer Infor-

mationsabtausch sind also

grundvernünftige Wünsche,

die das PHC- bzw. Primärver-

sorgungsgesetz – vordergrün-

dig – zu erfüllen verspricht.

Vordergründig, denn dass

ein Gesetz dafür nicht unbe-

dingt nötig wäre, hat auch die

Zukunftskonferenz Primär-

versorgung der Meduni Graz

(Seite 14) gezeigt. Es könnte

die Vielfalt, das Ausprobieren

neuer Ideen und unterschied-

licher Modelle vielleicht sogar

be- und in manchen Fällen

verhindern.

Aber: Das Bedürfnis der Re-

gierung, die „multiprofessi-

onelle und interdisziplinäre

Primärversorgung, soweit

diese durch Primärversor-

gungseinheiten nach diesem

Bundesgesetz erbracht wird“,

so der Gesetzesentwurf, zu

regeln, ist groß. Oder, wie

es Hauptverbands-General-

unglaubwürdig werden“.

Es gibt aber klare Vorstel-

lungen seitens der Ärztekam-

mer und der Ärzteschaft, was

durch ein solches Gesetz kei-

direktor Josef Probst bei der

erwähnten Konferenz for-

muliert hat, eine „sichtbare

Reform“, sprich ein Gesetz,

sei nötig, „damit wir nicht

nesfalls passieren darf:

Der Kassen-Gesamtvertrag,

der Ärztinnen und Ärzten ein

gewisses Maß an Sicherheit

gibt, und sicherstellt, dass

nicht Einzelne einem mäch-

tigen Kassen-Monolithen

gegenüberstehen, darf nicht

unterlaufen werden.

Es darf kein Versorgungs-

Paralleluniversum entstehen,

das die hausärztliche Ver-

sorgung völlig an den Rand

drängt. Das Motto „Team

rund um den Hausarzt“ kann

nicht reines Lippenbekennt-

nis sein. Es muss gelebt wer-

den. Im Teamwork mit ande-

ren Gesundheitsberufen darf

die ärztliche Kompetenz nicht

einer ideologisch motivierten

Gleichmacherei geopfert wer-

den.

Der Zugang zu Fachärztinnen

und Fachärzten darf nicht

erschwert werden. Der kon-

struktive Konsens, wie er z. B.

im Netzwerk

„Styriamed.net“

gelebt wird, kann und muss

gesichert bleiben.

Nichtärztliche Ketten mit

vorwiegend wirtschaftlichen

Interessen dürfen nicht an die

Stelle ärztlicher Versorgungs-

einheiten treten, wie das in

den USA der Fall ist.

„Dem Bewährten mehr Mög-

lichkeiten geben, ist das Ziel.

Das Bewährte zu verdrängen

und Raum für eine Mischung

aus staatlicher Kontrolle und

Kapitalinteressen zu geben, ist

eine reale Gefahr, gegen die

Kolumnist

Jeannée

wettert in

der Krone

gegen die

Spitzel.