Ærzte
Steiermark
 || 06|2013
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Angestellte Ärztinnen und Ärzte
Fotos: Opernfoto, Schiffer
Wie attraktiv die Tätigkeit in einem Krankenhaus
mittlerweile sein kann, sieht man sehr gut daran,
dass derzeit rund 170 Turnusstellen in ganz
Österreich nicht besetzt sind.
Stellvertretender Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte und
Obmann der Bundessektion Turnusärzte Karlheinz Kornhäusl
Reaktionen:
Aus dem Büro von Sozialminister Rudolf Hundstorfer
heißt es, dass man mit den Ländern verhandeln möchte.
Vor zwei Jahren seien geplante Änderungen am Wider-
stand von Ober- und Niederösterreich gescheitert, weil
diese Bundesländer dadurch höhere Kosten befürchte-
ten. Hundstorfer geht davon aus, dass eine Lösung erst
nach der Nationalratswahl gefunden werden kann.
Die Belastungen werden zunehmen. Es gibt
in manchen Fächern jetzt schon zu wenige
ÄrztInnen, der Bedarf wird aber weiter steigen.
Die flächendeckende Umsetzung des 25-Stunden-
Dienstes muss dringend eingeführt werden.
Kurienbomann Martin Wehrschütz
Das bedeutet in der Praxis für
die verbliebenen Kolleginnen
und Kollegen noch mehr Ar-
beit, und das wiederum führt
in einen Teufelskreis aus
überlangen Diensten, Über-
müdung, Demotivation und
Qualitätsverlust.“ Kornhäusl
forderte daher neue Arbeits-
zeitmodelle, die auch dem
wachsenden Frauenanteil so-
wie den Lebensumständen
junger ÄrztInnen generell
Rechnung tragen.
Spitalserhalter in
die Pflicht nehmen
Dieter Kölle, zweiter stellver-
tretender Kurienobmann, be-
tonte, dass auch die Spitalser-
halter und -träger in die Pflicht
zu nehmen sind: „In einzelnen
Bundesländern gibt es bereits
Betriebsvereinbarungen, die es
ermöglichen, dass Ärztinnen
und Ärzte grundsätzlich nach
25 Stunden das Haus verlassen.
Allerdings ist es vielerorts
noch üblich, dass nach dem
Journaldienst weitergearbei-
tet wird, oder dass am Wo-
chenende durchgehend Dienst
gemacht wird.“ Dabei wird
dieser Zustand laut Kölle von
den ÄrztInnen mitunter frei-
willig angenommen, denen
ein durchgehender Wochen-
enddienst oft lieber ist als die
Aufteilung des Dienstes auf
mehrere Wochenenden. Die
Kurie gibt zu bedenken, dass
hier auch die Angst vor Ein-
kommenseinbußen eine Rolle
spielt. Zudem muss auch der
Routinebetrieb aufrechterhal-
ten werden, bei einer Auswei-
tung von flexiblen Arbeits-
zeitmodellen, insbesondere
Teilzeit, „muss darauf geachtet
werden, dass die anfallende
Arbeit gerecht auf die übrige
Belegschaft aufgeteilt wird,
und das kann in letzter Kon-
sequenz nur durch Personal-
aufstockungen gelingen“, gibt
Kornhäusl zu bedenken. „Den
Spitalsträgern sollten die Si-
cherheit der Patienten und die
Gesundheit der Ärzteschaft
schon etwas wert sein“, so die
Forderung. „Es ist die Pflicht
der Spitalseigentümer, für bes-
sere Arbeitsbedingungen zu
sorgen. Das ist die Grundlage
jeden Qualitätsmanagements
und im Interesse der Patien-
tensicherheit unverzichtbar“,
ergänzt Mayer.
Politik blockiert
Der Kurienobmann stellte
fest, dass die Politik durchaus
wisse, dass etwas geschehen
müsse: „Die Kollegen in Salz-
burg haben alle Landtagspar-
teien mit dem Thema kon-
frontiert. Jeder der befragten
Politiker hat uns darin zu-
gestimmt, dass es überlange
Dienste in dieser Form gar
nicht geben dürfte.“ Passiert
sei jedoch nichts, es bleibe bei
Lippenbekenntnissen. Signale
aus dem Sozialministerium,
eine Gesetzesänderung zu
initiieren, seien vom Wider-
stand einzelner Länder über-
lagert worden. „Das Projekt
ist bis dato blockiert, weil die
Länder Kostensteigerungen
befürchten“, erklärte Mayer.
Befürchtet wird, dass die Be-
lastungen in den nächsten
Jahren weiter steigen werden.
„Es gibt in manchen Fächern
jetzt schon zu wenige Ärzt­
Innen, der Bedarf wird allein
in den österreichischen Spi-
tälern bis zum Jahr 2030 um
mehr als 4.700 zusätzliche Me-
dizinerInnen steigen“, rech-
net der Kurienobmann der
Angestellten Ärzte der Ärz-
tekammer Steiermark, Mar-
tin Wehrschütz vor. „Auch
wenn die Problematik von
den Spitalsträgern in letzter
Zeit erkannt wird, steht die
flächendeckende Umsetzung
des 25-Stunden-Dienstes noch
aus. Sie muss aber dringend
eingeführt werden.“
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