Ærzte
Steiermark
 || 12|2013
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extra
Weiterer Kurienbericht ab Seite 40.
debatte
Fotos: Ärztekammer Steiermark/Schiffer, beigestellt, Grafik: Mirko Maric´
Standortbestimmung
„Health at a glance“: Die jüngsten Zahlen der OECD über die
Gesundheitskosten und Leistungen waren weder besonders neu,
noch besonders überraschend. Aber sie lösten erwartete Reak-
tionen von Politikerinnen und Politikern aus: Damit lassen sich
Kürzungen im Gesundheitsbereich trefflich begründen.
Ja, es ist richtig: Österreich leistet sich mehr Investitionen in Ge-
sundheit als andere Staaten. Aber Österreich hat auch eine höhere
Produktivität und ein weit höheres Bruttoinlandsprodukt als viele
andere Länder. Und es gibt
mehr für Forschung und
Entwicklung aus.
Im Gegenzug haben wir
auch die geringste Arbeits-
losigkeit in der EU und
andere nationale Volks-
wirtschaften studieren in
Österreich, wie man die
Jugendbeschäftigung hoch
hält. Wir können es uns glücklicherweise aussuchen: Wollen wir
überdurchschnittlich, unterdurchschnittlich oder eben Durch-
schnitt sein. Was wir aber nicht können: Zum Nulltarif das Land
sein, in dem Milch und Honig fließen.
Natürlich gibt es in manchen Belangen Verbesserungsbedarf.
Wir können die Allokation verbessern, das ist unbestritten. Sol-
che Verbesserungen müssen aber mit Augenmaß stattfinden. In
einem Bereich die Ressourcen herunterzufahren und darauf zu
hoffen, dass es sich irgendwie ausgeht, geht sich ganz sicher nicht
aus. Und die Behauptung, man mache zwar alles billiger, aber
das sei schmerzfrei möglich, ist vielleicht ein frommer Wunsch,
jedenfalls aber falsch.
Das heißt: Reformen müssen behutsam und mit Rücksichtnah-
me auf Ursachen und Wirkungen stattfinden, die großen stati-
stisch begründeten Würfe scheitern an der Realität, wenn dieje-
nigen, die die Realität täglich erleben (und oft genug ausbaden)
müssen, ausgegrenzt werden.
Und wenn wir schon von Zahlen reden: Von Gesundheitsöko-
nomen gerne apostrophierte „Vorbilder“, wie Dänemark oder die
Niederlande, machen vielleicht das eine oder andere besser. Aber
billiger ist die Gesundheitsversorgung dort nicht.
Dr. Herwig Lindner ist Präsident der
Ärztekammer Steiermark.
+
Herwig Lindner
Gesundheit gibt es
nicht zum Nulltarif
Ende November gab es endlich eine Einigung
über die Honorierung der Screening-Mammo-
grafie in der Steiermark. Dafür gibt es sicher
mehrere Ursachen. Eine wird wohl auch die sein,
dass ein österreichweites Projekt nicht an der
Steiermark scheitern soll.
Der wesentliche Grund war aber, dass sich so-
wohl die steirischen Radiologen, als auch letztlich
die Gebietskrankenkasse, bewegt haben. Die
Fachgruppe Radiologie hat zwar einen Tarif
akzeptiert, der am untersten Rand des Österrei-
chkorridors angesiedelt ist, aber dadurch, dass
dieser Tarif nun auch für kurative Mammografie
Gültigkeit hat, ist es insgesamt ein wirtschaftli­
ches vertretbares Ergebnis. Die Gebietskranken-
kasse ist von ihrem ideologi­schen Beharrungs-
verhalten abgerückt und hat ak­zeptiert, dass
halbwegs faire Tarife, die in geordneten Verhand-
lungen herbeigeführt werden, Bestandteil einer
gedeihlichen Partnerschaft im Interesse der Pati-
entinnen und Patienten sind.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heißt
es so schön. Und es gibt noch viel zu tun, um die
vielen Probleme in der wohnortnahen, extramura­
len Versorgung zu lösen. Diese Einigung ist zu-
mindest ein Hoffnungsschimmer. Was hier gelang,
sollte auch in Bereichen gelingen, bei denen nicht
ganz Österreich kritisch in die Steiermark blickt.
Denn eines ist klar: Wenn die Gesundheitsreform
nicht als kommunizierendes Gefäß konstruiert
wird, wenn also eine Reduktion in den Spitals­
ambulanzen nicht im extramuralen Bereich
aufgefangen wird, droht eine für die Leistungs-
empfänger blutige Reform. Das wurde auch beim
letzten Runden Tisch der Gesundheitsprofessi-
onen deutlich. Und die Probleme betreffen nicht
nur den ärztlichen Bereich, aber fast immer das
Leistungsportfolio der GKK.
Vizepräsident Dr. Jörg Garzarolli
ist Obmann der Kurie Niedergelassene Ärzte.
Jörg Garzarolli
Probleme kann man 
nur gemeinsam lösen
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