AERZTE Steiermark | Mai - page 14-15

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Ærzte
Steiermark
 || 05|2015
Ærzte
Steiermark
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serie
Arzt im besonderen Dienst
serie
Arzt im besonderen Dienst
Fotos: Schiffer
in San Ignacio de Velasco
gezogen, es folgte der Turnus
in Kärnten und in der Steier-
mark.
22 Jahre AIDS-Hilfe
Zur AIDS-Hilfe kam sie über
eine Kollegin, die dort bereits
tätig war. Das Team und
der Zusammenhalt – nicht
nur mit den anderen Ärz-
tinnen und Ärzten, sondern
auch mit den BeraterInnen,
die für die psychologischen
Gespräche mit den Klien-
tInnen zuständig sind – ha-
ben Kaloud-Milowiz bereits
22 Jahre lang an dieser Stel-
le bleiben lassen: Dienstags,
mittwochs und donnerstags
stehen in der AIDS-Hilfe in
Graz zwei BeraterInnen und
eine Ärztin bzw. ein Arzt zur
Verfügung.
Vor der Blutabnahme fin-
det ein Vieraugengespräch
mit einem der Berater statt
– sie ist frühestens ab dem 15.
Tag nach einer Risikositua-
tion möglich. So früh – aus
der Sicht von Besorgten aber
auch: spät – kann eine In-
fektion festgestellt werden.
nicole schwar
Als Allgemeinmedizinerin
führt Veronika Ka loud-
Milowiz im Ambulatorium
der Steiermärkischen Ge-
bietskrankenkasse die ärzt-
liche Kontinenzsprechstunde
und arbeitet auch im Ambu-
latorium für physikalische
Medizin, im Kolleg für So-
zialpädagogik hält sie Vorle-
sungen über Gesundheitsleh-
re bei angehenden Sozialpä-
dagogInnen.
In der AIDS-Hilfe Steiermark
nimmt sie Blut ab – und zwar
bei Menschen, die Risikositu-
ationen ausgesetzt waren. Be-
reits bei ihrer Matura hat sich
diesbezüglich ihr Interesse
angekündigt: Im Fach Biolo-
gie wählte sie das Thema Blut
und Infektionskrankheiten
– und diese Thematik hat sie
auf ihrem medizinischen Weg
immer weiter begleitet.
Ihre starke Affinität und ihr
Engagement für soziale Pro-
jekte haben sie gleich nach
ihrem Studium nach Bolivien
in ein Missionskrankenhaus
Ausgeschlossen werden kann
sie erst, wenn zwölf Wochen
zwischen Risiko und Blutab-
nahme vergangen sind. Der
Standard-Test ist anonym
und kostenlos, das Ergebnis
liegt nach ein paar Tagen
vor. Wer sofort ein Ergebnis
möchte, kann für 28 Euro
einen Schnelltest durchfüh-
ren lassen. Ein HIV-positives
Ergebnis muss mit einem We-
sternblot bestätigt werden,
bevor es mitgeteilt wird.
Trotz Aufklärung tabu
Eine Gefahr sieht Kaloud-
Milowiz in der steigenden
Sorglosigkeit der Bevölke-
rung: „Mir scheint, die Auf-
merksamkeit diesbezüglich
und der große Schrecken vor
der HIV-Infektion sind viel
geringer geworden, da es sich
um eine behandelbare, chro-
nische Erkrankung handelt,
mit der man leben kann.
Aus diesem Grund wird die
Ansteckungsgefahr und die
Angst vor der Krankheit we-
niger gesehen und der verant-
wortungsbewusste Umgang
mit den Infektionsmöglich-
„Prävention und
Aufklärung ist das
wichtigste in Bezug auf
die HIV-Infektion. Der
aufmerksame Umgang
mit dieser Thematik
muss aufrecht bleiben.“
Veronika Kaloud-Milowiz
keiten außer Acht gelassen.“
Wie in jedem anderen me-
dizinischen Sektor gab es
in den letzten Jahren große
Fortschritte im Bereich der
medikamentösen Behand-
lung, wobei für eine adäqua-
te Therapie eine geringere
Tablettenanzahl als früher
eingenommen werden muss,
aber durch die langen Jahre
der Einnahme beträchtliche
Nebenwirkungen auftreten
können und eine Resistenz-
entwicklung möglich ist.
Kaloud-Milowiz: „Vorrangig
ist immer die Prävention. Die
jahrelange, unermüdliche
Aufklärungsarbeit – im Be-
sonderen jene der AIDS-Hilfe
– hat Früchte getragen.
Das Thema AIDS bleibt –
trotz Auf klärung – ein
Tabu, das Veronika Kaloud-
Milowiz und ihre rund 20
Kolleginnen und Kollegen
der AIDS-Hilfe Steiermark
aufzubrechen versuchen. Ein
Großteil der Energie fließt in
den Bereich Prävention.
Hilfe in Form von (steuer-
lich absetzbaren) Spenden ist
jederzeit erwünscht (IBAN:
AT47 6000 0000 9201 1856).
2014 wurden in der AIDS-
Hilfe Steiermark 2.228
HIV-Tests kostenlos und
anonym durchgef ühr t
(1.310 Männer, 918 Frauen).
Das Ergebnis war bei 5
Personen HIV-positiv. Das
sind 0,224 % aller in der
AIDS-Hilfe Steiermark
durchgeführten Tests.
Freiwillige Mitarbeit:
Die AIDS-Hilfe Steiermark
sucht Ärztinnen und Ärzte
zur Blutabnahme und
Durchführung der Schnell-
tests.
Interessierte wenden sich
am besten per E-Mail an
Die Fakten
Tabu? Thema!
Veronika Kaloud-Milowiz
ist Allgemeinmedizinerin. Und
Ansprechpartnerin für Krankheiten, über die ihre Patient-
Innen und KlientInnen nicht gerne sprechen.
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