AERZTE Steiermark | Mai - page 24-25

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Ærzte
Steiermark
 || 05|2015
Ærzte
Steiermark
 || 05|2015
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Universitätslehrgang
Ethik
Fotos: Schiffer
Arbeitsmedizin spielt eine
wichtige Rolle – sowohl aus
persönlicher Sicht der arbei-
tenden Menschen, als auch
aus Sicht der Unternehmen.
Über die rechtlichen Voraus-
setzungen hinausgehend - es
besteht eine gesetzliche Ver-
pflichtung zur Einrichtung
einer arbeitsmedizinischen
Betreuung für jeden österrei-
chischen Betrieb - bietet Ar-
beitsmedizin schon allein aus
inhaltlicher Sicht ein äußerst
interessantes und abwechs-
lungsreiches Betätigungsfeld:
Arbeitsmediziner helfen Men-
schen, gesund und leistungs-
fähig zu bleiben, indem sie
sie vor schädlichen Einflüssen
bewahren und sie zu gesund-
heitsförderlichem Verhalten
anleiten. Der präventive Cha-
rakter dieser Tätigkeit stellt
Wurden Sie schon von Ärzten um Rat gefragt,
weil sie von Patienten um Unterstützung bei
einem Suizid gebeten wurden?
Schaupp:
Ja, zwei, drei Mal.
Und was haben Sie geraten?
Schaupp:
Das war ein Gespräch im Sinne
einer gemeinsamen Reflexion. Ich habe
meine Meinung dazu gesagt. Ärzte haben
das Bedürfnis, mit jemandem Fragen des
Lebensendes zu besprechen, der in der Ethik
beheimatet ist.
Was waren die Themen?
Schaupp:
Als Moraltheologe und Ethiker
ist man geübter, Prinzipien und Kriterien
präsent zu haben. Dadurch wird das Ge-
spräch systematischer und analytischer. Das
trägt zur Klärung bei. Als Moraltheologe mit
christlichem Hintergrund kann man auch
die Spannbreite der möglichen Entschei-
dungen darstellen. Was ist verträglich, was
ist vertretbar? Nicht alles lässt sich einfach
mit ja oder nein beantworten, vieles ist fall-
bezogen.
Der Druck aus der Bevölkerung, aus der Po-
litik steigt bei diesem Thema. Diejenigen, die
Tötung auf Verlangen ablehnen, halten stand,
aber sie scheinen in der Defensive zu sein. Wa-
rum hat die Diskussion diese Dynamik?
Schaupp:
Die internationale Entwicklung
stellt einen großen Druck dar. Das Faktum
der Legalisierung in den Niederlanden und
in Belgien, die Zulassung des assistierten
Suizids in der Schweiz, die Freigabe in eini-
gen US-Bundesstaaten sowie die Diskussion
in Deutschland haben dazu geführt, dass
man das Thema aufgreifen möchte. Es ist
das Image einer modernen, liberalen und
innovativen Entwicklung entstanden. Die
Diskussion in der Bioethikkommission hat
sich daran und an Einzelfällen hierzulande
festgemacht, wo Österreicher in die Schweiz
ausgewichen sind. Daraus ist eine Dyna-
mik entstanden. Bei einer Tagung in Graz
für viele Mediziner eine will-
kommene Alternative bzw.
ein zusätzliches Standbein dar.
Die Nachfrage nach qualitativ
hochwertig ausgebildeten Ar-
beitsmedizinern steigt stän-
dig! Die Berufschancen sind
ausgezeichnet. Aufgrund des
derzeit stattfindenden Ge-
nerationenwechsels suchen
Unternehmen, aber auch Ar-
beitsmedizinische Zentren
ständig nach gut ausgebil-
deten ArbeitsmedizinerInnen.
Attraktiver Beruf –
attraktive Ausbildung!
Um Unternehmen als Arbeits-
mediziner betreuen zu dürfen,
bedarf es einer gesetzlich vor-
geschriebenen arbeitsmedizi-
nischen Ausbildung. Der von
der Öst. Akademie für Ar-
beitsmedizin und Prävention
(AAMP) durchgeführte Lehr-
gang bereitet die Absolventen
praxisnah auf die Aufgaben
im Umfeld „Betrieb“ vor. Die
Ausbildung der AAMP ist in-
sofern besonders attraktiv, als
sie Anwesenheit mit zeit- und
ortsunabhängigem Selbststu-
dium verknüpft. Die Teilneh-
mer können selbst bestimmen,
wann und wie viel Zeit sie in
den Erwerb von Theoriewis-
sen investieren. Die praxis-
nahe Umsetzung des Wissens
wird dann im Rahmen der
insgesamt 27 Anwesenheits-
tage (aufgeteilt auf 8 Module)
bzw. Betriebspraktika durch
Übungen, Fallbeispiele, Dis-
kussionen etc. gefestigt.
Neu: Ausbildung in der
Steiermark!
Ab November 2015 ist ein
Arbeitsmedizin-Lehrgang in
der Steiermark geplant - das
erste Mal als Universitäts-
lehrgang in Kooperation mit
der Medizinischen Universi-
tät Graz. Ausschließlich Ab-
solventen der AAMP dür-
fen sich daher „akademisch
geprüfte Arbeitsmediziner“
nennen. Sie erwerben damit
nicht nur die Berufsberech-
tigung, sondern gleichzeitig
auch Wettbewerbsvorteile für
ihre berufliche Tätigkeit.
Die Präsenzteile finden in der
Ärztekammer für Steiermark
bzw. in ausgewählten Betrie-
ben in Graz statt.
Informationen
Österreichische Akademie für
Arbeitsmedizin und Präventi-
on (AAMP), 02243 – 243110,
,
)
„Vorbeugen statt heilen“
macht Arbeitsmedizin attraktiv!
Gefragter denn je: Akademisch
geprüfte ArbeitsmedizinerInnen
Kernaufgaben:
y
Erkennen gesundheits-
und leistungsrelevanter
Faktoren im betrieblichen
Geschehen
y
Bewertung dieser Faktoren
hinsichtlich ihrer mög-
lichen Auswirkungen auf
den Menschen
y
Beurteilung individueller
gesundheitlicher Beein-
trächtigungen hinsichtlich
ihrer möglichen arbeits-
bedingten Ursachen sowie
ihrer Auswirkungen auf
die künftige Leistungs-
und Arbeitsfähigkeit
y
Entwicklung und Mitwir-
kung bei der Umsetzung
von Verbesserungsmaß-
nahmen.
Inhalte des ULG
Berufsbild, Zielfindung/-ver-
einbarung, Ethik in der Ar-
beitsmedizin, Gesprächsfüh-
rung, Investitionsplanung,
Grundlagen des Projektma-
nagements, Vertragsrecht
y
Arbeitsmedizinische Basis-
modelle, Einführung in das
Arbeitnehmerschutzrecht,
Evaluierung von Arbeits-
plätzen, Organisation der
betriebsärztlichen Einrich-
tung
y
Physische Faktoren: Ar-
beitsumfeld (Lärm, Staub,
Hitze-/Kältearbeit, ioni-
sierende und nichtionisie-
rende Strahlen, Licht und
Beleuchtung), Arbeitsmittel
(statische und dynamische
Belastungen, elektrischer
Strom, Brand/Explosion,
Unfallverhütung), Arbeits-
stoffe (Chemisch-toxische
Stoffe, biologische Arbeits-
stoffe)
y
Psychische Einf lussfak-
toren: Identifikation und
Auswirkungen (Aufbauor-
ganisation, Ablauforganisa-
tion, Unternehmenskultur,
Auswirkungen psychischer
Einf lussfaktoren), Analy-
se und Kongruenzüber-
prüfung (Erhebung psy-
chischer Belastungen und
Beanspruchungen, Be-
wertung der psychischen
Leistungsfähigkeit, ältere
ArbeitnehmerInnen
y
Ge sundheit sber at ung /
Gesundheitsförderung:
Aufgaben der Personal-
und Organisationsent-
wicklung, Fehlzeitenma-
nagement, Wiederein-
gliederungsmanagement,
Burnout- und Stressma-
nagement , Sucht pr ä-
vention, Konzepte zur
Gesundheitsberatung/-för-
derung, Einstellungsände-
rung und Verhaltensmodi-
fikation
Kernaufgaben ArbeitsmedizinerInnen & Ausbildungsinhalte
„Sterbekultur
ohne Tötung“
Der Grazer Moraltheologe Walter Schaupp
ist auch
promovierter Mediziner. Er warnt vor einer sozialen 
Normalisierung der Tötung auf Verlangen und 
befürchtet eine geheime Komplizenschaft zwischen 
Gesundheitsökonomie und den Befürwortern 
des humanen Sterbens.
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