AERZTE Steiermark | Mai - page 26-27

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Ærzte
Steiermark
 || 05|2015
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Ethik
ETHIK
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entInnen an externe Stellen – etwa die PatientIn­
nenombudschaft, Medien oder das Gericht – wen-
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ÆRZTE
Steiermark
 || 04|2011
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hat ein belgischer Soziologe
auch auf die über die Medien
transportierten Vorbildge-
stalten hingewiesen, bekann-
te Persönlichkeiten, die sich
zu einem assistierten Suizid
entschließen, die auch etwas
heroenhaft dargestellt werden.
Es gab ein Mehrheitsvotum in
der Bioethikkommission für
eine gesetzliche Entkrimina-
lisierung. Andere, darunter
Sie, haben sich dagegen ausge-
sprochen. Ist die Entkrimina-
lisierung tatsächlich der erste
Schritt zu einer holländischen
Situation?
Schaupp:
Es gab mehre-
re Gründe für unser abwei-
chendes Votum. Ein Grund
ist, dass die Grenzziehung
sehr schwierig wird, wenn
es zu einer Öffnung kommt.
Das erschien uns als sehr
gravierendes Problem. Wenn
man Ausnahmen ins Gesetz
hineinschreibt, ist es schwie-
rig, sie nur auf Härtefälle zu
begrenzen.
Ein zweiter Punkt, der uns
motiviert hat, war, dass die
konkrete Umsetzung wenig
diskutiert wurde. Es wurde
nur gesagt, dass die Tötung
zugelassen werden soll, nicht
aber, wer es wie überprüft.
Damit Härtefälle nicht straf-
rechtlich verfolgt werden,
würde es genügen, die Richt-
linien für die Staatsanwalt-
schaften so zu ändern, dass
bestimmte Fälle nicht weiter-
verfolgt werden. Das könnte
viel Druck herausnehmen.
Die Erlaubnis zur Tötung
durch den Arzt hat die Zahlen
in den Niederlanden in die
Höhe schnellen lassen. Deu-
tet das auf ein gesellschaft-
liches Bedürfnis hin? Wir un-
terstellen ja nicht, dass die
Ärztinnen und Ärzte in den
Niederlanden es betreiben –
sie sind mit diesem Wunsch
konfrontiert.
Schaupp:
Die Zahlen sind
in den Niederlanden weniger
stark, in Belgien steigen sie
noch dramatisch. Die Zu-
stimmung steigt in Belgien
auch sehr stark, in den Nie-
derlanden dagegen ist sie kon-
stant. Hier ist eine gewisse
Sättigung erreicht. Es gibt
dafür den Begriff der „so-
zialen Normalisierung“. Es
ist ein Zirkel aus sozialer
Entwicklung und Akzeptanz
in der Bevölkerung. Es wird
zunehmend als reguläres In-
stitut akzeptiert und immer
weniger hinterfragt. Über die
Bedürfnisse hinaus entsteht
eine Kultur des Sterbens.
Dabei geht es nicht nur um
unbeherrschbare Schmerzen,
sondern sehr oft auch um
mangelnden Lebenswillen,
schwere Depressionen, unge-
löste Probleme.
Umfragen zeigen, dass es nicht
nur die Angst vor Schmerzen
gibt, sondern vermehrt auch
vor Kontrollverlust. Aller-
dings: Palliativmediziner er-
leben immer wieder, dass
Menschen, die sagen, die Tö-
tung wäre für sie die richtige
Möglichkeit, in der konkreten
Situation dann sehr wohl le-
ben wollen.
Es besteht die Hoffnung, dass
der Wunsch, getötet zu werden,
durch bessere palliativmedizi-
nische Angebote eingedämmt
werden kann. Ist das realis-
tisch?
Schaupp:
Vollständig wird
das nicht möglich sein. Na-
türlich ist der Ausbau palli-
ativmedizinischer Angebote
dringend nötig und wird
auch Druck aus der Debatte
nehmen. Aber die Debatte
speist sich nicht nur aus den
unbehandelbaren Schmerzen.
Ein Beispiel ist die Demenz.
Das hat nichts mit unbehan-
delbaren Schmerzen zu tun,
sondern mit Persönlichkeits-
veränderung.
Das scheint eine tiefgehende
Diskussion der Frage erfor-
derlich zu machen, welches
Leben lebenswert ist. Uti-
litaristische Ethiker neigen
dazu, dass ein Leben mit De-
menz weder den Betroffenen,
noch den Angehörigen etwas
bringt, und dass es der Ge-
sellschaft Kosten verursacht.
Sie übersehen dabei, dass die
Pflege eines Menschen, den
man liebt, auch sehr erfül-
lend sein kann. Es geht auch
um den Beziehungsaspekt
von Würde. Das müsste man
stärker sehen. Es wird auch
Erfahrungsberichte brauchen,
dass die Pf lege etwas Be-
friedigendes sein kann, dass
die Ängste nicht der Realität
entsprechen.
Ein Argument gegen die Frei-
gabe der Tötung auf Verlan-
gen, ist die Sorge, dass, so wie
im Nationalsozialismus, das
System entscheidet, welches
Leben unwert ist. Das Argu-
ment scheint aber in der brei-
ten, gesellschaftspolitischen
Diskussion keine große Rolle
zu spielen.
Schaupp:
Faktisch besteht
ein Unterschied zwischen den
Niederlanden bzw. Belgien
und Deutschland. In Deutsch-
land ist die Grundhaltung
viel vorsichtiger, das bringen
die meisten mit der national-
sozialistischen Vergangenheit
in Verbindung. Die Holländer
sagen sehr lautstark, das sei
ein deutsches Problem. Damit
sei nicht gesagt, dass jede Ge-
„Über die Bedürfnisse hinaus
entsteht eine Kultur des Sterbens.“
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